VDV fordert vollständige Umsetzung des Masterplans Güterverkehr und Logistik
(Köln) - Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) fordert die Bundesregierung auf, den Masterplan Güterverkehr und Logistik vollständig mit allen seinen 35 Maßnahmen umzusetzen. "Eine einseitig auf die Interessen des Straßengüterverkehrs orientierte Verengung der Bandbreite der im Masterplan skizzierten Maßnahmen ist im Rahmen des Gesamtkonzeptes nicht akzeptabel", betont Dr. Martin Henke, Geschäftsführer Eisenbahnverkehr des VDV. "Auch unter den aktuellen politischen und wirtschaftlichen Bedingungen ist eine Umsetzung des Masterplans als Ganzes erforderlich, wenn die Bundesregierung ihre politischen Ziele ernst nimmt."
Nach wie vor benenne der Masterplan die Zukunftsherausforderungen für die Transport- und Logistikwirtschaft richtig. Das beschriebene Handlungskonzept verbinde die verkehrswirtschaftlichen Handlungserfordernisse unmittelbar mit den zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen, insbesondere des Klimaschutzes, aber auch der Verkehrssicherheit. "Der Wert des integralen Masterplan-Ansatzes liegt darin", so Henke, "dass die Stärken und Schwächen der einzelnen Verkehrsträger aufgegriffen und pragmatisch den vorab formulierten Zielsetzungen unterordnet werden."
Die neue Bundesregierung habe am 11.12.2010 in ihrer Antwort auf eine kleine Anfrage der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen (DS 17/193) ausdrücklich und ohne Einschränkung erklärt, dass sie an diesen Zielen festhalte. Mit Schreiben vom 5. März 2010 habe die Bundesregierung verlautbart, dass sie nun von einzelnen Zielsetzungen des Masterplans abrücken und damit dessen integralen Ansatz in Frage stellen möchte. Dies könne im Ergebnis die Statik des Masterplans wesentlich beeinträchtigen. "Der VDV erwartet deshalb auch in Zukunft von der Bundesregierung die zügige und vollständige Umsetzung des Gesamtkonzeptes Masterplan - nicht nur derjenigen, die dem Fuhrgewerbe nützten. Dazu gehört insbesondere auch die finanzielle Absicherung der Maßnahmen", so Henke.
Die gestrige Pressemitteilung des Verkehrsclubs Deutschland e.V. (VCD), wonach Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer sich für Tempo 30 als innerörtliche Regelgeschwindigkeit ausgesprochen habe, war leider nur ein verkehrspolitischer Aprilscherz. Gleichwohl macht der Umwelt- und Verbraucherverband deutlich, dass Tempo 30 für ihn kein Witz, sondern im Sinne von Verkehrssicherheit und städtischer Lebensqualität unumgänglich ist.
Werner Korn vom VCD-Bundesvorstand: *Im Koalitionsvertrag der schwarz-gelben Bundesregierung wird die Verbesserung der Verkehrssicherheit als zentrales Anliegen benannt. Wer es damit ernstmeint, kommt um Tempo 30 nicht herum. Daher unterstützen wir den Berliner Senat in seinem Vorhaben, 30 km/h über eine Bundesratsinitiative als Standardgeschwindigkeit in Städten festzulegen, und appellieren an die Bundesländer, diese Initiative mitzutragen. Wir erwarten von Peter Ramsauer, sich im Sinne der Verkehrssicherheit ebenfalls für Tempo 30 starkzumachen."
Wer langsam fahre, habe einen kürzeren Anhalteweg: Bei 50 km/h komme ein Auto erst nach fast 28 Meter zum Stehen, bei Tempo 30 bereits nach etwa 13 Metern. Laufe unvermittelt etwa drei Autolängen oder 15 Meter vor dem eigenen Wagen ein Kind auf die Fahrbahn, könne man bei Tempo 30 noch rechtzeitig anhalten. Bei Tempo 50 hingegen pralle man mit noch immer über 40 km/h auf das Kind, verletze es schwer oder töte es gar. Niedrigere Geschwindigkeiten und erhöhte Aufmerksamkeit dürften daher nicht nur in speziellen Zonen gelten, sondern müssten innerorts Standard sein. Kinder gebe es nicht nur vor Schulen oder Spielplätzen, wo häufig schon Tempo-30-Zonen bestünden, sondern auch in Wohngebieten, die an Hauptstraßen liegen.
Tempo 30 verbessere auch die Lebensqualität in den Städten: Die Lärmbelastung sinke um durchschnittlich 3 dB (A). Das nehme das menschliche Ohr wie eine Halbierung der Verkehrsmenge wahr - zwanzig Autos mit 30 km/h entsprächen zehn Autos mit 50 km/h. Autohersteller und Auto-Experten empfählen seit Jahren, Tempo 30 im dritten Gang zu fahren. Tempo 30 schaffe zudem mehr Lebensraum: Schnelles Fahren erfordere breite Fahrbahnen, damit ausreichend seitliche Sicherheitsabstände gewährleistet seien. Bei 30 km/h sinke der Platzbedarf der fahrenden Autos. Dies schaffe Raum für Fahrradstreifen oder breitere Bürgersteige.
Anja Hänel, VCD-Verkehrsreferentin: *Es kommt stark darauf an, die Akzeptanz in der Bevölkerung für Tempo 30 zu erhöhen und aufzuzeigen, dass es dabei keineswegs um *Schikane* geht. Diese Regelung hat auch für Autofahrer Vorteile: Der Verkehr wird verstetigt, er wird flüssiger. Dadurch können die Reisezeiten sogar sinken. Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit ist zudem einprägsamer als die Zonenregelung. Die Vorteile liegen also auf der Hand."
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