Verband Niedersächsischer Lehrkräfte zu den Ankündigungen der Kultusministerin zum neuen Schuljahr
(Hannover) - Zu den heutigen Ausführungen von Kultusministerin Julia Willie Hamburg zum neuen Schuljahr erklärt Torsten Neumann, Vorsitzender des Verbandes Niedersächsischer Lehrkräfte VNL:
"Auch im neuen Schuljahr 2024/25 wird der seit Jahren bestehende Lehrkräftemangel an den nicht-gymnasialen Schulformen, insbesondere an den Ober-, Real-, Haupt-, Förder- und teilweise Grund- und Gesamtschulen, und in den ländlicheren Regionen außerhalb der größeren Zentren bestehen bleiben. Wir erkennen durchaus die Bemühungen von Kultusministerin Julia Willie Hamburg an, sehen aber dennoch kein Licht am Ende des Tunnels. Die Situation an unseren Schulen ist weiterhin unbefriedigend. Gerade an den nicht-gymnasialen Schulformen fehlen auch zu diesem Schuljahresbeginn noch immer Lehrkräfte, so dass es an vielen Schulen nicht nur zu Unterrichtsausfällen, sondern auch zur Einschränkung des Ganztagsangebotes oder der dringend notwendigen Fördermaßnahmen kommen kann.
Uns fehlen weiterhin konkrete Maßnahmen, wie die Arbeitsbelastung der Lehrkräfte an unseren Schulen spürbar gesenkt werden kann. Das immer wieder angekündigte Unterstützungspersonal kommt noch immer nur schleppend an die Schulen. Von der dringend notwendigen Vertretungsreserve für alle Schulen ist von Seiten der Kultusministerin nichts zu hören oder zu lesen. Alle Lehrkräfte arbeiten bereits oftmals schon über dem Limit. Zu einem erkennbaren Bürokratieabbau ist es bislang nicht gekommen
Mit dem neuen Schuljahr wird das "Startchancen-Programm" auch in Niedersachsen mit 390 ausgewählten Brennpunktschulen anlaufen. Es ist zweifelsohne ein erster, richtiger Schritt, dem noch viele weitere folgen müssen. Es gibt erheblich mehr Schulen als die 390 ausgewählten, die einen hohen Anteil an sozial benachteiligten Schülerinnen und Schülern aufweisen und dringend Unterstützung benötigen. Wir hoffen, dass das Programm nicht gleich zu Beginn durch ausufernde Bürokratie ausgebremst werden wird.
Wir begrüßen grundsätzlich den im vergangenen Jahr gestarteten Freiräume-Prozess. Das darf aber nicht zur Verschleierung der Folgen des Lehrkräftemangels führen. Im Übrigen sind alle Schulen in Niedersachsen eigenverantwortlich, können dies aber oft nicht nutzen, da die Grundlagen wie eine gesicherte Unterrichtsversorgung nicht gewährleistet sind. Wir haben oftmals nur noch die Freiheit, den Mangel zu verwalten.
Der Ausfall vieler Unterrichtsstunden an unseren Schulen ist und wird leider ein Dauerzustand bleiben. Noch sehen wir kein erfolgsversprechendes Konzept zur Behebung dieses Problems. Überlegungen zur Vereinheitlichung der Lehrkräfteausbildung und der Kerncurricula werden nicht zu mehr Unterricht führen. Wir vermissen weiterhin die dringend notwendige Erhöhung der Studienplätze für die Lehrämter mit praxistauglichen Inhalten - auch im Vorbereitungsdienst.
Das neue Schuljahr ist wiederum ein sehr herausforderndes und wird von allen an Schule Beteiligten sehr viel abverlangen."
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