Unauskömmliches Preisniveau belastet Baumarkt am meisten / Hohe Ausbildungsquote in niedersächsischer Bauindustrie
(Hannover) - Die im Verband der Bauindustrie für Niedersachsen zusammengeschlossenen Bauindustrieunternehmen haben in der traditionellen Frühjahrsumfrage zur Baukonjunktur mit Stichtag 1. Mai 2000 ihre skeptische Lagebeurteilung zum Ausdruck gebracht. Gestützt wird diese Beurteilung auf den unzureichenden Auftragsbestand in den Unternehmen, der über alle Sparten gesehen gegenüber dem Vergleichszeitpunkt des Vorjahres weiter zurückgegangen ist. Besonders deutlich ist diese Tendenz im öffentlichen Hochbau sowie im Straßenbau und im sonstigen Tiefbau. Lediglich für den gewerblichen Bau kommen 50 Prozent der befragten Unternehmen zu der Aussage, dass der wertmäßige Bestand der vorliegenden Bauaufträge größer oder gleichgroß gegenüber dem Vorjahr zu beziffern ist. Für den Wohnungsbau ergibt sich hier eine Quote von 44 Prozent.
Die vorliegenden Auftragsbestände bieten im Wohnungsbau für 2,6 Monate, für den gewerblichen Bau von 2,9, den öffentlichen Hochbau für 2,1, den Straßenbau für 1,9 und den sonstigen Tiefbau für 2,6 Monate weitere Beschäftigung. Die Aufträge werden überwiegend zu einem unauskömmlichen Preisniveau ausgeführt. Lediglich im gewerblichen Bau können mit den am Markt erzielten Baupreisen überwiegend kostendeckende Aufträge abgewickelt werden. Hiervon sprechen 63 Prozent der befragten Unternehmen. Eine deutlich andere Ausrichtung ergibt sich insbesondere für die Auftragsabwicklung im öffentlichen Hochbau, aber auch für den Straßenbau. Hier liegen jeweils nahezu in 80 Prozent der Unternehmen die Baupreise unter den Selbstkosten.
Die Auslastung der Maschinenkapazität ist im Jahresvergleich über alle Bausparten hinweg in etwa gleich hoch geblieben, wobei die Auslastung im Hochbau sich besser darstellt als im Straßen- und im sonstigen Tiefbau. Aufgrund der Konjunkturbeurteilung beabsichtigt der größere Teil der Unternehmen die in den kommenden sechs Monaten an sich geplanten Investitionen zurückzufahren.
Aus den Gesamtdaten ergibt sich eine eher skeptische Beurteilung der derzeitigen Geschäftslage in den Unternehmen. Lediglich die im gewerblichen Bau tätigen Unternehmen beurteilen ihre aktuelle Situation überwiegend gut bis befriedigend (ca. 65 Prozent der befragten Firmen). Eine gegengerichtete Beurteilungstendenz zeigt sich vor allem für den öffentlichen Hochbau; fast 80 Prozent der Bauindustrieunternehmen sprechen in dieser Sparte von einer schlechten Geschäftslage. Etwa ausgeglichen in der Beurteilung gut bis befriedigend bzw. schlecht tendiert die Lagebeurteilung in den weiteren Bausparten. Bislang kann nicht davon ausgegangen werden, dass sich die konjunkturelle Situation in den kommenden sechs Monaten aufhellt. Dies kommt auch bei der Beantwortung der Frage nach der Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten zum Ausdruck. Die Ergebnisse bei einem Planungshorizont von einem halben Jahr entsprechen der aktuellen Lagebeurteilung.
Bei der Beurteilung der größten Probleme für den niedersächsischen Baumarkt ergibt sich eine eindeutige Rangfolge. Nahezu 90 Prozent der niedersächsischen Bauindustrieunternehmen geben an, dass das unauskömmliche Preisniveau auf dem Baumarkt das größte Problem ist, mit dem sie zu kämpfen haben. Mit einigem Abstand folgt an zweiter Stelle der Rückgang der Baunachfrage (65 Prozent), gefolgt von der schlechten Zahlungsmoral der Auftraggeber (60 Prozent). Die Kostenbelastung durch die Sozialgesetzgebung wird von 36 Prozent der Unternehmen genannt, die Schwarzarbeit an 20 und VOB-widriges Verhalten der öffentlichen Auftraggeber von knapp 14 Prozent.
Anfang Mai 2000 herrscht überwiegend eine sehr vorsichtige Personalplanung in den Unternehmen vor. Auftragsbestände und erwartete Nachfrage lassen die Unternehmen bei der Personaldisposition eher an einen Abbau der personellen Kapazitäten denken. Dies wird im Bereich der gewerblichen Arbeitnehmer von 35 Prozent der Unternehmen vorgesehen, im Bereich der Angestellten von 24 Prozent. Knapp zehn Prozent planen eine Zunahme der Beschäftigung im gewerblichen Bereich, knapp sechs Prozent für die Gruppe der Angestellten. Die Quote der Unternehmen, die ihren Personalbestand unverändert belassen sollen, liegt für den gewerblichen Bereich bei etwa 56 und für den Angestelltenbereich bei 70 Prozent. Ungeachtet der vorliegenden, zum Teil negativen Plandaten hat die Umfrage auch ein erfreuliches Ergebnis zutage gebracht. Trotz der nach wie vor vorhandenen Konjunktur- und Strukturanpassungsprobleme ist die Ausbildungsbereitschaft in den niedersächsischen Bauindustrieunternehmen ungebrochen groß. Nahezu 70 Prozent der an der Umfrage beteiligten Unternehmen beschäftigen kaufmännische, technische oder gewerbliche Auszubildende. Darüber hinaus geben nahezu 30 Prozent der Unternehmen an, dass sie über freie Ausbildungskapazitäten verfügen, für die keine Bewerber gefunden werden konnten.
Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Bauindustrie für Niedersachsen, Eichstr. 19, 30161 Hannover, Tel.: (05 11) 34 83 40, Fax: (05 11) 34 80 711