ver.di fordert politische Konsequenzen aus der Studie über das Potenzial zur Rückgewinnung von Pflegekräften
(Berlin) - Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) sieht durch die heute veröffentlichte Studie "Ich pflege wieder, wenn..." ihre Position bestätigt, dass der Teufelskreis aus schlechter Personalausstattung und fehlenden Fachkräften unverzüglich mit bedarfsgerechten Personalvorgaben und besseren Arbeitsbedingungen in der Pflege durchbrochen werden muss. "Die Studienergebnisse zeigen die enorme Bereitschaft. in die Pflegeberufe zurückzukehren bzw. Teilzeitverträge aufzustocken, wenn die Bedingungen stimmen", erklärte Sylvia Bühler, Mitglied im ver.di-Bundesvorstand. "Es gibt keinen Mangel an qualifizierten Pflegepersonen, sondern einen Mangel an Beschäftigten, die unter den derzeitigen Bedingungen bereit sind, in der Pflege zu arbeiten." Das Potenzial zur Wiedergewinnung von Pflegekräften müsse endlich gehoben werden. "Wenn Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach für die Einführung der PPR 2.0 als bedarfsgerechtes Personalbemessungsinstrument im Krankenhaus noch auf ein wissenschaftlich untermauertes Argument gewartet hat, liefert dies spätestens die neue Studie. Der Koalitionsvertrag muss hier umgesetzt werden - und zwar sofort."
Die in Kooperation von der Arbeitnehmerkammer Bremen, der Arbeitskammer des Saarlandes sowie vom Institut Arbeit und Technik erstellte und von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Untersuchung errechnet auf Grundlage einer Befragung von Pflegefachkräften ein Potenzial von mindestens 300.000 Vollzeitstellen, die durch Rückkehrerinnen und Rückkehrer bzw. die Aufstockung von Teilzeitverträgen zusätzlich besetzt werden könnten. Bei optimistischen Annahmen könnten es sogar 660.000 Vollzeitstellen sein. Als Bedingungen nennen die Befragten mehr Zeit für gute Pflege durch mehr Personal, eine höhere Bezahlung, verlässliche Arbeitszeiten, mehr Wertschätzung durch Vorgesetzte sowie Tarifbindung.
"Die Aussagen sind ein klarer Auftrag an Politik und Arbeitgeber, die Arbeitsbedingungen grundlegend und dauerhaft zu verbessern", sagte Bühler. "Der heute schon große und noch weiter wachsende Fachkräftebedarf muss gedeckt werden, um eine gute Pflege in einer älter werdenden Gesellschaft zu gewährleisten. Plänen, den Fachkräftebedarf zu decken, indem man deutlich kürzer ausgebildetes Personal schlicht zu Fachkräften erklärt, erteilen wir aus Gründen der Versorgungsqualität eine klare Absage."
Konkret forderte die Gewerkschafterin die Bundesregierung auf, das von der Deutschen Krankenhausgesellschaft, dem Deutschen Pflegerat und ver.di gemeinsam vorgelegte Instrument zur Personalbemessung in der Krankenpflege, die PPR 2.0, kurzfristig umzusetzen. Auch in der Altenpflege und in der Psychiatrie seien bedarfsgerechte und verbindliche Personalvorgaben notwendig. Zudem müsse insbesondere in der Altenpflege flächendeckend nach relevanten Tarifverträgen entlohnt werden, was mit den noch vom ehemaligen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf den Weg gebrachten Regelungen nicht gesichert sei.
Quelle und Kontaktadresse:
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
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