Unternehmerumfrage: Silberstreif am Horizont
(Berlin) - Die wirtschaftliche Stimmungslage in den Unternehmen des deutschen Groß- und Außenhandels hat sich zum Jahresbeginn 2000 verbessert: Mit 23 Prozent beurteilen zwar noch immer mehr Unternehmer ihre derzeitige Stimmungslage als schlecht und sehr schlecht, allerdings macht bereits jeder fünfte Unternehmer eine gute Stimmungslage aus. Vor fünf Monaten zeichneten noch 42 Prozent ein düsteres konjunkturelles Bild, während lediglich sechs Prozent eine gute Konjunkturentwicklung sahen. Über dieses Ergebnis der aktuellen Unternehmerumfrage berichtete Dr. Michael Fuchs, Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA), heute auf einer Pressekonferenz in Berlin. Mit 56 Prozent stufe die große Mehrzahl der Befragten ihre wirtschaftliche Stimmungslage lediglich als befriedigend ein. "Ein Silberstreif am Horizont, mehr aber auch nicht!", lautet daher das Fazit des BGA-Präsidenten zur konjunkturellen Entwicklung seiner Branche.
Für die kommenden Monate des Jahres 2000 haben die Unternehmer ihre Erwartungen weiter nach oben korrigiert. Nach 43 Prozent im vergangenen Jahr rechnen nunmehr 59 Prozent der Unternehmer mit steigenden Umsätzen. Die Anzahl der Pessimisten, die einen Rückgang ihrer Umsätze befürchten, habe ebenfalls spürbar von 14 Prozent auf nur noch acht Prozent abgenommen. "Nach der enttäuschenden Umsatzstagnation 1999 sind steigende Umsätze im laufenden Jahr mehr als dringend, um damit den Kostenanstieg beispielweise aus der überzogenen Tarifrunde 1999 in Teilen auffangen zu können", führte Fuchs aus. Auf hohem Niveau blieben die Investitionen. "Noch immer liegt der Investitionsschwerpunkt bei den Ersatz- und Rationalisierungsinvestitionen und weniger bei den beschäftigungssteigernden Erweiterungsinvestitionen. Dies hängt einerseits mit dem Erfordernis zusammen, durch Ersatzinvestitionen wettbewerbsfähig zu bleiben. Andererseits werden Rationalisierungsreserven dort ausgeschöpft, wo dies noch möglich ist", erläuterte Fuchs.
Die Beschäftigungserwartungen für das Jahr 2000 hätten sich in der Branche verbessert. "Von einer Beschäftigungszunahme gehen mittlerweile 25 Prozent der Unternehmer aus. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 19 Prozent. Einen Rückgang erwarten nur noch acht Prozent. Damit deutet sich erstmals seit Jahren wieder ein leichter Beschäftigungsaufbau an, den ich aber keineswegs für ausreichend halte. Um den Arbeitsmarkt nachdrücklich zu beleben, brauchen wir einen stärkeren Anstieg der Erweiterungsinvestitionen. Diese sind wiederum nur dann zu erwarten, wenn unsere Unternehmen nachhaltig Vertrauen in die wirtschaftliche Zukunft fassen", sagte der BGA-Präsident.
Im politischen Teil der BGA-Unternehmerumfrage wurde gefragt: "Erfüllen die bisherigen Ergebnisse im Bündnis für Arbeit Ihre Erwartungen?" 96 Prozent der Befragten antworteten, dass ihre Erwartungen nicht erfüllt seien. Nach Auffassung des BGA-Präsidenten Fuchs sei am Bündnistisch eine akzeptable Einigung erzielt worden: Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter hätten sich auf eine beschäftigungsorientierte, längerfristige und vor allem branchenspezifische Tarifpolitik verständigt. "Diese Vereinbarung wurde aber bereits zwei Tage später durch die Tarifforderungen von IG-Metall-Chef Zwickel von 5,5 Prozent in Frage gestellt."
Eine Mehrheit der Unternehmer, nämlich 63 Prozent, glaube nicht daran, dass das Bündnis für Arbeit die richtige Einrichtung sei, um die Arbeitslosigkeit in den Griff zu bekommen. Fast zwei Drittel der Befragten sprachen sich trotz dieser Skepsis für eine Fortsetzung der Bündnisgespräche aus. "Bei unseren Unternehmern überwiegt also nach wie vor die Hoffnung in die Einsichtsfähigkeit der Gewerkschaften. Daher fordere ich die Gewerkschaften auf, zu dem gefundenen Bündnis-Konsens zurückzukehren. Die jetzt beginnende Tarifrunde 2000 wird auch über die Tragfähigkeit und die Zukunft des Bündnisses entscheiden. Unmissverständlich hat der Arbeitgeberpräsident erklärt, dass das Bündnis keinen Sinn mehr macht, wenn Zwickel die zur Lohn- und Tarifpolitik getroffenen Vereinbarungen ad absurdum führt, noch bevor die Tinte darunter trocken ist. Sollten die Gewerkschaften Lohnabschlüsse über dem branchenspezifischen Produktivitätszuwachs erzwingen wollen, beerdigen sie damit das Bündnis. Für den Groß- und Außenhandel ist der Verteilungsspielraum klar: Unsere Produktivität wird in diesem Jahr voraussichtlich um etwas weniger als 2 Prozent wachsen", erklärte Fuchs.
Abschließend sagte der BGA-Präsident: "Zu Beginn des Jahres 2000 stehen wir an einem Wendepunkt. Die Wirtschaft gewinnt an Fahrt und damit haben wir die echte Chance, einen von der Konjunktur getragenen Arbeitsplatzaufbau zu beginnen. Wir fordern die Bundesregierung auf, durch strukturelle und kostensenkende Reformen in den Sozialversicherungen, bei den Steuern und auf dem Arbeitsmarkt diesen Aufschwung zu unterstützen. Gelingt uns zusätzlich eine Koalition der tarifpolitischen Vernunft, dann wird das Jahr 2000 kein verlorenes Jahr für die Arbeitslosen sein."
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Quelle: BGA