Pressemitteilung | Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) - Hauptgeschäftsstelle

VDV bezeichnet »ÖPNV-Test« des ADAC als geradezu abenteuerlich

(Köln) - Als geradezu abenteuerlich bezeichnete Prof. Dr.-Ing. Adolf Müller-Hellmann, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), den Städtetest Nahverkehr (»ÖPNV-Test«) des Allgemeinen Automobil-Clubs. Der ADAC als Organisation von Autofahrern habe den Test – wie er selbst erklärt – durchgeführt, um zu erfahren: »Ist öffentlicher Nahverkehr wirklich so schlecht, wie der subjektive Ärger darüber vermuten lässt?« Die angeblich »objektive Bewertung großer Verkehrsverbünde im europäischen Vergleich« sei so erfolgt, dass das gesamte Angebot bewertet werde anhand des subjektiven Empfindens von »Scheintouristen« bei lediglich fünf einzelnen Testfahrten. Sie seien zufällig, da von der Stadtstruktur abhängig, ausgewählt worden und wären damit insgesamt nicht vergleichbar gewesen. Mit so einer geringen Anzahl von Fahrten lasse sich keine repräsentative Aussage z.B. zu Sicherheitsfragen, zur Vernetzung und zur Taktfrequenz des gesamten Nahverkehrsangebotes in einem Ballungsraum machen.

Als neutrales und unabhängiges Institut habe, so Müller-Hellmann, kürzlich noch die Stiftung Warentest untersucht, wie nutzerfreundlich der ÖPNV in Deutschland ist. Dabei seien 20 deutsche Städte getestet worden – auch aus der Sicht von Touristen, die sich in der jeweiligen Stadt nicht auskennen würden. Als Ergebnis habe die Stiftung Warentest – nach der Feststellung, dass »Busse und Bahnen in vieler Hinsicht noch kundenfreundlicher werden müssen« – ein »dennoch eher positives« Resümee gezogen: »Vor allem für Städtetouristen ist Sightseeing per Bus und Bahn empfehlenswert, weil preiswert, stressarm, sicher, umweltschonend – und ein Erlebnis an sich. ... Es macht Spaß, das mal selbst auszuprobieren.«

Beide Tests – sowohl der des ADAC als auch der der Stiftung Warentest – seien auf den Gelegenheitsfahrer ausgerichtet gewesen, der zwar eine wichtige Kundengruppe darstelle. Eine Gesamtbeurteilung des ÖPNV sei damit, unterstrich der VDV-Hauptgeschäftsführer, aber nicht möglich, da in Deutschland mehr als 75 Prozent aller Fahrten mit Bussen und Bahnen von Zeitkarteninhabern und damit Stammkunden getätigt würden.

Der ADAC habe, betonte Müller-Hellmann, den ÖPNV bei drei (von insgesamt nur zehn) Bewertungskriterien mit »sehr gut« bewertet – in allen 20 Städten hinsichtlich der Pünktlichkeit, in 19 Städten beim Fahrkomfort und in 17 Städten beim Wartekomfort. Das Bewertungskriterium »Fahrpreise« allerdings belege besonders, erklärte der VDV-Hauptgeschäftsführer, die Fragwürdigkeit des ADAC-Tests. Hier würden Schlussfolgerungen gezogen, ohne im Einzelnen die mit der jeweiligen Preisstufe mögliche Fahrtstrecke oder Gültigkeitsdauer zu betrachten. Dadurch komme der ADAC im Ergebnis zu unhaltbaren Aussagen über die Fahrpreise im Vergleich zwischen den einzelnen Städten. Außerdem würden im internationalen Vergleich Einkommen, Kaufkraft und Lebenshaltungskosten außer Acht gelassen. Schließlich seien die negativen Aussagen zum Ticketkauf und zur Tarifvielfalt, so Müller-Hellmann, nicht nachvollziehbar, da insbesondere in den untersuchten Ballungsräumen lukrative 24-Stunden-Tickets für Touristen bzw. Touristenfamilien angeboten würden.

Im übrigen besorge sich jeder Autofahrer, wenn er in ein fremdes Land und insbesondere in einen fremden Ballungsraum fahren wolle, vor Fahrtantritt detaillierte Unterlagen. Einem ÖPNV-Nutzer sei dies nach den Vorstellungen des ADAC offensichtlich nicht zumutbar. Unabhängig davon bezeichnete der VDV-Hauptgeschäftsführer die Verbesserung der Fahrgastinformation als eine ständige und überaus wichtige Aufgabe der Verkehrsunternehmen.

Der ADAC-Test bestätige, so Müller-Hellmann, einmal mehr, warum der VDV Vergleiche und Rankings zwischen Verkehrsunternehmen einzelner Städte grundsätzlich für problematisch halte, da das örtliche Angebot immer maßgeschneidert auf die lokalen Gegebenheiten und damit nur beschränkt vergleichbar sei. So käme der ADAC zu einer vollkommen anderen Rangfolge als die von der Stiftung Warentest ermittelte.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) Kamekestr. 37-39 50672 Köln Telefon: 0221/579790 Telefax: 0221/514272

NEWS TEILEN: