Vassiliadis zur Rentendiskussion: Flexible Lösungen statt bornierter Einheitsmodelle
(Hannover) - Die IG BCE fordert von Politik und Arbeitgebern eine Rückkehr zu mehr Sachlichkeit in der rentenpolitischen Diskussion. "Statt vorschneller Festlegungen und wenig durchdachter Ankündigungen ist eine ernsthafte Auseinandersetzung von Nöten, wie die offenen Fragen des demographischen Wandels in Wirtschaft und Gesellschaft tatsächlich zu lösen sind", erklärte der Vorsitzende der Gewerkschaft, Michael Vassiliadis. Der Gesetzgeber müsse die Tarifparteien darin unterstützen, auf die unterschiedlichen Belastungen von älteren Arbeitnehmern und auf die unterschiedlichen Bedingungen in den Betrieben flexible Antworten zu entwickeln. "Die Teilrente ab 60 kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten", so Vassiliadis.
Der IG BCE-Vorsitzende wandte sich zugleich "gegen alle Versuche, die Teilrente als ein neues Frühverrentungsprogramm zu diskreditieren". "Statt reflexhafter Ablehnung" sollten insbesondere die Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände sowie Teile der Union "die Chancen von flexiblen Rentenmodellen zur Kenntnis und konstruktiv annehmen". Die Teilrente sei kein Programm zum Ausstieg aus dem Berufsleben, sondern eine Antwort auf die Frage, wie Menschen länger in den Betrieben beschäftigt bleiben können.
"In der chemischen Industrie hat die IG BCE mit den Arbeitgebern bereits Demographie-Tarifverträge abgeschlossen, die beispielhaft zeigen, wie ein gleitender Übergang in den Ruhestand für Beschäftigte gestaltet werden kann", so Vassiliadis. Dazu sind in den Verträgen Mittel zurückgestellt. Notwendig seien nun bessere gesetzgeberische Rahmenbedingungen, um diesen Weg fortzusetzen: "Dann können die Tarifparteien mehr und neue Angebote entwickeln, um Rentenzugänge zu flexibilisieren. Eine 4-Tage-Woche oder Angebote bis zur Halbierung der Arbeitszeit für ältere und besonders belastete Arbeitnehmer-Gruppen können dabei eine Rolle spielen. Das hat offensichtlich nichts mit Frühverrentung zu tun"
Die Vorstellung, alle Beschäftigten könnten bis 67 pauschal 40 Stunden pro Woche arbeiten, danach mit einem befristeten Vertrag weiter an die Betriebe gebunden werden, sei genauso irreal wie die Vorstellung eines allgemeinen Ausstiegs aus dem Erwerbsleben mit 60. "Wer dazu beiträgt, dass sich die rentenpolitische Debatte auf solch plumpen und pauschalen Niveaus bewegt, der erschwert die Suche nach tragfähigen neuen Modellen, wie Arbeit und Alter in einer Gesellschaft des demographischen Wandels gestaltet werden können", so Vassiliadis.
Für die Tarifparteien in der chemischen Industrie könne die Teilrente ein wichtiger Baustein einer Fortentwicklung bisheriger Lösungswege für Beschäftigte wie Betriebe sein - "wenn sie nicht durch bornierte Politikansätze blockiert werden, wie sie etwa die CDU-Mittelstandsvereinigung derzeit propagiert", sagte Vassiliadis.
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