Triage-Gesetz - Alte und beeinträchtigte Menschen vor Diskriminierung und stereotypen Wahrnehmungen schützen
(Berlin) - "Ich bin persönlich und als Präsidentin des Caritasverbandes sehr erleichtert, dass der Bundestag nach heftigen Debatten gestern klar geregelt hat, dass "Ex-Post-Triage" gesetzlich ausgeschlossen ist und unzulässig bleibt. Es darf nicht sein, dass eine bereits begonnene indizierte intensivmedizinische Behandlung von Patientinnen und Patienten deshalb abgebrochen wird, um neu eintreffenden Patient_innen eine Behandlungsmöglichkeit zu schaffen. Dies muss ausdrücklich unabhängig davon gelten, ob die neu eintreffende Patient_in jünger ist oder ob für sie im Moment eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit erwartet wird. Ein solches Vorgehen würde ganz klar unseren ethischen Standards widersprechen.
Die Debatten um das Gesetz haben deutlich gemacht, wie wichtig es ist, über die Gefahr der Diskriminierung in Knappheitssituationen weiter zu sprechen, die gefundene Regelung lässt Fragen etwa nach der Bewertung der Dringlichkeit noch offen. Wir wissen, dass gerade Menschen mit Behinderungen, ältere Menschen oder junge Menschen mit Vorerkrankungen Begleiterkrankungen haben können, die für die Bewertung der aktuellen und kurzfristigen Überlebenswahrscheinlichkeit unerheblich sind, aber unter Umständen von deren Einschätzung nicht leicht getrennt werden. Wir sind in Sorge, dass gerade in Akut- und Dringlichkeitssituationen diese Menschen diskriminiert werden. Deshalb haben wir uns in unserer Stellungnahme ebenso wie das Deutsche Institut für Menschenrechte dafür ausgesprochen, im durch das Gesetz beschriebenen Knappheitsfall auf randomisierte Verfahren zurückzugreifen.
Gerade in Akutsituationen kann sich die Gefahr einer stereotypen Wahrnehmung und Diskriminierung von Menschen mit Behinderung oder von alten Menschen verstärken, selbst wenn die ärztliche Ausbildung die Mediziner_innen intensiv auf diese Situation vorbereitet. Eine zielgerichtete Fort- und Weiterbildung muss die Umsetzung des Gesetzes in jedem Fall flankieren."
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Caritasverband e.V.
Anja Stoiser, Stellv. Pressesprecherin
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