Pressemitteilung | Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA)

Überflüssige Glaukom-Vorsorgeuntersuchungen gefährden die Gesundheit

(Berlin) - Vorsorgeuntersuchungen von Augenoptikern auf das Vorliegen eines Grünen Stars (Glaukom) sind medizinisch unzuverlässig, daher gefährlich sowie gesundheitsökonomisch sinnlos und bedenklich. Daher warnte der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA) in Berlin vor Glaukom-Screening-Untersuchungen durch Nicht-Mediziner. Bei den in Optikerfachgeschäften angebotenen Augentests handele es sich um reine Marketingmaßnahmen, die auf Kosten von Patienten und Krankenkassen gingen, erklärte der BVA-Vorsitzende Dr. med. Uwe Kraffel. Mehr als die Hälfte übersehener Erkrankungen und eine sehr hohe Anzahl falsch positiver Untersuchungsergebnisse gaukelten den Patienten entweder eine falsche Sicherheit vor oder verunsicherten sie in überflüssiger Weise. Sicherheit gebe es nur mit einer ärztlichen Befundung wie z.B. der Sehnervuntersuchung, die nach höchst-richterlicher Rechtsprechung allein den Ärzten vorbehalten sei.

Kraffel forderte führende Unionspolitiker wie den baden-württembergischen Sozialminister Repnik auf, von ihrem Klienteldenken Abstand zu nehmen, und die Handwerker bei ihren Einbruchsversuchen in ärztliche Tätigkeitsfelder zu Lasten der Gesundheit der Bevölkerung nicht länger zu unterstützen. Zugleich forderte der BVA-Vorsitzende von den im Gesundheitswesen Verantwortlichen, endlich die Glaukom-Vorsorgeuntersuchungen in den Leistungskatalog der Krankenkassen aufzunehmen, da hier beweisbar eine optimale Vorsorge später erhöhte Kosten der Krankenkassen vermeiden helfe.

Gleichzeitig kritisierte Kraffel auf das Schärfste eine vom Bundesinnungsverband der Augenoptiker (ZVA) in Auftrag gegebene
Studie, die die Kompetenz der Optiker zu Durchführung des Glaukom-Screenings untermauern solle. Das ZVA-Auftragswerk durch den
Greifswalder Gesundheitsökonomen Prof. Dr. Jürgen Wasem beinhalte falsche Annahmen, "über den Daumen" gerechnete Zahlen, verwischte
Argumente. Mit dem Gutachten verspiele Prof. Wasem seine Seriosität. Seine Schlussfolgerung, die Augentests der Optiker
würden sich gesundheitsökonomisch rechnen, sei falsch, da diese immer durch Untersuchungen beim Facharzt ergänzt werden müssten, um zu
einem validen Befund zu kommen. Die Kosten würden also nicht, wie vom ZVA behauptet, gesenkt, sondern de facto durch Doppeluntersuchungen erhöht.

Bei dem von den Augenoptikern durchgeführten Screening, der Messung des Augeninnendrucks, würden über 50% der
Glaukom-Erkrankungen ("Grüner Star") übersehen. Somit wird vielen der Untersuchten eine falsche Sicherheit vorgegaukelt. Andererseits
bedeutet ein veränderter Augeninnendruck nicht gleich eine Erkrankung, womit viele Patienten durch eine falsch positive Diagnose
verunsichert werden könnten. Erst die medizinische Untersuchung des Facharztes - Druckmessung plus sachgerechte Bewertung des Sehnerven,
bei Bedarf ergänzt durch eine Gesichtsfeldanalyse - bringe also Gewissheit.

Prof. Dr. med. Fritz Dannheim, Vorstandsmitglied der Selbsthilfegruppe "Initiativkreis zur Glaukom-Früherkennung", forderte daher, dass "der Optiker seine Meisterschaft in der Beschränkung auf sein Handwerk unter Beweis stelle". Augenärzte und Optiker sollten sich so in gegenseitiger Achtung zu beiderseitigem Nutzen harmonisch ergänzen - zum Wohle Glaukomgefährdeter und -erkrankter Menschen!

Quelle und Kontaktadresse:
Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA) Tersteegenstr. 12 40474 Düsseldorf Telefon: 0211/4303700 Telefax: 0211/4303720

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