Pressemitteilung | UMKEHR e.V. - Informations- und Beratungsbüro für Verkehr und Umwelt

Ãœber schmutzige Meeresautobahnen zu mehr Lkw-Verkehr

(Berlin) - Unbemerkt von der Öffentlichkeit hat die Güterverkehrssparte "Kurzstreckenseeverkehr" den Transport per Lkw-Verkehr innerhalb Europas fast eingeholt. Diese von der EU geförderte Entwicklung soll helfen, Engpässe im europäischen Straßennetz zu entlasten. Das trifft jedoch nicht zu, wie Recherchen der Zeitschrift mobilogisch! ergaben.

Seit zehn Jahren fördert die EU den von ihr "Short Sea Shipping" getauften Kurzstreckenseeverkehr finanziell und organisatorisch. Vier "Meeresautobahnen" genannte Verbindungen sind in die Liste der 30 wichtigsten Verkehrsprojekte der EU aufgenommen worden. Zwei dieser Seeverbindungen durch die Nord- und Ostsee betreffen Deutschland direkt.

"Auf den ersten Blick leuchtet es ein, dass der Seetransport das Straßennetz entlastet", räumt mobilogisch!-Redakteur Stefan Lieb ein, "aber die Güter werden ja auf dem Land gebraucht und nicht auf See!" Deshalb werden Häfen und deren "Hinterlandanbindungen" ausgebaut. Insgesamt, so Lieb, werde damit ein weiteres, umfangreiches Straßenbauprogramm aufgelegt: "Ein Straßennetz für den Lkw-Transport direkt von Tür zu Tür und das zweite verbindet die Häfen mit den Zielen." So werde unter dem Begriff "Seeverkehr" der Straßenbau mit großen Summen forciert und mehr Lkw-Verkehr produziert. Aber auch der verstärkte "Ausbau" der Flüsse für die Binnenschifffahrt wie etwa von Elbe und Donau sei in diesem Zusammenhang zu sehen.


Hintergrund: Short Sea Shipping
Kurzstreckenseeverkehr firmiert in der EU als "Short Sea Shipping" (SSS). Es entspricht entgegen den Erwartungen jedoch nicht der Küstenschifffahrt. Diese findet mit relativ kleinen Schiffen in der Tat in der Nähe der Küsten statt und verbindet z.B. Bremen mit Hamburg. SSS dagegen umfasst den gesamten Inner-EU-Warentransport auf dem Wasser mit teilweise sehr großen Containerschiffen. Daher kann SSS - ungeachtet des Namens - auch auf sehr langen Strecken abgewickelt werden, im Extremfall z.B. Finnland und Griechenland verbinden.


Hintergrund: Umweltaspekte
Aus Umweltsicht hat der Gütertransport mit dem Seeschiff keinen schlechten Ruf. Das liegt jedoch nur daran, dass es kaum direkt Betroffenen wie beim Lkw-Verkehr gibt. Tatsächlich ist die Meeresschifffahrt hinsichtlich der Luftschadstoffe schmutziger als der Lkw-Verkehr. Nach Berechnungen der EU-Kommission verursachen Schiffsemissionen zwischen 20 und 30 Prozent der Belastung durch Feinstäube in Europa. Zudem trägt die Luftverschmutzung durch die Schifffahrt zur Versauerung und Überdüngung der Gewässer bei. Ein durchschnittliches Seeschiff stößt nach Angaben des Europäischen Umweltbüros 150-300 mal soviel Schadstoffe pro Tonnenkilometer aus wie ein Lastwagen.

Quelle und Kontaktadresse:
Arbeitskreis Verkehr und Umwelt e.V. (Umkehr) Pressestelle Exerzierstr. 20, 13357 Berlin Telefon: (030) 4927473, Telefax: (030) 4927972

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