vbw „Weißbier-Index“ fällt von 87 auf 78 Punkte
(München) - Aus Sicht der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. steckt die bayerische Wirtschaft in der Rezession. „Wie befürchtet, ist Bayern 2024 durch eine Kombination aus verfestigter Konjunkturkrise und struktureller Standortkrise in die Rezession abgerutscht. Schwache Auftragslage, schlechte Standortbedingungen und ein immer schwierigeres globales Umfeld heizen die fortschreitende Deindustrialisierung in unserem Land weiter an. Klar ist: Die neue Bundesregierung muss schnell eine Wirtschaftswende einleiten. Nur so können wir sinkende Investitionen sowie zunehmende Insolvenzen und Abwanderungen von Unternehmen ins Ausland stoppen“, forderte vbw Präsident Wolfram Hatz bei der Vorstellung des aktuellen vbw „Weißbier-Index“.
Der Index ist gegenüber dem Frühjahr 2024 von 87 auf 78 Punkte gefallen. Das bedeutet einen weiteren spürbaren Rückgang unter das Normalniveau von 100 Punkten. Auch liegen alle Teilindizes unter dem Normalniveau. „Unser Weißbierglas hat einen kritischen Stand erreicht. Der Lageindex Wachstum, der die allgemeine Konjunkturlage beschreibt, sank um ganze 17 Punkte: von 85 auf 68 Punkte. Der Lageindex Beschäftigung fiel um 6 Punkte auf 91 Punkte gegenüber dem Frühjahr 2024. Der Prognoseindex Beschäftigung ging sogar um satte 12 Punkte auf 73 Punkte insgesamt zurück. Der Prognoseindex Wachstum stieg um nur einen Punkt auf 81 Punkte, ein mit Blick auf die aktuelle negative Lage sehr schwacher Wert. Zudem beobachten wir im Gegensatz zu früheren Krisen, als es schnell bergab und schnell wieder bergauf ging, derzeit einen stetigen und langanhaltenden Rückgang des vbw Index, was ein Zeichen für die strukturellen Probleme ist. Wir erwarten insgesamt einen Rückgang des bayerischen BIPs für 2024 um 0,4 Prozent. Kurz gesagt: Die Lage ist dramatisch“, erläutert Hatz.
Mit Blick auf die einzelnen Sektoren der bayerischen Wirtschaft erläuterte Hatz: „Die Zahlen sind schlecht: Sowohl Industrie- als auch Baugewerbe verzeichnen einen Rückgang in der Produktion. Zudem sank der Umsatz in der Gastronomie und im Großhandel. Noch beunruhigender: Jedes zweite Industrieunternehmen in Bayern sieht seine Produktion aktuell durch fehlende Aufträge beeinträchtigt, bei Investitionsgüterherstellern sogar zwei Drittel der Firmen. Bei den Unternehmensinsolvenzen in Bayern sehen wir einen Zuwachs von 47,5 Prozent im Vorjahresvergleich. Das sind alles Zeichen der strukturelle Standortschwäche in Deutschland“, kommentiert Hatz.
Das außenwirtschaftliche Umfeld wird aus Sicht der vbw zudem noch herausfordernder. „Die international ausgerichtete bayerische Wirtschaft lebt vom Exportgeschäft. Die derzeit sehr schwierige geopolitische Gemengelage sowie handelspolitische Streitigkeiten belasten unsere Industrie zusätzlich. Mit der Ankündigung des wiedergewählten US-Präsidenten Donald Trump von Zöllen drohen Einbußen sowohl für unsere Exportwirtschaft als auch die transatlantischen Beziehungen. Die USA sind für Bayern der größte Exportmarkt“, betont Hatz.
Die Wirtschaftskrise ist aus Sicht der vbw auch am Arbeitsmarkt angekommen. „Inzwischen sehen wir einen Rückgang der offenen Stellen, steigende Kurzarbeit und zunehmende Arbeitslosigkeit. Angesichts der hohen Arbeitskosten sind sowohl Politik als auch Tarifparteien gefordert. In der Metall- und Elektroindustrie haben wir mit unserem Tarifabschluss in schwierigen Zeiten Verantwortung gezeigt“, erklärt Hatz.
Quelle und Kontaktadresse:
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