Unternehmerstimmen zur Herbstumfrage in der M+E-Industrie / Unternehmer fordern investitionsfreundliche Politik und mittelstandsfreundlichen Tarifabschluss
(Frankfurt am Main) - Mit voraussichtlich 53 Mrd. Euro Jahresumsatz und über 214.000 Beschäftigten sind die Unternehmen der M+E-Industrie - von Metallerzeugung/-verarbeitung über Elektro-Industrie bis Maschinenbau und Autoindustrie - in Hessen das "Herz der Wirtschaft. Angesichts der abgekühlten Stimmung forderten die Unternehmer anlässlich der Herbstumfrage des Arbeitgeberverbands HESSENMETALL in den einzelnen Regionen Hessens eine investitionsfreundliche Politik und einen mittelstandsfreundlichen Tarifabschluss.
NORDHESSEN
Carsten Rahier, Geschäftsführer der sera GmbH in Immenhausen: "Unsere Mitgliedsunternehmen berichten von abnehmenden Auftragsbeständen und einem stark sinkenden Umsatz- und Ertragsniveau. Die vollkommen überzogene 5,5-prozentige Lohnforderung und die zusätzlichen qualitativen Tarifforderungen der IG Metall ignorieren sowohl die seit Jahren niedrige Inflations- und Preissteigerungsraten von nur ca. 1,2 Prozent als auch die negativen Wirtschaftsprognosen. Die unrealistische Erwartungshaltung verschärft zusätzlich die sich abzeichnenden negativen Entwicklungen in den Unternehmen."
Dr. Hans-Friedrich Breithaupt, Geschäftsführer der F.W. Breithaupt & Sohn
GmbH & Co. KG in Kassel: "Ich befürchte negative Effekte auf die Beschäftigung und das Investitionsklima in Nordhessen. Die Region hat in den letzten Jahren stark aufgeholt, sieht sich nun aber, wie der Rest der Bundesrepublik, einer kommenden konjunkturellen Abkühlung ausgesetzt. Die folgenden Quartale bringen neben den aus internationalen Krisen resultierenden Absatz- und Ertragsrückgängen vor allem die Herausforderung mit sich, die bestehende Beschäftigung und das Investitionsklima in Nordhessen zu sichern."
MITTELHESSEN
Stefan Weber, Geschäftsführer Duktus Rohrsysteme Wetzlar GmbH: "Aktuell können wir von einer leicht positiven Geschäftslage sprechen. Leider kehrt sich dieser Trend beim Blick auf die kommenden sechs Monate schon wieder um. Diese doch eher verhaltenen Zukunftsaussichten stehen aus unserer Sicht im deutlichen Gegensatz zu den Wunsch-Wachstumsraten der IG Metall; mit denen sie ihre Forderungen zu begründen versucht."
Oliver Barta, Leiter Personal Bosch Thermotechnik GmbH, Wetzlar: "Bei den Beschäftigungszahlen versuchen die Unternehmen bereits, die Weichen für die sich eintrübenden Zukunftsaussichten zu stellen. Insgesamt bemühen sich die Firmen weiterhin, die Stammbelegschaft zu halten. Dies gilt jedoch nicht für die Zeitarbeiter. Hier gehen wir in Mittelhessen von einem Rückgang von über 20 Prozent für den Zeitraum vom Frühjahr 2014 bis Frühjahr 2015 aus. Wenig hilfreich sind in diesen Zeiten dann die Forderungen der Gewerkschaft nach teuren und vor allem ungerechten Geschenken wie der Bildungsteilzeit. Schließlich kann es kaum im Sinne unserer Belegschaften sein, dass alle Mitarbeiter die persönliche Weiterbildung einzelner mittragen müssen."
RHEIN-MAIN-TAUNUS
Fabian Maurer, Geschäftsführer der RINGSPANN GmbH, Bad Homburg: "Der Tarifabschluss muss die Sandwich-Position der mittelständischen Zulieferer berücksichtigen. Bei einer Personalquote von 40 Prozent am Umsatz sind wir von jeder Entgelterhöhung in der Regel doppelt so stark betroffen wie die Endproduzenten, die meistens hoch internationalisierte Konzerne mit einer Personalquote von bis zu 20 Prozent sind. Freilich müssen die Endproduzenten die Personalkosten ihrer Zulieferer mitfinanzieren, verlangen aber im Wettbewerb der Standorte Jahr für Jahr sinkende Preise von ihren Zulieferern. Den dazwischen eingezwängten Mittelstand muss ein Tarifabschluss mitnehmen."
Dr. Ingo Koch, CFO der Samson AG, Frankfurt am Main: ""Wir erwarten, dass die flexiblen Öffnungsmöglichkeiten beim Tarifabschluss 2015 wieder stärker genutzt werden. Denn bei Aus- und Weiterbildung engagieren sich Unternehmen teilweise weit über den Branchendurchschnitt hinaus, ein Engagement, das überzogene qualitative Forderungen nach Bildungsteilzeit infrage stellen würde. So gibt es bei der SAMSON AG einen umfangreichen Demografiefonds, um Maßnahmen der Nachwuchsförderung und -rekrutierung zu finanzieren. Demzufolge ist für uns auch eine Öffnungsklausel bei der Altersteilzeit von größter Bedeutung. Wir wollen Geld in den Nachwuchs investieren, nicht in den vorzeitigen Ruhestand erfahrener Fachkräfte.
SÜDHESSEN
Dr. Albrecht Hallbauer, Geschäftsführer der Samoa Hallbauer GmbH in Viernheim: "Wir dürfen die Zukunft der deutschen Industrie nicht verspielen. Während sich andere europäische Länder intensiv um ihre Re-Industrialisierung bemühen, wird die Wirtschaft hierzulande durch sozialpolitische Wohltaten wie abschlagsfreie Mütterrente und Rente mit 63 sowie Mindestlohn und hohe Energiepreise geschwächt. Außerdem fehlen Investitionen für die Sanierung und den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur."
Gottlieb Hupfer, CEO der EnviroChemie GmbH in Roßdorf: "Wahrscheinlich wird es in Südhessen im nächsten Jahr nur ein geringes oder gar Nullwachstum geben. Umso wichtiger ist es, dass wir die Wachstumskräfte stärken, alle Fachkräftepotenziale heben und die Anreize für Investitionen erhöhen, um uns weltweit als innovativer und zugleich lebenswerter Technologiestandort mit Zukunft zu positionieren. Ein langfristiges Thema ist dabei auch die Digitalisierung der Wirtschaft und Gesellschaft."
OFFENBACH und OSTHESSEN
Erwin Feldhaus, CEO der Röder Präzision GmbH, Egelsbach: "Die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie in Osthessen sind sich überwiegend einig: Sinkende Umsätze und fehlende Aufträge bestimmen die Konjunkturentwicklung in den nächsten sechs Monaten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass das von vielen Unternehmen dringend benötigte Wachstum weiter ausbleibt. Während die Betriebe Arbeitsplätze trotz der unbefriedigenden wirtschaftlichen Lage erhalten wollen, schüren die Gewerkschaften bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unrealistische Erwartungen."
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