Pressemitteilung | Pro Wildlife e.V.

US-Navy: Todesfalle für Meeressäuger / Delfin des Monats April: Grindwale leiden unter Militärversuchen und anderen Lärmquellen im Meer

(München) - Delfine und Wale sind zunehmend durch den Lärm in den Ozeanen bedroht. "Unsere Kritik richtet sich u.a. gegen den Einsatz von Militär-Sonar. Dieser kann so laut wie ein startender Düsenjet werden und den Tod von Delfinen und Walen verursachen", berichtet Dr. Sandra Altherr, Meeresexpertin von PRO WILDLIFE. In den USA reichten vergangene Woche (26. März/1. April 2007) Umweltverbände eine Klage gegen die Sonarversuche der US-Marine in delfinreichen Gewässern ein. Seit 2003 sind diese Sonar-Einsätze verboten, doch Anfang des Jahres hatte das Pentagon das Verbot für zwei Jahre aufgehoben. PRO WILDLIFE hat den trotz seines Namens zu den Delfinen gehörenden Grindwal zum Delfin des Monats April gekürt. 2007 wurde von der UN zum Jahr des Delfins ausgerufen.

Immer wieder macht das Schicksal gestrandeter Wale und Delfine Schlagzeilen - meist handelt es sich um Grindwale. Ob in den USA, Neuseeland, Australien oder Europa - alljährlich werden Massenstrandungen von Grindwalen bekannt. Die Ursachen waren lange Zeit umstritten, doch heute gilt als sicher, dass der wachsende Unterwasserkrach eine fatale Rolle spielt: "Drei Lärmquellen bedrohen Grindwale & Co. zunehmend, nämlich marine Erdöl- und Gasförderung, die kommerzielle Schifffahrt und eben Militärsonar", berichtet die PRO WILDLIFE Sprecherin.

Erst seit Ende der 1990er Jahre wird die Gefährdung von Walen und Delfinen durch Sonar wahrgenommen. Bei Schnabelwalen wurde ein direkter Zusammenhang zwischen Militärtests und Strandungen vielfach nachgewiesen. Doch auch andere Delfine und Wale leiden an dem massiven Lärm durch Sonar sowohl im Mittel- als auch im Niedrigfrequenzbereich (LFAS, engl. Low Frequence Active Sonar):

Grindwale nutzen wie alle Delfine das Echolot zur Orientierung und zur Ortung von Fischen als Jagdbeute. "Vor allem der Einsatz von LFAS ist eine immense Gefahr für Delfine, denn die niedrigen Frequenzen werden im Wasser besonders weit getragen und sind viele Kilometer weit ein erheblicher Lärmfaktor. Zudem interferieren gerade die Wellen des Niedrigfrequenzbereiches besonders stark mit dem Echolot der Delfine", erläutert Biologin Altherr. Vor allem die Lautstärke ist problematisch: LFAS kann bis 215 Dezibel erreichen, d.h. lauter als ein startendes Kampfflugzeug, Mittelfrequenz-Sonar sogar über 235 Dezibel, so laut wie der Start einer Saturn V Rakete. Dies macht eine Kommunikation der Meeressäuger untereinander unmöglich und kann im schlimmsten Fall ihr Gehör zerstören: Die Tiere werden taub und können ihr Echolot als Orientierungshilfe nicht mehr einsetzen. Dies erhöht die Gefahr von Strandungen erheblich. Bei gestrandeten Walen und Delfinen in der Nähe von Sonareinsätzen wurden innere Blutungen v.a. im Gehörgang und Gehirn nachgewiesen.

Der 25. April ist der Internationale Tag gegen den Lärm. PRO WILDLIFE hat aus diesem Anlass eine Protestkampagne ins Leben gerufen: "Wir appellieren an die USA, den Einsatz von Unterwasser-Sonargeräten in Gebieten mit Delfinen und Walen umgehend einzustellen", so Altherr. Über ein Dutzend LFAS-Manöver sind geplant, obwohl 2003 das US-Bundesgericht diese Versuche als nicht konform mit US-Umweltrecht verbot. Das Pentagon hob dieses Verbot im Januar 2007 für zwei Jahre auf.

Man unterscheidet zwischen den Gewöhnlichen (Globicephala melas) und den Indischen (Globicephala macrorhynchus) Grindwalen. Sie haben einen dunklen Körper (bis 6m lang, max. 4t schwer) mit rundem Kopf und stark gebogener Rückenflosse. Grindwale sind sehr sozial und bilden Gruppen ("Schulen") von bis zu tausend Tieren, die dem Leittier nahezu bedingungslos folgen - was ihnen bei Strandungen zum Verhängnis wird.

Quelle und Kontaktadresse:
Pro Wildlife e.V. Pressestelle Gräfelfinger Str. 65, 81375 München Telefon: (089) 81299507, Telefax: (089) 81299706

(el)

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