Pressemitteilung | (bvse) Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V.

Umsatzrückgang für 2002 erwartet

(Bonn/Berlin) – Der wirtschaftliche Abschwung hat nun auch die Recyclingwirtschaft erreicht. Mussten bereits Ende 2001 die anfänglich prognostizierten Gesamtumsatzzahlen nach unten korrigiert werden, stellen sich die mittelständischen Recyclingunternehmen für das Jahr 2002 erstmals seit langem auf einen Umsatzrückgang von rund 0,5 Prozent ein. Dies erklärte jetzt der Präsident des Bundesverbandes Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. (bvse), Bonn/Berlin, Hans Jürgen Cierzon, nach der Auswertung einer Konjunkturumfrage unter den mehr als 600 meist mittelständischen bvse-Mitgliedsunternehmen mit insgesamt rund 50.000 Beschäftigten und einem Gesamtumsatz von mehr als zehn Milliarden Euro.

„Nachdem schon im Jahr 2001 das bescheidene Umsatzplus von einem Prozent nicht erreicht wurde, rechnen unsere Unternehmen in diesem Jahr mit einem echten Abschwung“, sagte Cierzon. Die Unternehmen sähen als Gründe die insgesamt schlechte Wirtschaftslage sowie einen damit verbundenen „deutlichen Rückgang“ bei der Ertragslage in der Entsorgungsbranche.

Im Gegensatz zur allgemeinen Tendenz konnte im Jahr 2001 die Erfassung von Altpapier weiter gesteigert werden. Nach der bvse-Umfrage haben die Mitgliedsunternehmen im vergangenen Jahr rund fünf Prozent mehr eingesammelt als im Jahr zuvor. Nachdem 2000 insgesamt 13,5 Millionen Tonnen Altpapier eingesammelt wurden, dürfte laut Cierzon 2001 die Altpapiererfassung auf mehr als 14 Millionen Tonnen gesteigert worden sein – so hoch wie noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik. Hiervon werden knapp 70 Prozent den bvse-Unternehmen zugerechnet. Für dieses Jahr prognostizieren die Unternehmen eine weitere Steigerung um rund ein Prozent.

Die trotzdem insgesamt verhalten eingeschätzte Entwicklung in der Recyclingwirtschaft wird sich laut bvse-Umfrage negativ auf die Beschäftigungszahlen auswirken. „Unsere Unternehmen befürchten, dass in diesem Jahr erstmals seit langem die Zahl der Beschäftigten reduziert werden muss“, sagte der bvse-Präsident. „Im Mittelstand gibt es jedoch traditionell keinen Kahlschlag, so dass wir den prognostizierten Beschäftigungsrückgang mit derzeit 0,3 Prozent deutlich unter 1.000 freigesetzten Beschäftigten zu halten hoffen“.

Die Entsorger konnten sich von der allgemein pessimistischen Stimmung in der Wirtschaft nicht abkoppeln. Rund die Hälfte (49 Prozent) der Unternehmen beurteilt die allgemeine wirtschaftliche Lage als schlecht (39 Prozent) oder gar ungenügend (zehn Prozent). Vor einem Jahr hatten noch 22 Prozent der Mitgliedsunternehmen die wirtschaftliche Lage mit gut bewertet; diese sei „drastisch auf nur noch drei Prozent abgesackt“, skizzierte Cierzon die Aussichten der Branche.

Nur geringfügig besser als die Wirtschaftslage insgesamt bewerten die Unternehmen die eigene wirtschaftliche Situation: Rund zwei Drittel der Befragten bezeichnen sie als befriedigend. Die bvse-Umfrage registriert allerdings auch hier negative Veränderungen: der bvse-Präsident wies darauf hin, dass sich mit derzeit 33 Prozent (davon 17 Prozent mit der Bewertung „mangelhaft“ oder „ungenügend“) die Zahl der „mehr als Unzufriedenen allein im untersten pessimistischen Bereich im Verlauf des letzten Jahres leider verdreifacht“ habe.

Hinzu komme „eine düstere Perspektive“ für die nächsten zwei Jahre, die „ein Investitionshindernis erster Güte“ darstelle. bvse-Präsident Cierzon warnte: „Die mittelständischen Unternehmen der Recyclingwirtschaft sehen auch für die kommenden zwei Jahre kein Licht am Ende des Tunnels. Wir können keine positiven Veränderungen ohne positive Signale erhoffen.“

„Noch immer sind positive Auswirkungen des nunmehr vor fünf Jahren in Kraft getretenen Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes auf die mittelständischen Unternehmen zu gering“, konstatierte Cierzon. Die Hälfte der befragten Unternehmer verzeichne immer noch keine Impulse durch das Gesetz. „Die großen Hoffnungen in das Gesetz haben sich schlicht nicht erfüllt“, analysierte Cierzon und wies auf die „erheblichen Vorinvestitionen“ der mittelständischen Recyclingwirtschaft hin. Der bvse-Präsident bekräftigte die Forderung seiner Branche, die umfassende Modernisierung des gesetzlichen Rahmens der Stoffstromwirtschaft nicht noch weiter auf die lange Bank zu schieben. „Wir sprechen hier über eine der wichtigsten ökologischen und auch wirtschaftspolitischen Reformen unseres Landes.“

„Unter den strukturell veränderten Rahmenbedingungen hat die mittelständische Recyclingwirtschaft begonnen, das Verhältnis zu den Kommunen hin zu einer neuen Partnerschaft zu entwickeln“, erklärte der bvse-Präsident. Das Feststellen der Gemeinsamkeiten, die fachlich orientierte Konfliktlösung und „vor allem eine qualitativ hochwertige Leistung zu vernünftigen Kosten für Verbraucher und Gebührenzahler könnten gemeinsam besser als gegeneinander durchgesetzt werden“, betonte Cierzon. Der Mittelstand sei der „klassische Partner“ und Wettbewerber der Kommunen.

Daher ist es nach Auffassung des bvse notwendig, dass kommunale Aufträge grundsätzlich öffentlich und größere Projekte in Teillosen ausgeschrieben werden. Dann entscheide der Wettbewerb, und regionale Fachbetriebe erhielten eine faire Chance. „Dies ist ein transparentes Verfahren mit einem qualitativ höherwertigen und kosteneffizienteren Ergebnis für alle. Die Bürger erhalten als Verbraucher und Gebührenzahler gute Leistungen, und die öffentliche Hand entlastet ihre unterfinanzierten Haushalte“, stellte der bvse-Präsident dar.

Der bvse begrüßt laut Cierzon zudem „ausdrücklich und nachhaltig“ die Gewerbeabfallverordnung als einen Schritt in die richtige Richtung und spricht sich für die Einführung einer Deponieabgabe aus.

Quelle und Kontaktadresse:
bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. (BVSE) Hohe Str. 73 53119 Bonn Telefon: 0228/988490 Telefax: 0228/9884999

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