Ulrich Kelber - Bundesdatenschutzbeauftragter zu gut fĂŒr sein Amt?
(Bonn) - Die Deutsche Vereinigung fĂŒr Datenschutz e.V. (DVD), eine seit ĂŒber 40 Jahren aktive BĂŒrgerrechtsorganisation, hat mit gröĂtem Befremden zur Kenntnis genommen, dass die Bundesregierung bis heute immer noch keine VerlĂ€ngerung der Amtszeit des amtierenden Bundesbeauftragten fĂŒr den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI) Ulrich Kelber in Aussicht gestellt hat. Und dies, obwohl die Amtszeit von Kelber zum Ende des Jahres 2023, also schon in wenigen Wochen, auslĂ€uft. Nach dem Bundesdatenschutzgesetz wĂ€hlt der Bundestag den BfDI auf Vorschlag der Bundesregierung.
Nach den Regeln der europĂ€ischen Datenschutz-Grundverordnung muss dieses Amt in unabhĂ€ngiger Weise von einem erfahrenen hochqualifizierten Menschen wahrgenommen werden, der "im Wege eines transparenten Verfahrens ernannt wird". Schon in der Vergangenheit wurden diese Anforderungen in Deutschland wiederholt missachtet. Immer wieder wurde die Leitung der Datenschutzaufsicht in Bund und LĂ€ndern nach Hinterzimmermauscheleien fachfremd und nach rein politischen ErwĂ€gungen besetzt. Die DVD befĂŒrchtet, dass dies nun erneut so stattfinden soll.
Ulrich Kelber hat fĂŒnf Jahre lang unter Beweis gestellt, dass er sein Amt hochkompetent, verantwortungsvoll und unabhĂ€ngig wahrnimmt. Er ist zu einer zweiten Amtsperiode bereit. Doch nun droht ihn sein unabhĂ€ngiges und bestens fundiertes Eintreten fĂŒr das Grundrecht auf Datenschutz nach dem Eindruck der DVD zu einem unerwĂŒnschten Ratgeber in den Regierungsfraktionen und der Regierung zu machen.
Dazu der DVD-Vorsitzende Frank Spaeing:
"Datenschutz mag von Politikern als hinderlich angesehen werden. Aber er ist ein Verfassungsgebot. Und deshalb wurden schon viele Gesetze, die die Regierung aus politischem KalkĂŒl entgegen dem Rat von DatenschĂŒtzern durchgedrĂŒckt hatte, vom Bundesverfassungsgericht wieder aufgehoben. Die Rolle eines konstruktiven grundrechtsorientierten Mahners hat Ulrich Kelber in vorbildlicher Weise wahrgenommen. Wenn er jetzt vor die TĂŒr gesetzt wird, wirft das ein trauriges Schlaglicht auf die PrioritĂ€ten der Bundesregierung. Die viel beschworene Digitalisierung Deutschlands soll vor allem der wirtschaftlichen KonkurrenzfĂ€higkeit dienen, wĂ€hrend einer grundrechts- und damit auch datenschutzgerechten Gestaltung scheinbar nur eine untergeordnete Bedeutung zugeordnet wird."
Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Vereinigung fĂŒr Datenschutz e.V. (DVD)
Reuterstr. 157, 53113 Bonn
Telefon: (0228) 222498, Fax: (0228) 2438470