ver.di ruft Amazon-Beschäftigte zum Streik auf
(Berlin) - Im Tarifkonflikt mit dem Online-Handelsunternehmen Amazon ruft die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) die Beschäftigten ab heute (Dienstag, 11. Juli 2023) bis Donnerstag (13. Juli 2023) zum Streik auf. Zentraler Streiktag ist an allen zehn Standorten der heutige Dienstag. "Seit zehn Jahren kämpfen aktive Amazon-Kolleginnen und Kollegen für einen Tarifvertrag bei Amazon. Die Beschäftigten verdienen Respekt für ihren Mut, den sie trotz des Drucks durch den Arbeitgeber in dieser Auseinandersetzung immer wieder aufbringen", erklärt Streikleiterin Monika Di Silvestre.
Anlass für den Ausstand ist der von Amazon veranstaltete Schnäppchentag "Prime Day". Zum Streik aufgerufen sind die Beschäftigten in allen zehn Verteilzentren: Bad Hersfeld (zwei Standorte), Leipzig, Werne, Graben, Rheinberg, Koblenz, Dortmund, Achim, Winsen. Beschäftigte einzelner Standorte hatten bereits am Sonntag (09. Juli 2023) mit Streikaktivitäten begonnen.
Amazon habe zwar die Stundenlöhne in den vergangenen Jahren wiederholt erhöht und liegt damit inzwischen über dem aktuellen Mindestlohn. "Das hätte die Unternehmensleitung aber niemals ohne den Druck der Streiks freiwillig getan", so Di Silvestre. Tatsächlich blieben die Einkommen der Beschäftigten durch längere Arbeitszeiten und niedrige oder fehlende Sonderzahlungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeld oft um mehrere hundert Euro unter denen ihrer Kolleginnen und Kollegen in tarifgebundenen Unternehmen.
Das Geschäftsmodell von Amazon sei auf einer "Hire&Fire"-Mentalität aufgebaut und missachte die Bedürfnisse der in dem Unternehmen arbeitenden Menschen, kritisiert die Gewerkschaft. Dabei sei das Problem des Fachkräftemangels längst auch bei Amazon angekommen. "Wer qualifizierte und motivierte Beschäftigte haben möchte, muss als Arbeitgeber attraktiv sein. Ein Tarifvertrag kann dazu erheblich beitragen", so Monika Di Silvestre.
Konzerne wie Amazon verschafften sich Wettbewerbsvorteile auf dem Rücken der Beschäftigten und beschleunigten dadurch den Verdrängungswettbewerb im Handel massiv. ver.di fordert vom US-Konzern Amazon seit zehn Jahren die Anerkennung der Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels. "Denn nur Tarifverträge schützen Beschäftigte verbindlich vor Unternehmenswillkür und sie sind ein Zeichen von Anerkennung der harten Arbeit, die Beschäftigte täglich leisten. Deshalb ist es wichtig und notwendig, nicht nachzulassen. Es geht um Würde und Respekt", sagte die Gewerkschafterin.
ver.di fordert vom Unternehmen die Anerkennung der Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels sowie den Abschluss eines Tarifvertrages 'Gute und gesunde Arbeit'.
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