vdp-Emissionsklima: Situation am Kapitalmarkt bleibt 2023 herausfordernd
(Berlin) - Im nächsten Jahr wird die Situation am Kapitalmarkt herausfordernd bleiben. Dies ist das Ergebnis einer erstmals vom Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) durchgeführten Umfrage unter Kapitalmarktexpert:innen der vdp-Mitgliedsinstitute. Demzufolge werden hohe Inflationszahlen bei gleichzeitigen Rezessionssorgen sowie der Krieg in der Ukraine weiterhin für eine hohe Volatilität und Verunsicherung sorgen.
Die Ergebnisse der Umfrage, die von nun an zweimal im Jahr durchgeführt wird, werden unter dem Titel "vdp-Emissionsklima" veröffentlicht. Aktuell zeigt der Stimmungsindikator - bei einer Bandbreite von -100 bis +100 Punkte - mit einem Wert von -17 Punkten ein leicht eingetrübtes Stimmungsbild, wobei die Scores für Pfandbriefe (-10) und unbesicherte Bankanleihen (-26) unterschiedliche Einschätzungen zu den beiden Teil-Märkten widerspiegeln. Insgesamt rechnen die Kapitalmarktexpert:innen für 2023 somit mit leichtem Gegenwind am Primärmarkt - bedingt durch die anhaltenden wirtschaftlichen Belastungen als Folge des Ukraine-Kriegs, massiv gestiegene Energiekosten und Inflationsraten sowie die restriktive EZB-Politik.
Auswertung Dezember 2022
Score für Pfandbriefe: -10
Score für unbesicherte Bankanleihen: -26
Gesamt-Score: -17
Zur Methodik
Die Befragung umfasst jeweils Beurteilungen der zurückliegenden sechs Monate, der aktuellen Situation und der kommenden sechs Monate, wobei letztere in der Auswertung die größte Gewichtung erhalten. Hieraus werden je ein Score für Pfandbriefe und unbesicherte Bankanleihen sowie ein Gesamt-Score ermittelt. Ein Punktwert von 0 entspricht dabei einem stabilen Kapitalmarktumfeld, in dem Emissionspläne ohne Probleme umgesetzt werden können. Negative (maximal -100) und positive Scores (maximal +100) weisen auf ein unterdurchschnittlich bzw. überdurchschnittlich gutes Emissionsumfeld hin.
Hohe Pfandbrief-Nachfrage trifft auf geringeres Angebot
Bei der Emission von Pfandbriefen wird damit gerechnet, dass weiterhin eine hohe Nachfrage besteht, diese aber auf ein geringeres Angebot stößt. Die befragten Expert:innen erwarten einen deutlichen Rückgang des zu refinanzierenden Kreditgeschäfts und damit einhergehend ein geringeres Pfandbrief-Emissionsvolumen. Dies ist ein wesentlicher Grund dafür, dass der Score für Pfandbriefe beim vdp-Emissionsklima leicht negativ ausgefallen ist.
Zwar wird davon ausgegangen, dass die EZB ihre Wiederanlagen in Covered Bonds im Rahmen des Asset-Purchase-Programmes zunächst weiter reduzieren und im Laufe des Jahres 2023 vermutlich ganz einstellen wird. Allerdings wird gleichzeitig damit gerechnet, dass traditionelle Investoren, die zwischenzeitlich verdrängt worden sind, wieder verstärkt am Markt in Erscheinung treten. Für Lebensversicherungen, Pensionskassen und andere Investoren bieten Anlagen in Pfandbriefen inzwischen wieder auskömmliche Renditen.
"Die Unsicherheit am Kapitalmarkt ist spürbar, die Situation wird auch 2023 herausfordernd bleiben. In diesem Umfeld bleiben Pfandbriefe sowohl für risikobewusste Investoren als auch für Pfandbriefbanken attraktiv", fasst Sascha Kullig, Mitglied der Geschäftsleitung des vdp, seine Erwartungen für das Jahr 2023 zusammen.
Neue Hypothekenpfandbriefe über knapp 41 Mrd. Euro für 2023 geplant
Vor dem Hintergrund des derzeit rückläufigen Kreditgeschäfts erwarten zwei Drittel der befragten Institute 2023 ein gegenüber dem Vorjahr geringeres Angebot an neuen Pfandbriefen. Insgesamt erwarten die Mitgliedsinstitute des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (vdp) für 2023 einen Absatz von neuen Hypothekenpfandbriefen im Volumen von knapp 41 Mrd. Euro. Bei Fälligkeiten von knapp 28 Mrd. Euro entspricht dies Nettoneuemissionen von knapp 13 Mrd. Euro. Dies würde einen deutlichen Rückgang gegenüber 2022 bedeuten. Nach elf Monaten wurden 2022 bereits neue Hypothekenpfandbriefe über 59,9 Mrd. Euro platziert, was einem Plus von 54 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode entspricht.
Bei den Öffentlichen Pfandbriefen dürften 2023 die Fälligkeiten (gut 15,2 Mrd. Euro) wieder den geplanten Absatz (rund 9 Mrd. Euro) übersteigen.
Eher verhaltene Nachfrage nach unbesicherten Bankanleihen erwartet
Schwieriger als bei Pfandbriefen wird der Absatz von unbesicherten Bankanleihen im Jahr 2023 erwartet, was sich auch im entsprechenden Score von -26 Punkten widerspiegelt. Hier rechnen die vdp-Kapitalmarktexpert:innen für die nächsten sechs Monate mit einer eher verhaltenen Nachfrage. Den generellen Ratingtrend für Banken bewerten die Kapitalmarktexpert:innen leicht negativ, was ebenfalls Auswirkungen auf die Beurteilung des Emissionsumfelds, insbesondere bei unbesicherten Anleihen, hat. Vor dem Hintergrund der restriktiven EZB-Zinspolitik ist aus Sicht der Umfrageteilnehmer:innen auch in den nächsten sechs Monaten tendenziell mit eher steigenden Kapitalmarktzinsen zu rechnen.
"Die größte Herausforderung dürfte 2023 in der unbesicherten Refinanzierung liegen. Hier schlägt das schwierige Umfeld deutlich stärker zu Buche als bei Pfandbriefen", so Kullig.
Über das vdp-Emissionsklima
Das vdp-Emissionsklima informiert zweimal jährlich über die Stimmung unter den Mitgliedsinstituten des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (vdp) hinsichtlich der Platzierung von Pfandbriefen und unbesicherten Bankanleihen. Dazu werden Expert:innen der vdp-Mitglieder zu den Einflüssen befragt, die den Absatz von Pfandbriefen und unbesicherten Bankanleihen bestimmen. Die Befragung umfasst die zurückliegenden sechs Monate, die aktuelle Situation und die kommenden sechs Monate, wobei letztere in der Auswertung die größte Gewichtung erhalten. Die einzelnen Antworten werden zu Themenfeldern zusammengefasst, die einen Überblick über die Angebots- und Nachfragekonstellation auf den Märkten für Pfandbriefe und unbesicherte Bankanleihen ergeben. Hieraus werden unter bestimmten Annahmen zur relativen Bedeutung der einzelnen Themenfelder drei Scores ermittelt, nämlich je ein Score für Pfandbriefe und unbesicherte Anleihen sowie ein Gesamt-Score. Ein Punktwert von 0 entspricht dabei einem stabilen Kapitalmarktumfeld, in dem Emissionspläne ohne Probleme umgesetzt werden können. Negative und positive Scores weisen auf ein unterdurchschnittlich bzw. überdurchschnittlich gutes Emissionsumfeld hin. Die im vdp zusammengeschlossenen Pfandbriefbanken repräsentieren einen Marktanteil von knapp 96 Prozent der ausstehenden Pfandbriefe.
Quelle und Kontaktadresse:
Verband deutscher Pfandbriefbanken e.V. (vdp)
Carsten Dickhut, Bereichsleiter Kommunikation
Georgenstr. 21, 10117 Berlin
Telefon: (030) 20915100, Fax: (030) 20915101