Pressemitteilung | Lebensmittelverband Deutschland e.V.

Unzureichende Nährstoffversorgung bei älteren Menschen - eine verpasste Chance für die Gesundheitsförderung in Deutschland

(Berlin) - Ältere Menschen sind in Deutschland häufiger unzureichend mit Vitaminen und Mineralstoffen versorgt. Das hat Auswirkung auf die Mobilität, die kognitive Leistungsfähigkeit und die Lebensqualität der Seniorinnen und Senioren.
Darauf wiesen Expertinnen und Experten im Rahmen eines Symposiums des Arbeitskreises Nahrungsergänzungsmittel (AK NEM) im Lebensmittelverband Deutschland auf dem Kongress "ERNÄHRUNG 2022" in Bremen hin.

Professor Manfred Eggersdorfer von der Universität Groningen stellte zunächst dar, wie es zu der mangelnden Versorgung kommt: "Bei älteren Menschen verändert sich der Metabolismus. Sie haben weniger Hunger, einen geringeren Energiebedarf, häufiger Schluckbeschwerden oder eine verminderte Nährstoffaufnahme durch den Verdauungstrakt. Hinzu kommen soziale Faktoren wie Einsamkeit oder Altersarmut." Dies erhöht das Risiko einer unzureichenden Nährstoffversorgung, wie es bereits in mehreren Studien, z. B. der KORA-Age-Studie aus Augsburg, nachgewiesen wurde. Danach hatten 52 Prozent der Seniorinnen und Senioren einen niedrigen Vitamin-D-Status und 27 Prozent ein niedriges Vitamin-B12-Level.11 Prozent der Älteren wiesen niedrige Eisenwerte und 9 Prozent niedrige Folatwerte auf. Die unzureichende Mikronährstoffversorgung bei älteren Erwachsenen sei laut Eggersdorfer auch ein gesellschaftliches Problem, für das dringend geeignete Lösungen gefunden werden müssten. Hierzu seien als Grundlage neue Studien mit repräsentativen Daten zum Ernährungsstatus von Älteren nötig. Daraus sollten im Anschluss Maßnahmen entwickelt werden, um die identifizierten Versorgungslücken z. B. durch eine geeignete Nahrungsergänzung zu schließen.

Professor Armin Zittermann, Herz- und Diabeteszentrum NRW, nahm speziell Vitamin D in den Blick. Dieses ist wichtig für die Muskel- und Knochenfunktion, das Herz-Kreislaufsystem, Gehirn und Nerven sowie für das Immunsystem. "Ein hoher Prozentsatz der Senioren in Deutschland weist eine inadäquate Vitamin-D-Versorgung auf, im Winter sind es 75 Prozent! Dabei könnte eine ausreichende Zufuhr vermutlich das Risiko für eine Reihe von Erkrankungen und frühzeitigem Versterben senken", so Zittermann. Konkret gehe es um tägliche Vitamin-D-Mengen in Höhe von 800-1000 IE. Diese Mengen könnten laut Zittermann nicht allein durch Ernährung und eine ausreichende Sonnenexposition erreicht werden: "Für eine Optimierung der Vitamin-D-Versorgung ist eine Kombination aus umfangreicheren Anreicherungsmaßnahmen von Lebensmitteln sowie eine stärkere Verwendung von Supplementen notwendig", erklärte der Experte.

Professorin Rima Obeid vom Universitätsklinikum des Saarlandes sprach im Anschluss über den Einfluss der B-Vitamine Folsäure, B2, B6 und B12 auf den Homocystein-Stoffwechsel. Ein erhöhter Homocysteinspiegel stellt ein Risiko für Schlaganfall, Neuropathie und Demenz dar. B-Vitamine, so Obeid, könnten dem Körper dabei helfen, erhöhte und damit gesundheitsschädliche Homocysteinwerte abzubauen und so das Risiko, beispielsweise einer Demenzerkrankung, zu senken. Obeid betonte, dass es gerade im Alter wichtig sei, auf eine ausreichende Versorgung mit B-Vitaminen, allen voran Vitamin B12, zu achten.

Das Fazit des Symposiums: Die Mikronährstoffversorgung der Seniorinnen und Senioren in Deutschland ist oftmals unzureichend. Dies gilt insbesondere für Bewohnerinnen und Bewohner in Pflegeeinrichtungen. Eine mangelhafte Versorgung mit wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen geht mit gesundheitlichen Einschränkungen und erhöhten Krankheitsrisiken einher. Damit verbunden sind aus gesellschaftlicher Perspektive auch erhöhte Kosten für das Gesundheitssystem. Sowohl aus individueller als auch aus gesellschaftlicher Sicht ist es daher dringend erforderlich, Maßnahmen zur Verbesserung der Nährstoffversorgung der älteren Menschen in Deutschland zu entwickeln und Unterversorgungen vorzubeugen.

Quelle und Kontaktadresse:
Lebensmittelverband Deutschland e.V. Pressestelle Claire-Waldoff-Str. 7, 10117 Berlin Telefon: (030) 206143-0, Fax: (030) 206143-190

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