Tourismuswirtschaft blickt zur ITB Berlin vorsichtig optimistisch ins weitere Jahr
(Berlin) - Nach einem für die Gesamtbranche stabilen Jahr 2016 auf hohem Niveau blickt die deutsche Tourismuswirtschaft zur Eröffnung der diesjährigen ITB vorsichtig optimistisch ins laufende Jahr. "Wir bewegen uns nach wie vor im Spannungsfeld zwischen herausfordernden internationalen Rahmenbedingungen und erfreulich positiven Konsumvoraussetzungen in Deutschland. Die Sicherheitslage ist in Teilen dieser Welt nach wie vor fragil. Auch die Trump-Politik der USA verunsichert die Menschen. Die Deutschen standen aber allen Unwägbarkeiten zum Trotz zum Jahreswechsel durchaus schon in den Startblöcken Richtung nächste Reise", erklärte BTW-Präsident Dr. Michael Frenzel im Rahmen der Eröffnungspressekonferenz der ITB Berlin. "Die Reallohnzuwächse und der stabile Arbeitsmarkt haben dazu geführt, dass die Deutschen so zuversichtlich wie nie ins neue Jahr gestartet sind. Und auch die Bereitschaft, Geld fürs Reisen auszugeben, war laut BTW-Tourismusindex höher als im Jahr zuvor. Die Reisekassen sind also bei vielen gut gefüllt und die Koffer gedanklich schon gepackt."
Rückblick 2016
1,235 Milliarden Touristen waren im letzten Jahr weltweit über die Grenzen hinweg unterwegs. Laut der Internationalen Tourismusorganisation UNWTO waren dies noch einmal 3,9 Prozent bzw. rund 46 Millionen Touristen mehr als 2015.
Die Deutschen waren im vergangenen Jahr fast 1,67 Milliarden Tage privat auf Reisen und erreichten damit beinahe den Rekordwert des vorherigen Jahres. Auch 2016 war jeder Deutsche somit wieder durchschnittlich mehr als 20 Tage auf Reisen. Zurückhaltender als im Vorjahr waren die Deutschen nur bei den Tagesreisen, die um rund 4 Prozent zurückgingen.
Das Reiseziel Deutschland hat erneut einen Übernachtungsrekord und das siebte Wachstumsjahr in Folge feiern können. Insgesamt waren es 447 Millionen Übernachtungen in- und ausländischer Gäste und damit 3 Prozent mehr als 2015. Inländische Gäste übernachteten 3 Prozent häufiger, die Übernachtungen ausländischer Gäste legten um 1 Prozent zu.
Das Gastgewerbe hat fast 3 Prozent mehr umgesetzt als 2015 (preisbereinigt +0,9 Prozent).
Die Flughäfen zählten rund 223 Millionen Passagiere, 3,4 Prozent mehr als 2015.
Frenzel machte aber auch darauf aufmerksam, dass die im Wesentlichen positiven Zahlen nicht über durchaus vorhandene Probleme und Sorgen in Teilen der Branche hinwegtäuschen dürfen. Als zwei Beispiele nannte er, dass der Umsatz im Gastgewerbe zwar stabil ansteige, sich dies aber aufgrund zahlreicher Zusatzbelastungen in vielen Fällen nicht in den Erträgen und Gewinnen der Betriebe niederschlage. Und es gebe zwar immer mehr Fluggäste, der Standort Deutschland entwickle sich aber im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich. Zudem gehe das Wachstum an den deutschen Airlines vorbei, im Wesentlichen profitieren ausländische Unternehmen. Der Marktanteil der deutschen Fluggesellschaften am Luftverkehr in und von Deutschland nimmt weiterhin kontinuierlich ab und ist 2016 erstmals unter 60 Prozent gesunken.
Politische Themen & Forderungen
Im Sinne eines starken Wirtschafts- und Tourismusstandorts Deutschland forderte der BTW-Präsident Rahmenbedingungen, die den Trend stoppen bzw. umkehren, dass zunehmend Umsatz und Wertschöpfung ins Ausland abfließen. "Wettbewerbsverzerrungen, die dazu führen, dass ausländische Konkurrenten für die Kunden attraktiver sind als einheimische, müssen dringend abgebaut werden. Das gilt ganz besonders im Luftverkehr", so Frenzel. Hier geht es nicht nur um Luftverkehrsteuer und Nachtflugverbote. Hier geht es ganz besonders auch um die Gebühren und Entgelte für die Infrastrukturnutzung. Eine Deckelung bei den Kosten für die gesamtgesellschaftliche Aufgabe der Luftsicherheit und der Terrorbekämpfung ist überfällig. Der Staat muss sich zu einem erheblichen Teil an diesen Kosten beteiligen."
Zudem forderte Frenzel, zunehmendem Unternehmerfrust und Unternehmersorgen aufgrund von bürokratischen, unflexiblen und kostentreibenden Rahmenbedingungen gerade in den kleinen und mittelständischen Betrieben gegenzusteuern. "Wenn ein Kleinunternehmer aufgrund bürokratischer und unflexibler Vorgaben mehr Zeit am Schreibtisch verbringt statt in seiner Küche, mit seinen Gästen oder am Counter, läuft etwas schief. Wenn über einem mittelständischen Busunternehmer gleichzeitig das Damoklesschwert der gewerbesteuerlichen Hinzurechnung schwebt, neue Belastungen durch die Pauschalreiserichtlinie ins Haus stehen und aufgrund des Fernlinienbooms, von dem nur wenige Unternehmen profitieren, allen Busunternehmern die Busmaut droht, drohen viele Unternehmen in finanzielle Schieflage zu geraten." Deshalb fordert der BTW unter anderem ein flexibleres Arbeitszeitgesetz, das auf Wochenarbeitszeitkonten statt tägliche Höchstgrenzen setzt, weniger statt mehr Bürokratie und ein klares Nein zur Busmaut.
Aus aktuellem Anlass forderte Frenzel zudem den Gesetzgeber auf, Regelungen zu finden, die die Streikgefahr und vor allem die Auswirkungen von Streiks in Bereichen der Daseinsvorsorge auf ein vertretbares Maß reduzieren. "Der drohende Streik an den Berliner Flughäfen schadet dem Tourismus- und Messestandort Deutschland immens. Deutschland erarbeitet sich zunehmend den fragwürdigen Ruf als Streikweltmeister im Luftverkehr. Dieser Fall zeigt einmal mehr: Die Verhältnismäßigkeit von fraglos vorhandenen Interessen der Arbeitnehmer und dem Schaden, der insbesondere auch unbeteiligten Dritten entsteht, muss gewahrt und wiederhergestellt werden. Schadenswirkung und Umfang von Streiks müssen dringend gesetzlich begrenzt werden, Schlichtungen den Tarifpartnern gegebenenfalls verpflichtend auferlegt werden."
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft e.V. (BTW)
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