Unternehmensberater bezweifeln bildungspolitischen Nutzen von Elite-Universitäten
(Berlin/Bonn) - In die Debatte über den Vorschlag der SPD zur Schaffung von Elite-Universitäten kommen nun auch Zweifel aus der Wirtschaft. Der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensbera-ter BDU e.V., Rémi Redley, sieht in dem Vorschlag keinen Königsweg zur Lö-sung unserer Bildungsprobleme. Statt der gezielten Subventionierung von wenigen privilegierten Hochschulen sei eine grundlegende Verbesserung des deutschen Bildungssystems angezeigt.
Mit Elite-Universitäten löst man das Pisa-Problem nicht, erklärte Redley heute in Berlin. So beobachte man seit Jahren eine Verschlechterung des Schul- und Ausbil-dungsniveaus, das sich auch in die Universitäten und Fachhochschulen schleiche. Dort passe man das eigene Leistungsniveau dem sinkenden Standard an. Anstelle der Stär-kung weniger ausgewählter Hochschulen sei es zielführender, der gesamten Schul- und Hochschullandschaft ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen, um den breiten Bedarf an gutqualifizierten Arbeitskräften zu decken. Eine überschaubare Zahl von Elite-Absolventen reiche hier nicht aus. Der SPD-Vorschlag birgt die Gefahr einer Zwei-Klassen-Hochschulbildung mit zu wenigen Erstklässlern, aber wir müssen in Deutschland auf breiter Ebene besser werden, so der BDU-Präsident.
Um bei allen deutschen Hochschulen mehr Eliten zu fördern, muss aber zugleich dafür gesorgt werden, dass die Unis mehr Freiheit bekommen und individuell ihre Schwer-punkte setzen können. Dazu gehöre die Autonomie, selber zu entscheiden, wer als Student aufgenommen werde. Das System der zentralen Studienplatzvergabe müsse in diesem Zusammenhang überdacht werden.
Wichtig sei zudem, die Lehrenden wieder stärker in die Pflicht zu nehmen. Es kann nicht angehen, dass Professoren sich mehr um private Gutachten oder nebenberufliche Tätigkeiten kümmern, als im Hörsaal zu lehren oder den Studenten persönlich zur Ver-fügung zu stehen, kritisiert Redley. Er empfiehlt daher eine Straffung des Dienst-rechts, um eine bessere Betreuung der Studenten sicher zu stellen.
Richtig an den SPD-Vorstellungen sei allerdings die Betonung des Leistungsgedankens. Wenn der Vorschlag der SPD zu einer neuen Eliten-Debatte führt, wäre immerhin schon etwas erreicht, so Redley. Denn schulische und universitäre Bildungseinrichtungen müssten in Zukunft die Schüler und Studenten mehr fordern. Bisher verfolgte Rot-Grün eher einen egalitären, gleichmacherischen Ansatz in der Bildungspolitik. Soweit der Vorschlag also eine Trendwende zu mehr Differenzierung und Leistungswettbewerb sein soll, ist er in der Wirtschaft willkommen.
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