VBE fordert: KMK muss evidenzbasierte Vorschläge liefern
(Berlin) - "Ein Einstieg in den Präsenzunterricht ab dem 11. Januar 2021 ist nicht vorstellbar angesichts der anhaltend hohen Infektionszahlen, auch mit der Unsicherheit bzgl. der gemeldeten Infektionen, und der hohen Wahrscheinlichkeit, dass sich in der vor uns liegenden Zeit die deutlich ansteckendere Virusvariante aus Großbritannien in Deutschland ausbreiten wird. Zu prüfen ist, ob, wann und unter welchen Bedingungen es eine Öffnung der Schulen für Grundschulklassen und Abschlussjahrgänge geben kann. Es ist mehr denn je erforderlich, das Infektionsgeschehen in den Schulen nicht länger schön zu reden", fordert Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), anlässlich der heute stattfindenden Besprechung der Kultusministerkonferenz (KMK) und mit Blick auf die morgen tagende Runde der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidentinnen und -präsidenten.
Schon seit Juni 2020 fordert der VBE ein, dass die Politik Planungen für unterschiedliche Szenarien erarbeiten müsse. Die evidenzbasierten Maßnahmen müssen Indikatoren zugeordnet sein. Planungen müssen transparent und öffentlich kommuniziert werden, sodass bei jedem eintretenden Szenario allen klar ist, was zu tun ist und wer für wen Ansprechperson ist.
Dass insbesondere Kinder ab dem 12. Lebensjahr ebenso infektiös sind wie Erwachsene, ist inzwischen weitestgehend unbestritten. Auch deshalb äußern sich viele Verantwortliche momentan sehr besorgt. Gegenüber Schulöffnungen ab dem 11. Januar 2021 ist Bildungsministerin Schleswig-Holsteins, Karin Prien, "sehr skeptisch". Bundesbildungsministerin Anja Karliczek halte sie für "nicht vorstellbar". Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken bezeichnete es sogar als "illusorisch". In Thüringen gibt es Pläne, die Winterferien um eine Woche nach vorne, also in die letzte Januarwoche, zu verlegen. Bis dahin solle es keinen Präsenzunterricht geben.
Der VBE Bundesvorsitzende stellt fest: "Wir müssen uns der bitteren Erkenntnis stellen: Das Virus kennt keinen Bildungsnotstand; ihm sind Abschlüsse egal. Wer also Bildung ermöglichen möchte, muss sich jetzt klar dazu bekennen, was möglich ist - und was nicht. Deshalb erwarten wir weiterhin von der Kultusministerkonferenz (KMK), dass es neben transparenten und evidenzbasierten Entscheidungen zu Schulschließungen auch Informationen zu Abschlüssen, Prüfungen und Leistungsmessung allgemein gibt. Trotz allem wird den Schülerinnen und Schülern ein rein defizitorientierter Fokus auf verpassten Schulstoff nicht gerecht. Neu während der Pandemie erworbene Kompetenzen sollten auch in eine Bewertung einfließen."
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