"Unterstützung für Ukraine und Schutzsuchende so lange wie nötig"
(Freiburg) - "Ein Jahr ist vergangen, seit Russland mit dem Überfall auf die Ukraine ein neues grausames Kapitel seiner Geschichte aufschlug. Wir lernen schmerzlich zu akzeptieren, dass dieser schreckliche Krieg und seine furchtbaren Folgen nicht einfach und schnell zu beenden sind. Die Caritas unterstützt die Opfer des Kriegs in der Ukraine, sie hilft in den Nachbarländern und sie hält hier in Deutschland verschiedene Angebote für die Schutzsuchenden bereit. Das alles gelingt uns nur dank der großartigen Solidarität und des enormen Engagements vieler Menschen - der Spenderinnen und Spender, der beruflich und freiwillig-ehrenamtlich für die Caritas in der Ukraine-Hilfe Tätigen, unserer Partner in Politik und Verwaltung und - nicht zu vergessen - der privaten Gastgeber_innen", bilanziert Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa auf einer Pressekonferenz in Freiburg.
Die Hilfen in der Ukraine und in den Nachbarländern
Caritas international, das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes, hat unmittelbar nach Kriegsbeginn am 24. Februar begonnen, die Caritas Ukraine bei ihrer Nothilfe für die Menschen in der Ukraine zu unterstützen. Diese Hilfe geht auch nach einem Jahr Krieg weiter. Die Versorgung und Betreuung der Menschen werden in den landesweiten 42 Zentren der Caritas organisiert. Binnenflüchtlinge werden in fast 200 Sammelunterkünften temporär untergebracht. Auch in den Nachbarländern Polen, Tschechien, Slowakei, Rumänien und Moldau hilft Caritas international den hiesigen Caritasverbänden die Flüchtlingsbewegung aus der Ukraine zu bewältigen. Der Krieg hat zu fast acht Millionen Flüchtlingen in die Nachbarländer und zu nahezu sechs Millionen Binnenflüchtlingen geführt. 17,7 Millionen Menschen sind in der Ukraine dringend auf Hilfe angewiesen. "Gleich wie lange der Krieg andauert, Caritas international wird die Menschen in der Ukraine und in den Nachbarländern so lange unterstützten, wie es nötig ist", verspricht Oliver Müller, der Leiter von Caritas international. Er fordert die Bundesregierung zudem auf, die Hilfsorganisationen dabei langfristig zu unterstützen. "Es ist wichtig, dass Nichtregierungsorganisationen auch beim Wiederaufbau berücksichtigt werden, die den Menschen vor allem psycho-soziale Hilfen zur Bewältigung des Erlebten anbieten können."
Strukturen für Hilfe in Deutschland schaffen
Auch in Deutschland hat die Caritas umgehend reagiert und bietet zusätzlich zu den Migrationsdiensten niedrigschwellige psychosoziale Unterstützungsangebote oder Willkommenscafés als Anlaufstellen an. Mit dem Programm Caritas4U hat der Deutsche Caritasverband ein spendenfinanziertes Förderprogramm aufgebaut, das an bundesweit 93 Standorten Maßnahmen in vier Bereichen anbietet: "psychosoziale Stabilisierung", "Unterstützung bei privater Unterbringung", "sprachliche und berufliche Integration" und "Empowerment und Vernetzung". Zwei Drittel der Fachkräfte in den Caritas4U-Stellen berichten, dass sich Geflüchtete aus der Ukraine verglichen mit den ersten Monaten auf einen längerfristigen Aufenthalt in Deutschland einstellen. Die Anliegen der Menschen, die die Caritas-Angebote nutzen, haben sich daher gewandelt. Nun stehen die Themen Integration in den Arbeitsmarkt, Erwerb der Sprache und Aufbau einer Existenz in Deutschland im Vordergrund, berichten die Kolleginnen und Kollegen. Unabdingbar ist dafür die gute Betreuung der ukrainischen Kinder, für die Kita- und Kindergartenplätze weiter fehlen.
Mehr Anlauf- und Beratungsstellen für private Gastgeber_innen notwendig
Ein besonderes Augenmerk der Caritas-Angebote liegt auf der Begleitung von privaten Gastgeberinnen und Gastgebern und der von ihnen aufgenommenen Menschen. Etwa drei Viertel der eine Million Geflüchteten aus der Ukraine, sind noch privat untergebracht. Gastgeberinnen müssen dabei nicht selten zusätzliche Aufgaben übernehmen, weil Psychologinnen und Beraterinnen für Behördengänge fehlen. "Mit der privaten Aufnahme waren und sind die Gastfamilien Ansprechpartner für alle Fragen, etwa bei der Beantragung von Sozialleistungen. Sie dürfen damit aber nicht allein gelassen werden. Die Gastfamilien brauchen selbst fachliche Unterstützung", erklärt Irene Porsch, Flüchtlingsbeauftragte der Caritas im Erzbistum Köln. "Der ohnehin knappe Wohnraum in Deutschland trifft geflüchtete Menschen besonders hart. Für Gastfamilien ist es deshalb beinahe unmöglich, ihren ukrainischen Gästen bei der Suche nach alternativem Wohnraum zu helfen. Sie möchten unterstützen, können es aber nicht - das ist das Dilemma."
Deutschlandweit bietet die Caritas Anlaufstellen für private Gastgeberinnen und Gastgeber, regelmäßig kommen neue dazu, wie zuletzt in Bonn. Sie vermitteln bei Konflikten, helfen bei der Wohnungssuche, stellen den Kontakt mit anderen Diensten her und entlasten somit die Aufnehmenden.
Nachhaltige Strukturen schaffen, statt Notfallmodus erleiden
"Jenseits spendenfinanzierter Angebote muss es dringend nachhaltige Strukturen geben, die die Geflüchteten unterstützen und ehrenamtlich-freiwillig Engagierte entlasten", so Caritas-Präsidentin Welskop-Deffaa. "Dafür ist zuvörderst eine bedarfsgerechte soziale Infrastruktur notwendig."
Aufnahme von Schutzsuchenden bleibt Dauerthema
Nicht nur Russlands Angriff auf die Ukraine dauert viel länger. Auch Krisen wie das Erdbeben in der Türkei und Syrien oder andere - klimainduzierte - Kriege oder Bürgerkriege werden zu weiteren Migrations- und Fluchtbewegungen führen: "Die Art, wie wir jetzt auf die Kriegsfolgen reagieren, setzt den Maßstab für das kommende Jahrzehnt. Der Wille, unsere Welt für nachfolgende Generationen lebenswert zu erhalten, konkretisiert sich in der Fähigkeit, denen gute Lebenschancen zu sichern, die vor Krieg und Verfolgung fliehen müssen", so Welskop-Deffaa.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Caritasverband e.V.
Anja Stoiser, Stellv. Pressesprecherin
Karlstr. 40, 79104 Freiburg
Telefon: (0761) 2000, Fax: (0761) 200541
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