VDZ-Jahrespressekonferenz 2013: Neue Perspektiven durch Diversifizierung und digitale Angebote als Wachstumstreiber
(Berlin) - Gut jeder zweite Verlag steigert Investitionen in Diversifikationsprodukte / Rund ein Drittel der Umsätze aus Digital- und sonstigem Geschäft / Zeitschriften mit den höchsten Online-Reichweiten aller Mediengattungen / Anzahl der Zeitschriften legt mit insgesamt 1.542 Titeln weiter zu / Printtitel als Meinungsführer im Medienmarkt / Politik muss Presse-Grosso-Entscheidungen verabschieden / Aufbrechen des Quasi-Suchmaschinen-Monopols unabdingbar / Neues VDZ-Jahrbuch 2013 erschienen
Die Publikums- und Fachzeitschriftenverlagshäuser setzen neben der Stabilisierung des Printgeschäfts durch verstärkte Launch-Aktivitäten auf Diversifikation. Nach einer aktuellen Trendumfrage des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ), die dieser heute auf seiner Jahrespressekonferenz vorstellte, ist Diversifikation für 88 Prozent ein wichtiger Baustein ihrer Unternehmensstrategie. Dementsprechend werden 2013 in 56 Prozent der Medienhäuser die Investitionen in Diversifikationsprodukte steigern. Aktuell erwarten die Verlage für 2013, dass sie 32 Prozent ihrer Umsätze im Digital- oder sonstigem Geschäft erwirtschaften. Print bildet mit einem Umsatzanteil von 68 Prozent die tragende Säule. Im klassischen Kerngeschäft erwartet die Branche in diesem Jahr laut VDZ-Umfrage mit einem geringen Umsatzminus von 1,8 (Anzeigen) bzw. 0,6 (Vertrieb) einen leichten Rückgang. Im Online-Bereich wird von einem deutlichen Plus in Höhe von 13 Prozent ausgegangen, im sonstigen Geschäft von vier Prozent. "Die Umfrage zeigt, wie sehr sich die Verlagshäuser zu transmedialen Publishern mit Inhalts- und Plattformkompetenz entwickeln", sagte VDZ-Hauptgeschäftsführer Stephan Scherzer auf der Jahrespressekonferenz.
Die größten Chancen für Wachstum rechnen sich die Publikums- und Fachverleger bei digitalen Angeboten für ausgewählte Zielgruppen und Themen (63 Prozent), durch das Angebot plattformübergreifender Kommunikationslösungen (56 Prozent) und Bewegtbild-Angebote (44 Prozent) aus. Branded Content ist für 19 Prozent ein weiteres Wachstumsfeld.
Angesichts der vielfältigen Chancen durch die weiter zulegenden Online-Reichweiten der Zeitschriften wollen 88 Prozent der Umfrageteilnehmer die Digitalisierung in ihrem Unternehmen künftig noch konsequenter vorantreiben. Zudem sind drei Viertel davon überzeugt, dass Angebote für Smartphones und Tablets zum entscheidenden Treiber für Paid Content werden. Dafür spricht auch der rasant steigende Verkauf von Tablets und Smartphones in Deutschland.
Weitere Reichweiten-Zuwächse
Die große Bedeutung der digitalen Medienkanäle wird durch ihre kontinuierlich steigenden Reichweiten noch unterstrichen. Wie die Ergebnisse der AGOF internet facts zeigen, erzielen die Online-Angebote der Publikumszeitschriften im Schnitt pro Monat eine Reichweite von 69 Prozent und damit deutlich mehr als jede andere Mediengattung. Die Tageszeitungen kommen auf 56 Prozent, TV auf 46 Prozent und Radio auf lediglich zwölf Prozent.
Bei den mobilen Websites und Apps sind die Angebote der Publikumszeitschriften noch erfolgreicher: So nutzen laut AGOF 8,5 Millionen Menschen diese Angebote der Publikumszeitschriften (40 Prozent). Die Tageszeitungen kommen auf 6,5 Millionen (31 Prozent), TV-Sender auf zwei Millionen (neun Prozent) und Radio auf eine Million (fünf Prozent). Die besondere Relevanz von Print dokumentiert auch eine vom Medien-Tenor für den VDZ erstellte Analyse. Danach erweisen sich die Printmedien als die maßgeblichen Meinungsführer im Gattungsvergleich. So stammen insgesamt 94 Prozent aller im Jahr 2012 ermittelten Zitate von Printmedien (Zeitschriften: 44 Prozent; Tageszeitungen: 50 Prozent).
Fortsetzung des Neugründungstrends
Neben der Erweiterung des digitalen Angebots setzen Deutschlands Zeitschriftenverleger auch weiterhin auf Neugründungen, um die Leserinteressen zu adressieren. In den ersten drei Monaten dieses Jahres wuchs die Anzahl der Publikumszeitschriften wiederum um 22 auf jetzt 1.542 Titel, was ein historischer Höchststand ist. "Besser als durch jede Absichtserklärung zeigen die Neugründungen die Stärke und das Selbstbewusstsein von Print", erklärt dazu Stephan Scherzer. "Medienmarken sind für Nutzer und Werbekunden attraktive transmediale Angebote, die hohes Vertrauen genießen", so Scherzer weiter.
Abo-Auflage legt leicht zu
Die Relevanz der Zeitschriften als verlässliches Informationsmedium zeigt sich auch im nahezu stabilen Gesamtverkauf. Bei rund 110 Millionen insgesamt verkauften Exemplaren im Quartalsdurchschnitt 2012 ist der Vertriebsmarkt ein elementar bedeutsamer Umsatzbringer für Zeitschriftenverlage. Der leichte Anstieg der Abo-Auflage auf 49,4 Millionen ist ein Beleg der Wertschätzung.
Anzeigenmarkt hart umkämpft - Neue "Print wirkt"-Kampagne
Der Verteilungs- und Leistungswettbewerb unter den Medienkanälen bleibt auch bei leicht steigenden Gesamtwerbe-Investitionen (26,2 Mrd. Euro) die größte Herausforderung für die Zeitschriften und unterstreicht die Bedeutung neuer Geschäftsfelder. 2012 lag der Brutto-Werbeumsatz der Publikumszeitschriften mit 3,571 Milliarden Euro 4,3 Prozent unter dem Vorjahr. "Die steigenden Gesamtreichweiten über alle Medienkanäle sind der Garant für neue Angebotsformen, die insbesondere Zeitschriften mit ihrer thematischen Relevanz und hohen Akzeptanz bei den Lesern platzieren können", erläutert Scherzer.
Mit seiner neuen "Print wirkt"-Kampagne unterstreicht der VDZ die Positionierung der Publikums- und Fachtitel als effiziente und effektive Werbeträger. Alle Aussagen basieren auf den verdichteten Werbewirkungserkenntnissen des Ad Impact Monitors (AIM). Damit soll gezeigt werden, wie Marken und Unternehmen vom optimierten Print-Einsatz im Rahmen ihres Media-Mixes profitieren und bei gleichem Mitteleinsatz eine deutliche Verbesserung der Medialeistung erzielen.
Zukunft des Presse-Grossos muss gesichert werden
Die vom Bundestag in der 8. GWB-Novelle beschlossenen Regelungen zum Schutz des Presse-Grossos und zur Pressefusionskontrolle sind von größter Bedeutung für den Erhalt der Pressevielfalt. "Die Sicherung der Pressefreiheit und Pressevielfalt in Deutschland darf aber nicht deshalb unterbleiben, weil sich keine Einigung über wettbewerbsrechtliche Fragen für andere Branchen erzielen lässt", so Scherzer. Die Presseregelungen müssen auch dann noch vor der Sommerpause verabschiedet werden, wenn die ebenfalls in der 8. GWB-Novelle enthaltenen gesundheitspolitischen Fragen streitig bleiben.
EU-Datenschutz-Novelle: Ausgleich zwischen Datenschutz und Datenverarbeitung nötig
Die Verhandlungen zur EU-Datenschutz-Novelle sehen die Verleger weiterhin mit Sorge. EU-Kommission, EU-Parlament und EU-Ministerrat ringen in der EU-Datenschutznovelle um einen angemessenen Ausgleich zwischen Datenschutz und Datenverarbeitung. Scherzer: "Nach wie vor bestehen erhebliche Risiken für die redaktionelle Datenverarbeitung, die Abonnement-Werbung, den Streu- und Wechselversand der Fachpresse und die Ansprache von Zielgruppen vor allem auch für neue digitale Geschäftsmodelle."
Missbrauch des Quasi-Suchmaschinen-Monopols muss unterbunden werden
Eine Suchmaschine mit über 95 Prozent Marktanteil hat ein Quasi-Monopol. Sie verletzt nach Ansicht Vieler EU-Wettbewerbsrecht, wenn sie ihr Monopol zur Diskriminierung von Wettbewerbern durch willkürliche Bevorzugung eigener Angebote nutzt. Die EU-Kommission muss konsequent gegen den Versuch von Google vorgehen, sein Quasi-Suchmonopol dazu zu nutzen, eigene Angebote gegenüber vergleichbaren Wettbewerber-Angeboten zu bevorzugen. "Die Diskriminierung konkurrierender Angebote durch Ausgrenzung ist nicht hinnehmbar. Es muss ein Chancen-Gleichgewicht hergestellt werden", erklärte Stephan Scherzer.
VDZ-Jahrbuch 2013 erschienen
Neben einigen Innovationen in der Struktur und beim Cover ist das ebenfalls auf der Jahrespressekonferenz erstmals vorgestellte neue Jahrbuch seiner Tradition treu geblieben, nicht nur eine Bilanz des VDZ und seiner Mitgliedsverbände zu sein, sondern auch ein Autoren-Buch mit exklusiven Artikeln von Verlegern, Verlagsmanagern, Journalisten, zudem aus dem Umfeld der Verlage mit Persönlichkeiten des Anzeigen- und Vertriebsgeschäfts sowie aus Politik und Wirtschaft. Eingeleitet wird das Jahrbuch mit einem Beitrag von VDZ Präsident Prof. Hubert Burda, der unter anderem aufzeigt, warum die digitale Gesellschaft professionellen Journalismus braucht.
Quelle und Kontaktadresse:
Verband Deutscher Zeitschriftenverleger e.V. (VDZ), Haus der Presse
Peter Klotzki, Geschäftsführer, Presse und Kommunikation
Markgrafenstr. 15, 10969 Berlin
Telefon: (030) 726298-0, Telefax: (030) 726298-103