Pressemitteilung | Deutscher Factoring-Verband e.V.

Unternehmen entdecken verstärkt Factoring als Finanzierungsalternative / Anzahl der Factoringkunden steigt im 1. Halbjahr um 81 Prozent & Factoringumsatz sinkt im 1. Halbjahr um 14,5 Prozent auf 43,26 Milliarden Euro / Hoffnung auf Öffnung des KfW-Sonderkreditprogrammes auch für Factoring-Unternehmen

(Berlin) - Vor dem Hintergrund der Restriktionen auf den Kreditmärkten als Folge der Finanzmarktkrise nutzen immer mehr Unternehmen ihre Forderungen zur Liquiditätssicherung und -verstärkung. Die im Deutschen Factoring-Verband zusammengeschlossenen Factoringgesellschaften melden für das 1. Halbjahr 2009 einen Anstieg ihrer Kundenanzahl von rund 3.160 auf 5.700, eine Steigerung von über 81 Prozent allein innerhalb eines Jahres. Vielen deutschen Unternehmen wurde damit bei verschlechterten Kreditbedingungen geholfen, ihre Liquiditätsanforderungen zu erfüllen. Viele Unternehmen erkennen in der Krise Factoring als bankenunabhängige Finanzierungsform und nutzen diese verstärkt, gerade auch in den mittelstandstypischen Forderungsvolumina. Trotz allgemein beengter Liquidität leistet Factoring damit einen wesentlichen Beitrag zur Krisenbewältigung.

Das starke Neugeschäft hat gleichwohl nicht ausgereicht, die Umsatzverluste im Bestandsgeschäft zu kompensieren. Der deutsche Factoring-Markt verzeichnet daher erstmals in seiner Geschichte aufgrund der Umsatzeinbrüche bei seinen Anschusskunden einen merklichen Umsatzrückgang: Der Umsatz der im Deutschen Factoring Verband e. V. vertretenen führenden 26 Factoring-Institute weist zum ersten Mal seit 1977 keinen Zuwachs auf, sondern sinkt in den ersten 6 Monaten 2009 nominal um 14,78 Prozent auf 43,26 Mrd. Euro (im Vergleich zum 1. Halbjahr 2008 50,76 Mrd. Euro).

Im Importgeschäft sank das Factoring-Volumen in den ersten sechs Monaten von 1,01 Mrd. Euro (2008, 1. Halbjahr) auf 0,91 Mrd. Euro, ein Minus von 8,12 Prozent. Noch deutlicher ist der Rückgang im Exportgeschäft, hier sank der Forderungsumsatz von Januar bis Juni 2009 sogar um 17,55 Prozent (von 13,14 Mrd. Euro im 1. Halbjahr 2008 auf 10,75 Mrd. Euro). "Die Finanzkrise hat den deutschen Mittelstand mittlerweile voll erfasst; besonders ist dies am Einbruch beim Bestandskundengeschäft zu verspüren; hier gab es fast durchweg nur ein Minus", fasst es der Sprecher des Vorstandes des Deutschen Factoring-Verbandes, Joachim Secker, zusammen.

In manchen Branchen waren Umsatzeinbrüche von über 40 Prozent zu verzeichnen. Dies hat auch zu signifikanten Veränderungen in den Factoring-Schwerpunktbranchen geführt: So stürzte im Ranking der 19 wichtigsten Factoringbranchen Metallerzeugung und -verarbeitung, noch vor einem Jahr auf Platz 1, auf Position 10 ab. Interessanterweise konnte sich der Bereich Elektronik (von ehemals Platz 10) nun auf Platz 4 verbessern.

Um zu verhindern, dass die Krise weitere Nachteile zulasten des deutschen Mittelstandes insgesamt nach sich zieht, sind jetzt konkrete Schritte der Bundesregierung geboten: Vor dem Hintergrund der sich nach wie vor nicht verbessernden Refinanzierungssituation am Kapitalmarkt haben sich erste Factoring-Anbieter bereits vom Markt zurückgezogen. Daher appelliert der Verband nachdrücklich an die Bundesregierung, das KfW-Sonderkreditprogramm auch für Factoring-Gesellschaften zu öffnen, wie jüngst bereits für unabhängige Leasing-Gesellschaften gesehen: Factoring-Unternehmen kaufen Forderungen von rund 2,5 Mio. Debitoren: Daher gilt es jetzt rasch frische Liquidität für den Mittelstand zur Verfügung zu stellen, um die Abwärtsspirale in den Lieferketten der deutschen Wirtschaft zu stoppen.

Auch das in Teilen nach wie vor wenig detaillierte Verhalten von Warenkreditversicherern bei Limitzusagen gegenüber einer Vielzahl von Branchen verbessert die Situation des Mittelstandes nicht. Der Deutsche Factoring-Verband e.V. begrüßt daher nachdrücklich die hoffentlich auch zeitnah umzusetzenden Vorschläge des Lenkungsausschusses des Deutschlandfonds zur Schaffung eines sog. Aufstockungsmodells zwecks Substituierung von wegbrechenden Warenkreditversicherungen.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Factoring-Verband e.V. Pressestelle Behrenstr. 73, 10117 Berlin Telefon: (030) 20654654, Telefax: (030) 20654656

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