Pressemitteilung | Deutscher Tourismusverband e.V. (DTV)

Tourismus in Deutschland stagniert

(Bonn) - Die deutsche Tourismusbranche wird in dieser Sommersaison vermutlich keine nennenswerten Zuwächse verzeichnen können - das ergab eine unter seinen Mitgliedern durchgeführte Umfrage des Deutschen Tourismusverbandes (DTV). Die überwiegende Mehrheit der Landesverbände schätzt die Ergebnisse dieses Jahres - auch aufgrund der verregneten Sommermonate - gleichbleibend bis leicht rückläufig ein und hofft nun auf einen goldenen Herbst. Die Tourismusverbände in den aktuell von starken Regenfällen und Überschwemmungen heimgesuchten Regionen Süddeutschlands geben aber keine Krisenmeldungen ab. Nahezu alle gebuchten Reisen würden auch angetreten. Mit Schlechtwetterprogrammen machten die Urlauber das Beste aus der Situation. Lediglich bei den vom Wetter stark abhängigen Tagestrips verzeichne man Einbußen.

Bundesweit ist die Reisedauer im Vergleich zum Vorjahr relativ konstant geblieben. Reiseveranstalter verzeichnen Zuwächse, die Buchungen erfolgten in diesem Jahr noch kurzfristiger als in den Jahren zuvor. Die angespannte konjunkturelle Lage in Deutschland spiegelt sich im Ausgabeverhalten der Urlauber wieder. Der Deutschlandreisende spart im Urlaub. Vielerorts haben Gastronomiebetriebe mit einem im Vergleich zu den Vorjahren zurückhaltenderen Konsumverhalten der Gäste zu kämpfen. Jüngst veröffentlichte Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen, dass das Gastgewerbe im ersten Halbjahr Einbußen von real 6,1 Prozent hinnehmen musste. Auch für das Gesamtjahr rechnet die Branche mit einem Umsatzrückgang. Von der Konsumzurückhaltung weniger betroffen sind kulturelle Veranstaltungen und regionale Events, die nach wie vor gut besucht sind. Da diese Veranstaltungen jedoch vorwiegend Tagestouristen anziehen, können sie Übernachtungsrückgänge nur bedingt kompensieren.

Die DTV-Umfrage ermittelte für diesen Sommer eine zunehmende Bevorzugung von preiswerteren Unterkunftsarten wie Ferienwohnungen, Campingplätzen und Jugendherbergen. Ebenfalls einen guten Zuwachs verzeichneten preiswerte Pauschalangebote. Doch erfreuten sich in diesem Sommer auch hochpreisige Angebote, z.B. im Wellnessbereich, einer regen Nachfrage. Bei aller Preissensibilität ist der Urlauber auch in diesem Sommer zu größeren Ausgaben bereit, wenn ihn die Qualität des Angebots überzeugt. Von diesem Trend profitierten Häuser der gehobenen Kategorie und innerhalb dieser Kategorie wiederum Häuser, die ihr Angebot auch über Pauschalreiseveranstalter vertrieben. Das mittlere Preissegment lief in diesem Sommer eher schlecht.

Eine sehr stark gestiegene Nachfrage verzeichnen die Tourismusverbände bundesweit beim Aktiv- und Natururlaub. Wandern, Radfahren oder Wassersport – das sind die beliebtesten Aktivitäten der Deutschlandurlauber. Auch hier erfreuen sich Qualitätsprodukte und Pauschalangebote inklusive Transfers und Gepäcktransporte einer zunehmenden Beliebtheit.

Im Städtetourismus zeichnet sich nach starken Einbrüchen Ende des vergangenen und Anfang dieses Jahres wieder eine leichte Erholung ab, doch liegen die Werte nach Einschätzung der regionalen Tourismusverbände unter dem Vorjahresniveau. Auslöser für die Einbußen bei den Städten ist die schlechte wirtschaftliche Lage und der damit verbundene Rückgang des Geschäftsreiseverkehrs. Eine Ausnahme bildet hier Mecklenburg-Vorpommern, wo der Geschäftsreiseverkehr traditionell kein ausgeprägt starkes Segment darstellt. Das Land wirbt mit der Ausstellungsreihe ;Wege zur Backsteingotik; für seine Hansestädte und verzeichnet mit einer großen Besucherzahl, insbesondere aus den skandinavischen Ländern, einen regelrechten Boom der Städtereisen. München ist nach Einbußen von acht bis zehn Prozent im Juni und Juli mit der gut gebuchten Leichtathletik Europameisterschaft und mit der Hoffnung auf ein in diesem Jahr wieder gut besuchtes Oktoberfest ebenfalls optimistisch gestimmt. Auch Hamburg, Köln, Leipzig und Dresden vermelden eine gute Entwicklung der Besucherzahlen.

Die Prognosen für das zweite Halbjahr 2002 sind allerorten verhalten optimistisch. Mit Ausnahme von Mecklenburg-Vor-pommern, das mit Zuwächsen um die 6 Prozent rechnet, hoffen die meisten Destination, ihr Vorjahresergebnis halten oder knapp überbieten zu können. Rückgänge im Übernachtungsbereich hoffen sie durch ansteigende Aktivitäten im Tagestourismus zu kompensieren. Die Hauptgeschäftsführerin des DTV, Claudia Gilles, rechnet daher nach verhaltenem Jahresauftakt bis Jahresende mit einem leichten Minus bundesweit von insgesamt 1 bis 2 Prozent bei den Gästeübernachtungen. Sie spricht von einer Stagnation auf hohem Niveau. In den vergangenen Jahren habe die Tourismusbranche konstant Zuwächse verzeichnen können. Im Vergleich mit anderen Branchen können die deutschen Reiseregionen im konjunkturell belasteten Reisejahr 2002 mit einem blauen Auge davon kommen. Auch in Zukunft werde das Urlaubs- und Freizeitverhalten in Deutschland stark durch die wirtschaftliche und außen- und sicherheitspolitische Entwicklung bestimmt. Dies seien kaum beeinflussbare Faktoren. Um jedoch das Potenzial des Deutschlandtourismus zu stärken, müsse man die Kooperation von Leistungsträgern verbessern, den Aufbau von Angebotsnetzwerken unterstützen und Maßnahmen zu Qualitätssteigerungen vorantreiben.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Tourismusverband e.V. Bertha-von-Suttner-Platz 13 53111 Bonn Telefon: 0228/985220 Telefax: 0228/698722

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