Usbekistan: Cotton Campaign beendet Boykottaufruf
(Stuttgart) - Endlich stoppt die US-amerikanische Cotton Campaign ihren Boykott-Aufruf. Schon längst hatten ILO und EU Usbekistan bescheinigt, dass es bei der Baumwollernte fair zu geht.
Die in Washington ansässige Cotton Campaign hat am 10. März 2022 ihren Boykott-Aufruf gegen usbekische Baumwolle offiziell beendet. Seit 2009 hatten insgesamt 331 Marken und Einzelhändler ein "Baumwollversprechen" mit der NGO unterzeichnet, darunter viele der weltweit größten Marken wie C&A, Gap und Tesco. Die Beschaffung in Usbekistan war damit für europäische Textilhersteller zum "No-Go”.
Anfang März hatte die International Labour Organisation (ILO) in ihrem jährlichen Monitoring zur usbekischen Baumwollernte festgestellt, dass Usbekistan frei von Kinder- und Zwangsarbeit ist. Nach der politischen Wende in Usbekistan ab 2016 wurden Kinder- und Zwangsarbeit mit großem Erfolg bekämpft. Das spiegeln bereits die ILO-Berichte der Vorjahre wieder. Bereits 2018 bescheinigte die ILO dem Land erstaunliche Fortschritte. Die jährlichen ILO-Monitorings sind breit angelegt und achten auf Repräsentativität sowie Neutralität: Während der Ernte führen unabhängige Berater über 1.000 Einzelinterviews in verschiedenen Regionen mit Arbeitern, Farmern und Gemeindevertretern durch. Seit April 2021 gewährt überdies die Europäische Union Usbekistan zollfreien Zugang durch Zubilligung des Status "GSP+”. Diesen Sonderstatus erhalten nur Entwicklungsländer, die erwiesenermaßen 27 internationale Konventionen in den Bereichen Arbeit, Soziales, Umwelt und Menschenrechte umgesetzt haben und auch einhalten.
Letztlich konnte die Cotton Campaign die bereits weithin bekannten Erkenntnisse nicht mehr ignorieren. Nachdem auch das Usbekische Forum für Menschenrechte - ein Partner der Cotton Campaign - in seinem Erntebericht 2021 feststellte, dass keine Zwangsarbeit mehr zu finden ist, wurde der Boykottaufruf endlich ad acta gelegt.
Die Cotton Campaign schreibt sich die "historische Errungenschaft" ihrem jahrelangen beharrlichen Engagement zu. Mit Sicherheit hat es die usbekische Regierung beeindruckt, dass westliche Marken ohne ein Ende der Zwangsarbeit nicht in Usbekistan kaufen würden. Möglich wurden die Veränderungen jedoch erst durch das Bekenntnis der usbekischen Regierung zu Einhaltung der ILO-Konventionen. Die Anpassung an internationale Standards wurde als unumgängliche Notwendigkeit erkannt, um am Weltmarkt wettbewerbsfähig und innovativ teilnehmen zu können.
Die unermüdliche und pragmatische Arbeit insbesondere der deutschen Entwicklungshilfe, namentlich durch die GIZ vor Ort, legte hierfür wichtige Grundsteine. Auf denen können jetzt diejenigen Unternehmen aufbauen, die durch Handelsbeziehungen zu usbekischen Firmen gemeinsam und partnerschaftlich Verbesserungen bei den PRoduktionsstandards erreichen. Längst hat die ILO offiziell dazu aufgerufen, Usbekistan durch Investments und Beschaffung zu unterstützen, statt nicht mehr vorhandene Missstände anzuprangern. Angesichts des Russland-Ukraine-Konflikts und der Verschiebung des weltwirtschaftlichen Gewichts nach Asien erschien der Boykott-Aufruf mehr als unzeitgemäß. Letztlich schürte die Abhängigkeit Usbekistans von den Großabnehmern Russland und China. Dort schert man sich vermutlich wenig um die Arbeitsbedingungen bei der Ernte, und die Nachfrage nach usbekischen Baumwollprodukten ist groß.
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