Update Klinik-Atlas: "Nutzen für Patientinnen und Patienten nicht mehr vorhanden"
(Wiesbaden) - Der Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten e. V. (BDI) kritisiert das Update des Bundes-Klinik-Atlas. Die neue Version wurde gestern vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) online gestellt.
Laut BDI-Präsidentin Christine Neumann-Grutzeck führt auch das zweite Update für die Bevölkerung zu keinerlei Verbesserung, im Gegenteil. Durch Simplifizierung sei der Nutzen des Atlas für Patientinnen und Patienten nicht mehr vorhanden.
"Der Bundes-Klinik-Atlas zeigt symptomatisch, was in unserer Gesundheitspolitik aktuell falsch läuft. Neue Tools, Digitalprojekte oder Gesetzesentwürfe werden völlig unausgereift und praxisfern auf den Markt gebracht. Auch das neue Update des Atlas ist keine Verbesserung, ganz im Gegenteil. Durch die massive Simplifizierung ist keinerlei Nutzen mehr für Patientinnen und Patienten vorhanden. Zudem fehlen viele Krankheitsbilder, Diabetes ist beispielsweise komplett aus dem Atlas verschwunden", kritisiert Christine Neumann-Grutzeck, Präsidentin des Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten e. V. (BDI) und praktizierende Fachärztin für Innere Medizin und Diabetologie.
Zum Hintergrund: Mitte Mai startete der Bundes-Klinik-Atlas des BMG. Nach großer Kritik wurde gestern eine neue Version online gestellt. Kritikpunkte waren unter anderem fehlerhafte Fallzahlen, veraltete Daten sowie falsche Notfallstandorte. Der Klinik-Atlas soll die Bevölkerung über Leistungen und Behandlungsqualität von rund 1.700 Krankenhäusern in Deutschland informieren. Bereits eine Woche nach Start gab es ein erstes Update.
"Die erste Version des Klinik-Atlas war kleinteilig und falsch, die aktuelle ist vereinfacht und nutzlos", fasst auch PD Dr. Kevin Schulte, BDI-Vizepräsident und stellvertretender Klinikdirektor am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein / Klinik für Innere Medizin IV, zusammen. "Egal nach welcher Behandlung man sucht, für das Krankenhaus wird immer global der gleiche Pflegepersonalschlüssel angegeben. Die Qualität bemisst sich jetzt nur noch danach, wie viele Pflegekräfte in den jeweiligen Kliniken arbeiten und wie viele Prozeduren durchgeführt werden. Das wird dem Anspruch, Patientinnen und Patienten einen objektiven Einblick in die Versorgungsqualität von verschiedenen Krankenhäusern zu geben, in keiner Weise gerecht", so Schulte.
"Der Klinik-Atlas muss sofort abgeschaltet, grundlegend überarbeitet und erst dann den Patientinnen und Patienten zur Verfügung gestellt werden. Schlecht und fehlerhaft umgesetzte Digitalprojekte wie der Klinik-Atlas oder auch die kommende elektronische Patientenakte führen zu hoher Frustration in der Ärzteschaft, aber vor allem auch zu einem Vertrauensverlust der Bevölkerung in das Gesundheitswesen", mahnt Neumann-Grutzeck.
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