UVN Dialogkreis Pflege: Besuche in Pflegeeinrichtungen bleiben untersagt, da sind sich die niedersächsischen Pflegeverbände einig!
(Hannover) - Im wöchentlichen UVN-Dialogkreis Pflege mit Gesundheitsministerin Carola Reimann haben alle niedersächsischen Pflegeverbände deutlich gemacht, dass von einer Öffnung der Pflegeeinrichtungen für Angehörige zum aktuellen Zeitpunkt eine große gesundheitliche Gefahr für Bewohnerinnen und Bewohner sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgeht. Mehr als die Hälfte der an Covid-19-Verstorbenen in Niedersachsen waren Bewohnerinnen und Bewohner in Alten- und Pflegeheimen, während deutschlandweit nur ca. 30 Prozent der Verstorbenen vorher in einer Heimeinrichtung lebten. In einem gemeinsamen Appell richten sich die Pflegeverbände daher an die politischen Entscheider und Angehörigen, diese vulnerable Gruppe besonders zu schützen:
Birgit Eckhardt (Vorsitzende, Paritätischer Wohlfahrtsverband Niedersachsen): "Insbesondere für Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen, ihre Angehörigen und die dort arbeitenden Pflegekräfte ist die Corona-Pandemie ausgesprochen hart. Es ist jetzt wichtig, alle Menschen in Pflegeeinrichtungen besonders zu beschützen. Übereilte Entscheidungen über Besuchsmöglichkeiten sind daher unbedingt zu vermeiden, sondern es gilt zunächst einheitliche Kriterien für sichere Kontakte zu erarbeiten und zu erproben."
Thomas Greiner (Präsident, Arbeitgeberverband Pflege AGVP): "Die Bewohnerinnen und Bewohner in der Langzeitpflege sind eine äußerst vulnerable Hochrisikogruppe. Sie sind in der stationären Pflege der Gefahr einer schnellen Virus-Verbreitung und schweren Krankheitsverläufen ausgesetzt. Die Besuchseinschränkungen sind absolut wichtig, um alle bestmöglich zu schützen. Sowohl die Beschäftigten in Pflegeunternehmen als auch die Bewohnerinnen und Bewohner haben das Recht auf Leben und persönliche Unversehrtheit."
Ricarda Hasch (Vorsitzende, bpa Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V., Landesgruppe Niedersachsen): "Der Infektionsschutz unserer hoch risikogefährdeten Bewohnerinnen und Bewohner muss weiterhin absolut im Fokus stehen. Sollten hier Ausnahmeregelungen zu den Besuchsverboten politisch gewünscht sein, dann müssen dazu klare Mindeststandards und Spielregeln auf Landesebene definiert werden. Keinesfalls dürfen die Einrichtungen als letztes Glied in der Kette am Pranger stehen, wenn etwas schief geht."
Hans-Joachim Lenke (Vorstandssprecher, Diakonie in Niedersachsen): "Zusätzlich zu den notwendigen Schutzmaßnahmen muss es für eine bessere Lebensqualität möglich werden, dass Bewohnerinnen und Bewohner auch Angehörigen und Seelsorgerinnen und Seelsorgern unter Abstandswahrung und in Schutzkleidung begegnen können. Hierzu haben wir kreative Lösungen entwickelt und digitale Konzepte ausgebaut, die in ein neues Sicherheitskonzept fließen. Substanzieller Teil unserer Kultur ist es, Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten."
Franz Loth (Sprecher, Caritas in Niedersachsen): "Es ist unser Wunsch und unser Auftrag, der Isolierung älterer und schutzbedürftiger Menschen in unseren Einrichtungen entgegen zu wirken. Um dem Bedürfnis nach Kontakt und Nähe Rechnung zu tragen, müssen wir sichere Hygienekonzepte und ein akzeptiertes Besuchermanagement etablieren. Dafür benötigen wir neben der politischen Rückendeckung von Land und Kommunen, besonders das Verständnis und die Unterstützung der Angehörigen."
Dr. Ralf Selbach (Vorstandsvorsitzender, Deutsches Rotes Kreuz Niedersachsen): "Zu Pflegende haben Anspruch auf ein würdevolles Leben. Präventiver Pandemieschutz darf nicht zu langanhaltenden Isolierungen führen. Deshalb arbeiten wir gemeinsam mit Hochdruck an 'lebensbejahenden' Schutzkonzepten für alle Betroffenen. Eine unabdingbare Voraussetzung für eine Kontaktöffnung ist ausreichend Schutzausrüstung, die Implementierung tragfähiger Hygienekonzepte und die schnelle Zusammenarbeit mit Behörden bei einem Corona-Verdachtsfall. Dazu braucht es speziell geschulte Teams aus Medizinern, Infektionsspezialisten und entsprechend ausgebildetem Pflegepersonal."
Rifat Fersahoglu-Weber (Vorsitzender, Arbeitsgeberverband AWO Deutschland): "Ich bin überzeugt, dass wir die Situation der Bewohnerinnen und Bewohner in den Pflegeeinrichtungen Schritt für Schritt verbessern können. Es müssen kurzfristig innovative Ideen entwickelt werden, um über die schon praktizierten Videotelefonate, Fenster- und Gartenzaungespräche hinaus Kontakte zu ermöglichen. Der Gesundheitsschutz der zu Pflegenden und der Mitarbeitenden hat dabei oberste Priorität."
Zusammenfassend erklärt UVN-Hauptgeschäftsführer Dr. Volker Müller, dass "die aktuellen Schutz- und Hygienekonzepte in Niedersachsen eine Grundlage für ein sicheres Zusammenleben schaffen, sofern Besuche in Pflegeeinrichtungen vorerst weiter untersagt bleiben. Die Pflegeverbände arbeiten mit dem Land gemeinsam an neuen Sicherheits- und Hygienemaßnahmen, die künftig eine schrittweise Öffnung für Angehörige und Besucherinnen und Besucher zulassen. Zum aktuellen Zeitpunkt wäre dies eindeutig zu früh und gefährlich.
Die Unternehmerverbände Niedersachsen e.V. (UVN) sind die Dachorganisation für 94 Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände in Niedersachsen sowie die Landesvertretung der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände e.V. (BDA), des Bundesverbands der Deutschen Industrie e.V. (BDI) sowie des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V. (ZVEI). Als Spitzenorganisation vertreten die UVN die wirtschafts- und sozialpolitischen Interessen der in ihren Mitgliedsverbänden zusammengeschlossenen mehr als 150.000 Unternehmen aus den Bereichen Industrie, Handel, Dienstleistungen, Handwerk und Landwirtschaft gegenüber Parlament und Regierung, den politischen Parteien, Gewerkschaften und anderen wichtigen gesellschaftlichen Gruppen.
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