VDA Nutzfahrzeug-Symposium 2015: "Nutzfahrzeuge heute und morgen - Dienstleister für unsere moderne Mobilität" / Wissmann: Lkw der Zukunft sind vernetzt und noch effizienter
(Berlin) - "Die Lkw der Zukunft sind vernetzt und werden noch effizienter als heute. Auch unsere Nutzfahrzeugindustrie arbeitet mit Hochdruck am vernetzten und automatisierten Fahren. Gerade im Straßengüterverkehr können wir so die Kraftstoffeffizienz, die Verkehrssicherheit und auch die Wirtschaftlichkeit noch deutlich verbessern", sagte Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), anlässlich des VDA-Nutzfahrzeug-Symposiums 2015 in Berlin. Dr. Wolfgang Bernhard, Vorsitzender des VDA-Vorstandskreises Nutzfahrzeuge und Vorstandsmitglied der Daimler AG, betonte: "Wir wollen neue Wege beschreiten - um die Umwelt zu schützen, ohne Arbeitsplätze zu gefährden. Um das Internet der Dinge zu gestalten, in dem Nutzfahrzeug und Logistik eine zentrale Rolle spielen. Und um den Transport neu zu erfinden - durch autonomes Fahren."
Wissmann sagte weiter: "Die Nutzfahrzeugbranche ist für Deutschland ein bedeutender Industriezweig - rund 180.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind direkt bei den Truck-, Bus- sowie Anhänger- und Aufbautenherstellern und ihren Zulieferern beschäftigt. In Deutschland stehen unsere Lkw-Hersteller für einen Marktanteil im schweren Segment von rund zwei Drittel. In Westeuropa tragen nahezu 40 Prozent der neu zugelassenen Lkw über 16 t ein deutsches Markenzeichen. Bei den Bussen sind es sogar 44 Prozent. Und mehr als jeder zweite Trailer, der in Europa verkauft wird, kommt von einem deutschen Hersteller. Das unterstreicht die Stärke und Innovationskraft unserer Mitgliedsunternehmen." Klar sei aber auch, dass der Lkw das Verkehrswachstum der kommenden Jahre nicht allein bewältigen könne. Wissmann: "Wir brauchen die Wasserstraßen und natürlich die Bahn." Mit Blick auf den Tarifkonflikt zwischen Bahn und GDL sagte Wissmann: "Die Automobilindustrie setzt ganz bewusst nicht nur auf die Straße, sondern transportiert mehr als die Hälfte ihrer neuen Autos auf der Schiene. Streiks bei der Bahn bergen aber die große Gefahr einer Verlagerung von Verkehr auf die Straße. Diese Streiks schwächen die Bahn, wir hingegen wollen eine starke Bahn und setzen auf multimodalen Güterverkehr."
Für einen zukunftsfähigen Güterverkehr müsse gleichzeitig auch die Straßeninfrastruktur noch besser genutzt werden - zum Beispiel mit Hilfe des Lang-Lkw. Der Feldversuch beweise, dass die Kapazität des Straßengüterverkehrs mit Lang-Lkw erhöht werden könne. "Das spart Fahrzeugkilometer und CO2 - im Durchschnitt bis zu 25 Prozent pro transportierter Tonne", sagte Wissmann. Der VDA-Präsident begrüßte, dass nun auch Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen sich dem Feldversuch öffnen. "Lassen Sie uns jetzt gemeinsam darüber sprechen, wie wir den Lang-Lkw in Deutschland in einen regulären Betrieb überführen können. Für uns ist dabei klar: Es gelten die im Feldversuch erfolgreich erprobten Maße und Gewichte. Lang-Lkw sollen auch künftig weit überwiegend auf Autobahnen und einigen Bundesstraßen, nicht aber in Innenstädten fahren", betonte Wissmann.
Dr. Wolfgang Bernhard, Daimler AG
Dr. Wolfgang Bernhard, im Vorstand der Daimler AG verantwortlich für Lkw und Busse, sagte: "Die deutsche Transportindustrie steht vor großen Aufgaben - und großen Chancen. Wir wollen neue Wege beschreiten: um die Umwelt zu schützen, ohne Arbeitsplätze zu gefährden. Um das Internet der Dinge zu gestalten, in dem Nutzfahrzeug und Logistik eine zentrale Rolle spielen. Und um den Transport neu zu erfinden - durch autonomes Fahren. Wir werden dabei - auch im Dialog mit der Politik - weiter Pionierarbeit leisten und entschlossen vorangehen." Als wichtigen Baustein für einen nachhaltigen Straßen-güterverkehr nannte Dr. Bernhard den Lang-Lkw: "Sie könnten auch deshalb so heißen, weil die Liste ihrer Vorteile so lang ist. Lang-Lkw reduzieren den Diesel-Verbrauch und die CO2-Emissionen um bis zu 25 Prozent, sie reduzieren die Verkehrsdichte und die Belastung der Infrastruktur. Der Name sagt es: Lang-Lkw sind nur länger, nicht schwerer. Besonders große Relevanz für den Transport der Zukunft sieht Dr. Bernhard beim autonomen Fahren: "Lkw sind prädestiniert fürs autonome Fahren: Während Pkw im Schnitt pro Jahr knapp 12.000 Kilometer zurücklegen, sind es bei Lkw im Fernverkehr durchschnittlich 130.000 Kilometer. Die Vorteile des autonomen Fahrens kommen bei Lkw so voll zum Tragen: Die Technologie macht den Verkehr sicherer, wertet den Fahrer-Arbeitsplatz auf und senkt CO2-Emissionen sowie Betriebskosten. Wir haben bereits gezeigt, wohin die Reise geht. Nun muss die Politik den nötigen Rahmen schaffen. In Deutschland, wo Pkw und Lkw einst zuerst fuhren, müssen auch Pkw und Lkw der nächsten Generation zuerst fahren. Das muss der Anspruch der Politik sein. Gerade in der digitalen Ära gibt es einen harten Standort-Wettbewerb."
Andreas Renschler, Volkswagen AG
Andreas Renschler, Vorstand der Volkswagen AG, zuständig für den Geschäftsbereich Konzern Nutzfahrzeuge, hob in seinem Vortrag die Bedeutung des Straßengüterverkehrs als Lebensader einer modernen, arbeitsteiligen und offenen Gesellschaft hervor: "Nutzfahrzeuge sind das Rückgrat der Wirtschaft und unseres Wohlstandes - ohne sie stünde der Welthandel still." Dabei stehe das Thema CO2-Reduzierung nicht erst seit heute ganz oben auf der Agenda. "Unsere Kunden fordern aus rein ökonomischen Gründen minimalen Verbrauch und damit minimale Emissionen - deshalb setzen wir tagtäglich alles daran, entsprechende Fahrzeuge zu liefern. Nicht umsonst haben wir den Kraftstoffverbrauch eines schweren Lkw pro Tonnenkilometer in den letzten 50 Jahren um rund 60 Prozent reduzieren können", so Renschler weiter.
Die europäischen Nutzfahrzeughersteller hätten 2008 ihre "Vision 20-20" vorgestellt, wonach durch neue, kraftstoffsparende Lkw der Verbrauch bis zum Jahr 2020 um 20 Prozent gegenüber dem Referenzjahr 2005 gesenkt werden könnte. Renschler: "Wir haben dieses Ziel sehr ernst genommen und schon heute mehr als die Hälfte geschafft. Letztes Jahr haben wir mit dem 'integrierten Ansatz' noch eine Schippe draufgelegt: Wenn alle am Transportgeschehen Beteiligten an einem Strang ziehen, erreichen wir eine sehr viel höhere Kraftstoffeinsparung. Wenn jeder seiner Verantwortung für den Klimaschutz ernsthaft nachkommt und wir über den Tellerrand der reinen Fahrzeugphysik hinausblicken, können wir unser sehr ambitioniertes Ziel für 2020 deutlich übertreffen." Um dieses Ziel zu erreichen, stünden neben den Fahrzeugbauern auch Politik, Zulieferer, Energie- und Transportunternehmen in der Pflicht, gemeinsam die CO2-Emissionen im europäischen Transportsektor zu verringern.
Dr. Hansjörg Rodi, DB Schenker Deutschland AG
Dr. Hansjörg Rodi, Vorstandsvorsitzender der DB Schenker Deutschland AG, betonte: "Die digitale Revolution erfasst inzwischen alle Bereiche der Gesellschaft und Wirtschaft. Uns bietet das enorme Chancen: Durch Nutzung moderner Technologie können wir die Ökosysteme vom Hersteller bis zum Endkunden besser vernetzen und die Transportkette transparenter und effizienter gestalten. Doch der Wandel beginnt in den Köpfen: Voraussetzung für den Durchbruch zur Logistik 4.0 ist die Kooperationsbereitschaft aller Prozessbeteiligten. Was die Zusammenarbeit der Nutzfahrzeugindustrie und der Logistikdienstleister angeht, sind wir hier auf einem sehr guten Weg."
Ulrich Schöpker, Schmitz Cargobull AG
Ulrich Schöpker, Vorstand der Schmitz Cargobull AG, betrachtet den Gesamtzug - also die Kombination aus Truck und Trailer - als eine Transporteinheit. Auf dieser Basis entwickle die Trailerindustrie innovative Konzepte, die dem Fahrer, dem Spediteur und dem Logistiker mehr Verfügbarkeit und Nachhaltigkeit beim Transport bieten. Aber auch die Verkehrsteilnehmer profitieren durch mehr Sicherheit. Schöpker sagte: "Durch das Abstimmen aller Features beim Truck und Trailer können wir eine nochmalige Steigerung der Effizienz und damit deutlich weniger Ressourcenverbrauch erreichen." Wie er weiter ausführte, bringe auch eine verbesserte Aerodynamik des in sich abgestimmten Gesamtzuges deutlich bessere Einsparmöglichkeiten, als Einzelmaßnahmen der jeweiligen Hersteller. "Aber auch ein simpler Faktor, wie ein der Fahr- und Beladungssituation angepasster und automatisch regelbarer Reifenluftdruck, ist eine wichtige Stellschraube für noch geringere Treibstoffverbräuche und reduzierten Reifenverschleiß", so Schöpker. Die Trailer-Hersteller entwickeln daher elektronische Systeme mit entsprechenden Schnittstellen zum Truck, aber auch zum Logistiker.
Schöpker betonte: "Die immer weiter fortschreitende Individualisierung der Produkte sowie die Nutzung unterschiedlicher geografisch verteilter Produktionsstandorte, erfordert intelligente Trucks und Trailer. Beide zusammen leisten einen wichtigen Beitrag in einer arbeitsteiligen Welt mit entsprechendem Transportaufkommen." Damit sei das Nutzfahrzeug auch auf lange Sicht unersetzbar. Gerade dessen hohe Flexibilität mache es möglich, multimodale Verkehre zu organisieren und damit weitere Verkehrsträger in effiziente Transportketten einzubinden. "Wir sehen in der Kombination aller Verkehrsträger die große Chance, gemeinsam unseren Beitrag für die moderne Mobilität zu leisten", so Schöpker.
Quelle und Kontaktadresse:
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