Unternehmensberater sehen in Schattenwirtschaft ein Hindernis für den Aufschwung
(Bonn/Berlin) - Vor negativen Auswirkungen der Schattenwirtschaft auf den sich abzeichnenden Aufschwung hat der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater BDU e.V, Rémi Redley, am 29. Dezember in Berlin gewarnt. Es gebe keine Anzeichen dafür, dass mit dem derzeitigen Anteil von etwa 16 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ein Höchststand der Schattenwirtschaft erreicht sei. Der Verband rechne vielmehr mit einer weiteren Zunahme, die den möglichen positiven konjunkturellen Auswirkungen der Steuerreform dann zuwiderlaufe.
Zwar begrüße der Verband den "kleinen Befreiungsschlag" der Steuerreform als einen ersten Schritt zur Entlastung der Bürger und Unternehmen von finanziellen Belastungen und damit als "wertvollen Beitrag" gegen die "Fluchttendenzen" in Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung. "Die Steuer- und Abgabenhöhe bleibt aber weiterhin zu hoch und weiterhin unberechenbar, um einen durchschlagenden ökonomischen Anreiz zu schaffen, erzielte Einnahmen und erbrachte Dienstleistungen immer ordnungsgemäß anzugeben", so Redley.
Schwierig sei, dass das volkswirtschaftliche "Gegenmittel Steuersenkung" Deutschland vor allem aufgrund parteipolitischer Blockaden nur sehr begrenzt zur Verfügung stehe. Das könne jedoch kein Argument sein, nicht "alles zu versuchen, um zumindest das weitere Anwachsen der Schattenwirtschaft zu stoppen." Redley weist in diesem Zusammenhang auf die Gefahren für die deutsche Wirtschaft hin, die einen einsetzenden Aufschwung empfindlich dämpfen könnten. "Denn auch im Aufschwung werden gerade mittelständische Unternehmen unter Konkurrenzdruck gegenüber billigeren Schwarzarbeitern und Steuerhinterziehern bleiben und damit keinen Beschäftigungsaufbau leisten können", meint Redley unter Verweis auf eigene Beratungserfahrungen. Die Gefahr, so Redley, sei, dass "selbst derjenige, der redlich ist, ökonomisch fast schon gezwungen ist, seine Linie aufzugeben, um mit dem Konkurrenten mitzuhalten." Mit dem Beitritt der mittel- und osteuropäischen Staaten könne sich das Problem verschärfen, weil sich der Preisdruck auf die deutschen Unternehmen verstärke.
Problematisch sei aber auch, dass "mit einer Gewöhnung breiter Bevölkerungs- und Wirtschaftskreise an die Schattenwirtschaft das Unrechtsbewusstsein auf Dauer abnehmen wird und sich auch bei niedrigen Steuersätzen nicht mehr ändert." Diese Sorge werde noch unterschätzt. Redley begrüßt daher die Bemühungen des Bundes und der Länder, durch Aufklärung der Öffentlichkeit, Anreize für eine Rückkehr in die Legalität und eine parallele Erhöhung des Verfolgungsdrucks die Schattenwirtschaft zu bekämpfen. "Mit der jüngst beschlossenen Aufstockung und Stärkung des Zolls für das Jahr 2004 kommt der Gesetzgeber auch einer Forderung des BDU nach", unterstreicht der Verbandschef.
Mit Blick auf die Forderungen nach niedrigen Steuern warnt der BDU-Präsident vor zu "populistischen Lösungen". "Obwohl die Abgabenquote seit Beginn der achtziger Jahre von 42,8 Prozent auf 40,5 im Jahre 1990 Prozent gesenkt wurde, wuchs die Schwarzarbeit im gleichen Zeitraum um ein Drittel." Alleine die Steuerschraube sei daher nicht das Allheilmittel. Er empfehle einen optimalen Mix aus niedriger Abgabenquote, hohem Verfolgungsdruck und Aufklärung. Auch begleitende Schritte, wie die steuerliche Anerkennung privater Handwerkerrechnungen für den Auftraggeber, seien zielführend.
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