Pressemitteilung | Bundesverband Geothermie e.V.

Unterhaching: Zweite Bohrung erfolgreich und übertrifft alle Erwartungen

(Geeste) - Am 18.01.2007 wurde die zweite, 3.577 m tiefe Bohrung des Geothermieprojektes in Unterhaching bei München mit der Feststellung der Fündigkeit erfolgreich abgeschlossen. Das vorläufige Ergebnis übertrifft alle bisherigen Erwartungen. Die im Thermalwasser gemessene Temperatur liegt mit 127 °C deutlich über jener der ersten Tiefbohrung (123 °C). Auch die Schüttungsraten liegen nach Angaben des Projektbetreuers Rödl & Partner über dem Ergebnis der 150 l/s aus dem ersten Bohrloch. Die Datenauswertung wird im Laufe dieser Woche abgeschlossen werden. Nach den vorläufigen Ergebnissen kann die komplette Wassermenge aus der ersten Bohrung über die zweite ohne weiteren Pumpstromaufwand in die Erde zurückgeführt werden. Das wird Wirtschaftlichkeit des Projektes weiter erhöhen.

"Dies ist der Durchbruch für die Geothermie als alternative Energiequelle in Bayern" erklärt Christian Schönwiesner-Bozkurt von Rödl & Partner, Leiter des Geothermieprojektes in Unterhaching. "Über 80 Städte, Gemeinden und Privatinvestoren, die vergleichbare Projekte planen, haben auf diesen Moment gewartet. Mit dem Erfolg der zweiten Bohrung ist der Beweis angetreten, dass das Molassebecken ein zuverlässiger Lieferant für die Energie- und Wärmeversorgung der Zukunft ist." Rödl & Partner rechnet allein in Bayern mit einem Investitionsvolumen von ca. 3,2 Milliarden Euro für die Geothermie in den kommenden Jahren.

Das Geothermieprojekt in Unterhaching ist eines der Leitprojekte zur Nutzung von Strom und Wärme aus geothermischen Niedertemperaturressourcen in Europa. Rödl & Partner war in seiner Planung für den Standort von Mindestanforderungen von 100 °C Thermalwassertemperatur und einer Schüttung von 100 l/s ausgegangen. Darüber liegende optimistische Prognosen, die eine Temperatur von 120°C und eine Schüttung von bis zu 150 l/s erwarten ließen, waren in Teilen der Fachwelt als "wissenschaftlich möglich, realistisch aber nicht erreichbar" bewertet worden.

Nun könne Energie- und Wärmegewinnung aus Geothermie zu einem Exportschlager für Technik und Know-how aus Deutschland werden, hofft Schönwiesner-Bozkurt. Aber schon allein für Deutschland sei derzeit von einem Investitionsvolumen für die tiefengeothermische Energieerzeugung von ca. 5,5 - 6,5 Milliarden Euro auszugehen.

"Vor dem Hintergrund steigender Energiekosten stellt sich die Frage nach einer sicheren Alternative zu fossilen Brennstoffen. Strom und Wärme aus Geothermie sind günstig, krisensicher und erhöhen die Unabhängigkeit vom Weltmarkt", erklärte er. Das von Rödl für das Unterhachinger Projekt entwickelte Fernwärmepreissystem werde künftig deutlich günstigere Wärmepreise ermöglichen, als nach der bisherigen Preisbindung an fossile Brennstoffe.

Derzeit baut die SIEMENS AG in Unterhaching die erste und größte Kalina-Anlage zur Stromerzeugung aus geothermischer Energie in Deutschland. Das Siemens Kraftwerk wird voraussichtlich im Herbst 2007 ans Netz gehen. Bis zu 3,36 Megawatt elektrischer Energie können dann ins Stromnetz eingespeist werden. Diese Strommenge entspricht dem Verbrauch von rund 10.000 bundesdeutschen Durchschnittshaushalten.

In Unterhaching wird damit das weltweit modernste Erdwärmekraftwerk entstehen, das im Niedertemperaturbereich unter 200°C arbeitet und wesentlich effizienter und somit wirtschaftlicher als bisher das vorhandene Heiß- oder Thermalwasser vor Ort in Energie umwandeln.

Das deutschlandweit größte Geothermieprojekt in Unterhaching wird mit einem nicht rückzahlbaren Zuschuss und einem Sonderdarlehen vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit in Höhe von insgesamt 7,2 Millionen Euro unterstützt.

Quelle und Kontaktadresse:
Geothermische Vereinigung e.V. Pressestelle Gartenstr. 36, 49744 Geeste Telefon: (05907) 545, Telefax: (05907) 7379

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