vdp sieht anhaltende Belebung im ImmobilienkreditgeschÀft der Pfandbriefbanken
(Berlin) - VerbandsprÀsident Jan Bettink: Institute haben sich weitgehend auf die neue NormalitÀt nach der Finanzkrise eingestellt und GeschÀftsmodelle an verÀnderte Rahmenbedingungen angepasst
- Weiterhin positive Entwicklung im AktivgeschÀft und leicht steigender Pfandbriefabsatz im laufenden Jahr erwartet
- vdp komplettiert Preisindexfamilie - Preisentwicklung auf dem deutschen Immobilienmarkt erstmals in einer Kennzahl aggregiert
Das ImmobilienfinanzierungsgeschĂ€ft der deutschen Pfandbriefbanken hat sich im Verlauf des zurĂŒckliegenden Jahres spĂŒrbar belebt und wird sich nach EinschĂ€tzung des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken (vdp) auch im laufenden Jahr positiv entwickeln. Grund dafĂŒr ist neben einer gestiegenen Nachfrage nach Krediten auch die weitgehende Anpassung der Institute an das nach der Finanzkrise fundamental verĂ€nderte Markt- und Regulierungsumfeld. "Die Pfandbriefbanken stellen sich mehr und mehr auf die neue NormalitĂ€t ein. Sie haben ihre Kapitalbasis gestĂ€rkt und sowohl ihre GeschĂ€ftsmodelle als auch ihre GeschĂ€ftspolitik, sofern notwendig, an die verĂ€nderten Rahmenbedingungen angepasst. Damit haben sie die Voraussetzungen dafĂŒr geschaffen, auch unter den neuen Vorzeichen nachhaltig erfolgreich zu sein und ihrer volkswirtschaftlichen Rolle als zuverlĂ€ssiger Finanzierungspartner ihrer Kunden auch in Zukunft gerecht werden zu können", erklĂ€rte vdp-PrĂ€sident Jan Bettink.
Im vergangenen Jahr stiegen die Darlehenszusagen in der Immobilienfinanzierung auf 101,3 Mrd. Euro; das entspricht einer deutlichen Zunahme um 9,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Neuzusagen in der Wohnimmobilienfinanzierung legten dabei um 8,0 Prozent auf 48,2 Milliarden Euro zu. In der Gewerbeimmobilienfinanzierung stieg das NeugeschĂ€ft sogar um 10,3 Prozent auf 53,1 Milliarden Euro. Dabei beschleunigten sich die ZuwĂ€chse in beiden Kategorien im Jahresverlauf deutlich. DemgegenĂŒber setzte sich in der Staatsfinanzierung die seit Jahren zu beobachtende Konsolidierung auch 2013 fort: Die Darlehensneuzusagen sanken von 21,7 Mrd. Euro im Jahr 2012 auf 19,1 Mrd. Euro; das entspricht einem RĂŒckgang um 12,1 Prozent. Allerdings zeigt sich zunehmend, dass das StaatsfinanzierungsgeschĂ€ft, das durch die regulatorischen VerĂ€nderungen besonders betroffen ist, auch auf dieser Basis eine gute Zukunft hat, vor allem in Form einer Re-Fokussierung auf das traditionelle GeschĂ€ft mit deutschen Kunden.
Leicht steigender Pfandbriefabsatz im laufenden Jahr erwartet
Eine fortschreitende Normalisierung ist auch auf der Refinanzierungsseite zu beobachten. Dies drĂŒckt sich etwa in der wieder problemlos möglichen Platzierung unbesicherter Bankschuldverschreibungen aus, die wĂ€hrend und unmittelbar nach der Finanzkrise weitgehend zum Erliegen gekommen war. Im vergangenen Jahr haben sich die RenditeaufschlĂ€ge unbesicherter Bankschuldverschreibungen im Vergleich zu gedeckten Bankschuldverschreibungen weiter eingeengt. Emissionen wurden fĂŒr die Institute dadurch zunehmend attraktiv.
FĂŒr die Pfandbriefbanken bedeutet dies, dass sie - bis auf Verbriefungen - den jeweils gewĂŒnschten Mix der Refinanzierungsinstrumente wieder individuell steuern können. Der Pfandbrief ist dabei fĂŒr immer mehr Institute ein strategisch wichtiges Refinanzierungsinstrument. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Institute mit einer Pfandbrieflizenz auf 79, im laufenden Jahr dĂŒrften weitere Institute hinzukommen. Dennoch sank - nicht zuletzt aufgrund der reichlich vorhandenen ZentralbankliquiditĂ€t - das Neuemissionsvolumen. Insgesamt beliefen sich die Neuemissionen auf 49,5 (56,5) Mrd. Euro. Davon entfielen 33,6 (38,5) Mrd. Euro auf Hypothekenpfandbriefe, 15,6 (14,3) Mrd. Euro auf Ăffentliche Pfandbriefe und 0,3 (3,2) Mrd. Euro auf Schiffspfandbriefe.
Vom Gesamtumlauf in Höhe von 452,2 (Vorjahr: 524,9) Mrd. Euro per 31. Dezember 2013 entfielen gut 44 (41) Prozent auf Hypothekenpfandbriefe. Nach wie vor ungebrochen ist die positive Entwicklung bei groĂvolumigen Emissionen. Im vergangenen Jahr gab es 26 (2012: 25) solcher Emissionen mit einem Gesamtvolumen von 16,6 (14,5) Mrd. Euro. Auch 2013 hatte kein anderer Covered Bond-Markt eine vergleichbare Zahl groĂvolumiger Emissionen vorzuweisen. Die Benchmark-Position des Pfandbriefs kommt auch im nach wie vor vorhandenen Renditeabstand zu Ă€hnlichen Papieren aus anderen LĂ€ndern zum Ausdruck. So mĂŒssen auslĂ€ndische Covered Bond-Emittenten ihren Investoren trotz der im Zuge der allgemeinen Beruhigung der KapitalmĂ€rkte weiter eingeengten Spreads immer noch signifikante AufschlĂ€ge im Vergleich zum Pfandbrief bieten.
FĂŒr das laufende Jahr erwartet der vdp auf Basis einer Umfrage unter seinen Mitgliedern einen leichten Anstieg des Neuemissionsvolumens auf 52,5 Mrd. Euro, getragen vor allem von einem deutlichen Anstieg des Absatzes von Hypothekenpfandbriefen.
"Der Pfandbrief ist in den letzten Jahren fĂŒr immer mehr Institute ein wichtiges Element im Rahmen eines nachhaltigen Refinanzierungsmix geworden. Dabei spielt auch die WertschĂ€tzung eine Rolle, die der Pfandbrief durch zahlreiche Privilegierungen bei der Umsetzung aktueller Regulierungsvorhaben erfahren hat", erklĂ€rte vdp-PrĂ€sident Jan Bettink.
Noch offene Fragen bei der kĂŒnftigen Regulierung
Das kĂŒnftige Regulierungsumfeld fĂŒr die Pfandbriefbanken und den Pfandbrief hat sich im Laufe des vergangenen Jahres zunehmend konkretisiert, so dass die Auswirkungen der neuen bzw. kĂŒnftigen Regulierung auf einzelne GeschĂ€ftsarten und die GeschĂ€ftsmodelle insgesamt inzwischen fĂŒr die Institute weitgehend quantifizierbar sind. Gleichwohl gibt es auf EU-Ebene noch reichlich Herausforderungen, insbesondere im Vorfeld der Ăbernahme der EZB-Aufsicht - so Jens Tolckmitt, HauptgeschĂ€ftsfĂŒhrer des vdp. Als Beispiele nennt er insbesondere die Gefahr, dass wichtige Spezifika nationaler Covered Bond-Gesetze nicht berĂŒcksichtigt werden sowie das Risiko möglicher Verwerfungen auf den FinanzmĂ€rkten aufgrund der laufenden EZB-PrĂŒfungen und der anstehenden Stresstests.
Der Verband setzt sich derzeit insbesondere dafĂŒr ein, dass Pfandbriefe in angemessener Weise als LiquiditĂ€tspuffer bei der Liquidity Coverage Ratio (LCR) berĂŒcksichtigt werden und dass der hohe QualitĂ€tsstandard des Pfandbriefs im Zuge einer möglichen Harmonisierung des europĂ€ischen Covered Bond-Rechts nicht beeintrĂ€chtigt wird.
Auf nationaler Ebene richtet sich das Augenmerk nach dem Inkrafttreten der jĂŒngsten Novelle des Pfandbriefgesetzes zum Jahresbeginn, die vor allem erweiterte Transparenzpflichten fĂŒr die Emittenten von Pfandbriefen gebracht hat, auf die bereits in Vorbereitung befindliche nĂ€chste Novelle.
"FĂŒr uns haben die permanente Verbesserung der QualitĂ€t des Pfandbriefs sowie die angemessene BerĂŒcksichtigung seiner Spezifika bei allen Gesetzes- und Regulierungsvorhaben absolute PrioritĂ€t, sei es auf nationaler oder auf europĂ€ischer Ebene. Auf diese Weise sichern wir sowohl die ungebrochen hohe Akzeptanz des Pfandbriefs bei Investoren als auch seine AttraktivitĂ€t fĂŒr die Emittenten dauerhaft ab. Bisher ist uns das gelungen, und wir werden alles daran setzen, dass dies auch in Zukunft so bleibt", erklĂ€rte Jens Tolckmitt.
Preisindex fĂŒr deutschen Immobilienmarkt komplettiert
Neben der Vertretung der Pfandbrief-Interessen im politischen Raum und bei der Begleitung von Regulierungsvorhaben steht der vdp seinen Mitgliedern auch in vielfĂ€ltiger Weise als Servicepartner zur VerfĂŒgung, etwa bei der Beratung in pfandbriefrechtlichen Fragen oder der Beurteilung der DeckungsfĂ€higkeit von Kreditengagements. Besonderer Schwerpunkt des auf die praktische UnterstĂŒtzung der Mitgliedsbanken ausgerichteten Teils der Verbandsarbeit war in der jĂŒngeren Vergangenheit der Ausbau der Immobilienkompetenz des vdp. So ermöglicht die im Jahr 2010 vorgestellte "vdp-Transaktionsdatenbank" die Betrachtung der Preisentwicklung auf dem Immobilienmarkt - sowohl fĂŒr Deutschland insgesamt als auch fĂŒr die einzelnen regionalen und objektartspezifischen TeilmĂ€rkte. Mittlerweile ist die Zahl der einliefernden Institute auf 260 gewachsen, die Datenbank umfasst heute rund 2,1 Mio. DatensĂ€tze tatsĂ€chlicher Transaktionen. Sie enthĂ€lt Informationen auf der Ebene einzelner Immobilien - neben Kaufpreisen und Mieten, Angaben zu den wertbeeinflussenden Eigenschaften - und kann so den teilnehmenden Kreditinstituten wertvolle Entscheidungshilfen bei der Kreditvergabe liefern.
Die Transaktionsdatenbank ist zugleich Grundlage fĂŒr die vom vdp errechneten Immobilienpreisindizes fĂŒr den deutschen Immobilienmarkt. Die vdp-Indexfamilie, die vor vier Jahren mit Preisindizes fĂŒr selbst genutztes Wohneigentum gestartet war, wurde seither sukzessive um Teilindizes fĂŒr BĂŒroimmobilien und MehrfamilienhĂ€user erweitert. Mit der Veröffentlichung neuer Preisindizes fĂŒr Einzelhandelsimmobilien ist die Indexfamilie nun komplett. In ihrer letzten Ausbaustufe kann sie sowohl die Preisentwicklung auf dem Wohnimmobilienmarkt ("Preisindex Wohnen") als auch auf dem Gewerbeimmobilienmarkt ("Preisindex Gewerbe") abbilden. Zudem ermöglicht sie die aggregierte Darstellung beider Sammelindizes in einem "Preisindex Immobilienmarkt Deutschland".
"Mit der Komplettierung unserer Indexfamilie ist es erstmals möglich, auf Grundlage echter Transaktionen die Preisentwicklung auf dem deutschen Immobilienmarkt in einer einzigen Kennzahl aggregiert darzustellen. Damit leistet der vdp einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Transparenz auf dem deutschen Immobilienmarkt", so Jens Tolckmitt.
Quelle und Kontaktadresse:
Verband deutscher Pfandbriefbanken e.V. (vdp)
Dr. Helga Bender, Leiter(in), Kommunikation
Georgenstr. 21, 10117 Berlin
Telefon: (030) 20915100, Fax: (030) 20915101