VDA-Präsident fordert Entlastungen für die Bürger - Modellfeuerwerk auf der IAA
(Frankfurt/Main) - "Die deutsche Automobilindustrie setzt mit ihrem Modellfeuerwerk auf der IAA ein Zeichen der Zuversicht", betonte Prof. Dr. Bernd Gottschalk, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), zur Eröffnung der 60. Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt. In der Geschichte der Bundesrepublik habe es noch nie einen Aufschwung gegeben ohne das Zugpferd Automobilindustrie. Daran werde sich auch diesmal nichts ändern, so Prof. Gottschalk vor 1.000 internationalen Gästen, darunter Bundeskanzler Gerhard Schröder, der die IAA eröffnete.
"Die Automobilindustrie ist als Schlüsselbranche inzwischen weltweit Träger von Wohlstand, Wachstum und Beschäftigung. Sie ist derzeit in Deutschland die einzig verbliebene stabile Branche, in der noch Arbeitsplätze geschaffen werden", sagte Prof. Gottschalk. "Diese Schlüsselindustrie mit ihren 771.000 Mitarbeitern steht bereit, um Reformen zu unterstützen und dem Konjunkturmotor wieder das nötige Drehmoment zu geben", unterstrich er. Allein im ersten Halbjahr 2003 seien 10.000 neue Arbeitsplätze geschaffen worden; 130.000 in den letzten Jahren. Hersteller und Zulieferer haben in diesem Jahr 35.000 Jugendlichen einen Ausbildungsplatz gegeben. Weitere 25.000 kommen im Kfz-Gewerbe hinzu. Ein Drittel aller Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen der deutschen Wirtschaft stemmt die Automobilindustrie. Jeder vierte Steuer-Euro kommt vom Auto.
Das Auto habe auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts nichts von seiner Faszination eingebüßt: "Im Gegenteil: Der Wunsch nach dem eigenen Auto ist bei Jung und Alt, bei Mann und Frau, in Deutschland ebenso wie in China, größer denn je."
Nachdem der Export in den letzten Jahren den Markt getragen hat, müsse es jetzt endlich wieder darum gehen, den nach wie vor schwachen deutschen Markt nach vorn zu bringen. Noch sitze die Verunsicherung der Bürger, ausgelöst durch ständig neue Steuererhöhungs-Diskussionen, tief. Dabei seien wesentliche Eckdaten für eine Belebung des Automobilmarktes positiv: Dies zeige der gestiegene Altersdurchschnitt der Fahrzeuge im Bestand ebenso wie die hohe Sparquote. Notwendig sei jetzt vor allem eine mutige Verbesserung der Rahmenbedingungen: eine konsequente Konsolidierung der Haushalte über die Durchforstung von Ausgaben und ein Verzicht auf Steuererhöhungen sowie auf eine unvertretbar hohe Neuverschuldung zu Lasten künftiger Generationen: "Die Bürger brauchen eine Entlastung und keine Politik 'linke Tasche, rechte Tasche'. Reformstillstand und Wachstumsschwäche sind zwei Seiten einer Medaille." Der Arbeitsmarkt müsse von Verkrustungen und Bürokratie befreit werden, auch Mehrarbeit dürfe kein Tabu sein. Der VDA-Präsident betonte, dass die deutsche Automobilindustrie hohe Erwartungen an die neue Führung der IG Metall für einen Kurs der Modernisierung und der Flexibilität im Interesse der Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe habe: "Arbeitszeitverkürzung mag Arbeitsplätze schaffen - aber im Ausland!"
Individuelle Mobilität müsse bezahlbar bleiben, sagte der VDA-Präsident. In den letzten viereinhalb Jahren sei der Benzinpreis um fast 40 Prozent angestiegen, davon zwei Drittel durch Öko- und andere Steuern: "Nicht das Auto, Autofahren ist politisch zu teuer gemacht worden. Hier ist Umkehr angesagt!" Prof. Gottschalk: "Die Bürger wollen jetzt Klarheit. Sie wollen Sicherheit und eine langfristige Perspektive für ihre Planungen. Wir brauchen vor allem eines: Vertrauen, Vertrauen und nochmals Vertrauen! Dies sind Grundvoraussetzungen dafür, dass aus Angstsparen wieder Konsum wird und die Binnenkonjunktur in Gang kommt."
Mit Nachdruck wandte sich der VDA-Präsident gegen "unverantwortliche Aktionen", mit denen der Diesel kaputtgeredet werde, der für die Erfüllung der Klimaschutz-Ziele unentbehrlich sei: "Am Diesel hängt zu viel, als dass wir uns ein zweites Dosenpfand leisten könnten." Auf dieser IAA präsentiere die deutsche Automobilindustrie erstmals modernste Abgasnachbehandlungen, die die strenge Euro-IV-Norm vorzeitig erfüllen und nicht mehr ausgetauscht werden müssen: "Wenn wir mit dieser modernen Filtertechnologie erst begonnen hätten, als die Aktivisten zum Sturm bliesen, wären diese intelligenten Filter vielleicht zur nächsten IAA da, aber nicht zu dieser!"
Abschließend betonte Prof. Gottschalk: "2004 wird ein Schicksalsjahr. Alles schaut auf uns, ob wir in Deutschland noch reformfähig sind. Deshalb ist jede Initiative, die dem Standort Deutschland hilft, die die Sozialsysteme wieder sicherer macht, willkommen, ob von der Regierung oder der Opposition."
Auf der IAA, die bis zum 21. September ihre Tore geöffnet hat, präsentieren 1.000 Aussteller aus 42 Ländern ihre Neuheiten, darunter 125 Weltpremieren. Zur IAA, der weltweit größten Automobilmesse, werden 850.000 Besucher aus aller Welt erwartet.
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Eckehart Rotter
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