ver.di: Betriebswirtschaftliche Überlegungen dürfen keine Rolle dabei spielen, ob zurückgestellte Krankenhausbehandlungen wieder aufgenommen werden - mehr Tests beim Gesundheitspersonal gefordert
(Berlin) - Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) mahnt ein verantwortungsvolles Vorgehen bei der Wiederaufnahme zurückgestellter Krankenhausbehandlungen an. "Jetzt Entwarnung zu geben und rasch den Regelbetrieb in den Krankenhäusern wieder hochzufahren, wäre grundfalsch", warnte Sylvia Bühler, die im ver.di-Bundesvorstand für das Gesundheitswesen zuständig ist. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hatte sich am gestrigen Mittwoch (15. April) dafür ausgesprochen, die Regelversorgung schrittweise wiederaufzunehmen.
"Wir sind noch lange nicht überm Berg. Es kann infolge der Pandemie immer noch eine Situation entstehen, die die Kliniken an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit bringt. Es muss alles dafür getan werden, um sie optimal darauf vorzubereiten", sagte Bühler weiter. Dazu gehöre, dass Kapazitäten freigehalten und zusätzliche Behandlungsmöglichkeiten geschaffen würden. "Zugleich ist klar, dass manche Operationen nicht zu lange aufgeschoben werden können. Eine medizinische Unterversorgung und unnötiges Leid müssen vermieden werden." Deshalb gelte es, in jedem Einzelfall abzuwägen, was mit Blick auf die Betroffenen und die Gesamtversorgung das Beste sei. "Auf gar keinen Fall dürfen betriebswirtschaftliche Überlegungen hierbei eine Rolle spielen. Es muss um die bestmögliche Gesundheitsversorgung gehen - um nichts anderes." Sollten sich die politisch Verantwortlichen für eine schrittweise Wiederaufnahme zurückgestellter Behandlungen entscheiden, müsse dies mit klaren Rahmenvorgaben für die Kliniken einhergehen.
"Es passt überhaupt nicht zusammen, wenn Klinikbetreiber die Wiederaufnahme der Regelversorgung fordern und zugleich die im Zuge der Pandemie geschaffenen Ausnahmen vom Arbeitszeitgesetz nutzen wollen, um Zwölf-Stunden-Schichten zu ermöglichen", betonte die Gewerkschafterin. "Sich auf die Zunahme der an Covid-19-Erkrankten vorzubereiten, heißt auch, die Beschäftigten zu schonen und zu schützen." Erfahrungen mit der Corona-Pandemie in China hätten gezeigt, dass überlange Arbeitsschichten die Wahrscheinlichkeit von Ansteckungen und Todesfällen erhöhten. Auch gebe es keinen Grund, die Personalstandards während der Pandemie abzusenken. "Auch und gerade in dieser Krise muss ausreichend Personal eingesetzt werden, um Patienten und Beschäftigte zu schützen." Entscheidend sei zudem, dass das Personal ausreichend mit Schutzmaterial versorgt und regelmäßig auf eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 getestet werde, um Infektionsketten in den Einrichtungen zu unterbinden. Die angestrebte deutliche Ausweitung der Testkapazitäten sei daher ein richtiger Schritt.
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