Venture Capital- und Private Equity-Markt entwickelt sich wieder positiv
(Berlin) - Die vorläufigen Ergebnisse der Statistik des Bundesverbandes deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften German Venture Capital Association e.V. (BVK) belegen, dass die sich Ende 2000 eingeleitete Konsolidierungsphase der VC-Branche im Jahr 2001 fortgesetzt hat. Dennoch hat sich der Markt besonders im 4. Quartal wieder relativ positiv entwickelt.
Das Neugeschäft, d. h. die Bruttoinvestitionen der BVK-Mitglieder erreichten im 4. Quartal 2001 das Volumen von 1,9 Mrd. , die in 500 Unternehmen investiert wurden. Ein direkter Vergleich zu den vorherigen Quartalen ist dabei nicht möglich, denn 712 Mio. entfallen auf neue Mitglieder des Verbandes, darunter einige große Buy-Out Investoren. Dadurch ist das Quartalsergebnis atypisch und spiegelt den eigentlichen Verlauf der Investmenttätigkeit nicht wieder.
Vom Neugeschäft im 4. Quartal machen 1,6 Mrd. Erstengagements in 356 Unternehmen aus und 300 Mio. Folgeinvestments in 144 Unternehmen. Auf den Early stage-Bereich entfielen knapp 23 % der neuen Investitionen, ebensoviel auf Expansionsfinanzierungen und 51 % auf Buyout-Transaktionen. Die Zunahme von Buyouts wirkt sich auf die Strukturen der Investitionen nach Branchen derart aus, dass Investitionen in klassische Bereichen höhere Anteile ausweisen: Konsumgüter (19,6 %), Chemie/Werkstoffe (13,9 %) und Maschinenbau (13,7 %). Im 4. Quartal dominierten Investitionen in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Der Anteil von Investitionen im Ausland war mit 44,0 % relativ hoch.
In der Struktur der Abgänge zeigt sich die Konsolidierung nach wie vor deutlich. Allerdings ging der Anteil der totalen Verluste mit 35,8 % gegenüber dem 3. Quartal deutlich zurück und der Anteil von Trade sales nahm mit 23,1 % im Vergleich zu. Diese Entwicklung deutet an, dass der Prozess der Bereinigung in den Portfolios, der üblicherweise zwischen 12 und 18 Monaten andauert, sich seinem Ende nähert. Das heißt nicht, dass nun keine Ausfälle mehr zu erwarten sind, aber nicht mehr in den Größenordnungen. Betrachtet man das 4. Quartal, dann scheinen Exitkanäle wie der Trade sale wieder an Attraktivität zu gewinnen bemerkt Dr. Holger Frommann, Geschäftsführer des BVK.
Vorläufige Ergebnisse der Jahresstatistik
Mit den Zahlen für das 4. Quartal legt der BVK die vorläufigen Ergebnisse der Investmenttätigkeit für das gesamte Jahr 2001 vor. Wir haben einen deutlichen Rückgang bei den Investitionen erwartet, wenngleich auch keinen krisenhaften Absturz. Die Ergebnisse wiederspiegeln dies. Die in 2001 neu aufgenommenen Mitglieder haben ein Neugeschäft von 1,1 Mrd. eingebracht und damit zu einem Gesamtergebnis von 4,3 Mrd. beigetragen verweißt Dr. Werner Schauerte, Vorsitzender des Vorstandes des BVK. Vom gesamten Neugeschäft entfielen 73,0 % auf Erstengagements, wobei hier die Buyouts ihren Niederschlag finden, und 27,0 % auf Folgeinvestments. In der Struktur der Investitionen nach Finanzierungsphasen gab es die erwarteten deutlichen Veränderungen: Early stage-Investments nahmen mit 26,8 % einen geringeren Anteil ein als im Vorjahr, aber dieses Marktsegment ist, entgegen allen Vermutungen, nicht weggebrochen. Expansionsfinanzierungen machten auf das Jahr bezogen insgesamt 36,4 % aus. Auf Buyouts entfielen insgesamt 36,8 %, wobei insbesondere große LBOs deutlich zugelegt haben.
Die großen Buyouts führen u. a. dazu, dass im Branchenverteiler Chemie/Werkstoffe mit 15,9 %, Maschinenbau mit 11,7 % und Konsumgüter mit 10,8 % zu den bevorzugten Branchen zählen. Daneben zeigen die Anteile von Computer-Software und Biotechnologie mit 14,4 % respektive 11,5 %, dass die neuen Technologien an Bedeutung nicht verloren haben. Geringere Anteile entfielen dagegen auf Kommunikationstechnologie mit 7,9 %. Investments rund ums Internet kamen branchenübergreifend auf 4,4 %.
Der Anteil von inländischen Investments ist 2001 auf 69,9 % zurück gegangen, dem gegenüber haben Investments im Ausland zugenommen. Dies ist einerseits auf die neuen Mitglieder zurück zu führen, andererseits aber auch ein Ergebnis einer Tendenz zu mehr Internationalisierung im Geschäft. Auf das europäische Ausland entfielen 19,3 % aller Investitionen und 10,7 % wurden in den USA getätigt. Innerhalb der Bundesrepublik führen Investitionen in Bayern (15,2 %), gefolgt von Nordrhein-Westfalen (13,7 %), Hessen (11,0 %), Baden-Württemberg (8,4 %) und Berlin (6,6 %).
Die Struktur der Abgänge ist ein Spiegelbild der Konsolidierung. Trade sales kamen auf 20,3 %, IPOs machen nur 0,4 % aus aber sonstige Aktienverkäufe beliefen sich noch auf 7,7 % und Rückzahlungen von stillen Beteiligungen und Gesellschafterdarlehen kamen auf 18,7 %. Den größten Teil der Abgänge machten jedoch totale Verluste mit 34,8 % aus, was aus der Konsolidierung und den damit verbundenen Bereinigungen erklärt.
Insgesamt gesehen ist das Jahr 2001 nicht schlecht ausgefallen, wenn man die vorläufigen Ergebnisse unserer Statistik betrachtet. Eine krisenhafte Entwicklung hat es nicht gegeben, dafür aber eine notwendige Konsolidierung auf hohem Niveau. Damit sind die Grundlagen für neuerliche Wachstumstendenzen gelegt, wobei wir davon ausgehen, dass die Zuwachsraten eher moderat als sprunghaft sein werden, sagt Dr. Schauerte, Vorstandsvorsitzender des BVK. Immerhin wurden in 2001 Investitionen in über 1.900 Unternehmen getätigt, was sehr beachtlich ist und das Portfolio unserer Mitglieder stieg auf 15,3 Mrd. , das in fast 6.000 Unternehmen investiert ist. Die Verdreifachung der Bruttoinvestitionen vom dritten auf das vierte Quartal 2001 resultiert einerseits von den neuen Mitgliedern aus dem Buy-Out-Sektor, andererseits stellen wir aber auch wieder eine deutliche Zunahme der Seed- und Start up-Finanzierungen durch die schon traditionell im BVK organisierten Early Stage Investoren fest.
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