Pressemitteilung | Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD)

VCD-Bahnkunden-Barometer: Jeder vierte Fernzug in Spitzenzeiten verspätet

(Bonn) - Die Bahn ist noch weit davon entfernt, ihre Kunden rundum zufrieden zu stellen. Hauptproblem ist die Unpünktlichkeit vieler Züge. Jeder vierte Fernzug (28 Prozent) fährt zu den Hauptverkehrszeiten mit mehr als fünf Minuten Verspätung. Dennoch ist die Bahn besser als ihr Ruf. Das sind die Hauptergebnisse des ersten Bahnkunden-Barometers des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), der umfangreichsten öffentlichen und wissenschaftlichen Untersuchung der Deutschen Bahn in Zusammenarbeit mit dem STERN.

Laut VCD-Bahnkunden-Barometer kommen Fernverkehrszüge über alle Tageszeiten gesehen im Schnitt zu 17 Prozent verspätet an. "Das übertrifft deutlich die offiziellen Bahnzahlen mit einer angeblichen Verspätungsquote von nur 10 Prozent", sagte VCD-Bundesgeschäftsführer Dirk Flege. Im Fernverkehr fahren mehr als 13 Prozent der neu eingesetzten Züge schon zu spät ab. Durch Verspätungen im Nah- und Fernverkehr verpasst jeder zehnte Reisende seinen Anschlusszug. Ein weiterer Missstand ist die schlechte Information über Verspätungen und Störungen.

"Dennoch ist die Bahn besser als ihr Ruf", so Flege. Während die DB in Kundenzufriedenheitsumfragen regelmäßig schlecht abschneidet, liegen die Testergebnisse deutlich über den Imagewerten. Insbesondere das Personal kommt relativ gut weg. Rund 70 Prozent der Zugbegleiter wurden von den Testern als "überdurchschnittlich" oder "außergewöhnlich" freundlich eingestuft. Auch Sicherheit und Serviceleistungen an großen Bahnhöfen bekamen relativ gute Noten. "Meinungen und Stimmungen zur Bahn hat jeder * an objektiven Fakten hat es aber bisher gemangelt", sagte STERN-Chefredakteur Thomas Osterkorn. "Der STERN hat sich daher gern als Medienpartner mit dem VCD zusammen getan. Wir halten es für zentral, das wichtigste Verkehrsmittel in Deutschland journalistisch zu begleiten."

Defizite vor allem im Nahverkehr
Der Nahverkehr wurde in fast allen Testbereichen schlechter beurteilt als der Fernverkehr. Auf Bahnsteigen und Bahnhöfen gilt: Je kleiner der Ort desto schlechter die Ausstattung mit Wetterschutz und Informationen sowie Lautsprecherdurchsagen und Anzeigetafeln. In den Nahverkehrszügen lässt besonders die Sauberkeit zu wünschen übrig. Dabei gehört der Zustand der Toiletten zu den schlechtesten Werten des VCD-Bahnkunden-Barometers. Mängel bei der Gepäckmitnahme und -aufbewahrung sind ebenfalls oft ein Hindernis für eine angenehme Bahnfahrt.

Bemerkenswert im Fernverkehr: Das Sitzplatzangebot ist in den Hauptverkehrszeiten unzureichend. In fast jedem vierten Zug stehen Reisende notgedrungen auf den Gängen (22 Prozent). Wer sein Fahrrad im Zug mitnehmen möchte, sieht sich ebenfalls oft enttäuscht. Ein separates Fahrradabteil gibt es im Fernverkehr nur in 63 Prozent der Züge.

Die Befragung der Nicht-Bahnfahrer führte aus Umweltsicht zu bedenklichen Ergebnissen: Fast die Hälfte der Bevölkerung (48 Prozent) ist seit einem Jahr nicht mehr in einen Zug gestiegen. Für über 35 Prozent kommt die Bahn als Verkehrsmittel gar nicht mehr in Frage - das sind fast 30 Millionen Menschen. Hauptargumente der Nichtnutzer: zu teure Fahrscheine, schlechte Erreichbarkeit der Reiseziele und zu lange Reisezeit.

Der VCD forderte aufgrund der gravierenden Unpünktlichkeit der Bahn verstärkte Investitionen in das Bestandsnetz. Die Einigung der Bundesregierung mit der DB in der letzten Woche über die Investitionen sei deshalb sehr zu begrüßen. "Die Mittel zur Sanierung des jahrzehntelang vernachlässigten Netzes müssen aber auch nach 2003 gesichert werden, der Rückstand ist riesig", sagte Flege. Von der Deutschen Bahn forderte der VCD bessere Information der Fahrgäste insbesondere bei Störungen, mehr Engagement im Nahverkehr und ein attraktiveres Preissystem. Um die Bahnpreise günstiger zu gestalten, sollte die Bundesregierung die Mehrwertsteuer auf Fernverkehrsfahrscheine auf 8 Prozent senken, wie es in anderen europäischen Ländern üblich sei.

Zentrale Bausteine des VCD-Bahnkunden-Barometers sind ein repräsentativer Test des Meinungsforschungsinstituts Emnid in den Zügen sowie 1500 Testfahrten von über 300 ehrenamtlichen VCD-Bahnwatchern und eine telefonische Befragung von Nichtnutzern.

Die 16-seitige VCD-Broschüre zum VCD-Bahnkunden-Barometer erhalten Sie ab sofort zum Preis von 7.90 DM (Mitglieder 4,90 DM) beim VCD e.V., Stichwort "Bahnkunden-Barometer", Postfach 170 160, 53027 Bonn, Email:versand@vcd.org, Internet: www.vcd.org

Quelle und Kontaktadresse:
Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) Eifelstr. 2 53119 Bonn Telefon: 0228/985850 Telefax: 0228/9858510 Burkhard Reinartz, VCD-Pressesprecher Telefon: 0228/98585-23 Christina Leitow, STERN-Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit Telefon: 040/3703-3706

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