tlv Umfrage zur Lehrergesundheit gestartet
(Erfurt) - Die Erwartungen der Gesellschaft an die Schule in Deutschland sind sehr hoch. Einerseits sollen die Ergebnisse der schulischen Arbeit nach dem Abschneiden in den internationalen Vergleichsstudien deutlich verbessert werden und anderseits soll sich Schule um alle Probleme jedes einzelnen Schülers kümmern. Hohe Erwartungen sind aber nur erfüllbar, wenn Rahmenbedingungen geschaffen werden, die die Leistungsfähigkeit der Pädagoginnen und Pädagogen fördern. Worauf dabei besonders zu achten ist, wird in der Potsdamer Lehrerstudie wissenschaftlich untersucht.
Den Schulen und damit in erster Linie den Pädagogen werden heute immer neue Aufgaben auferlegt. Die Politik und auch die gesamte Gesellschaft formulieren für Schulen eine neue Aufgabe nach der anderen und keiner sagt dazu, was wir deshalb in Zukunft weglassen sollen, fasst der tlv Landesvorsitzende, Rolf Busch, die derzeitige Entwicklung heute in Erfurt zusammen.
Der tlv thüringer lehrerverband wird deshalb im Rahmen der seit 1999 bundesweit beachteten Potsdamer Lehrerstudie die Situation in Thüringen erfassen und nach Lösungswegen aus diesen Spannungsfeldern suchen.
Bemerkenswert ist dabei, dass sich bis heute bereits mehr als jede dritte Schule mit insgesamt ca. 10 000 Pädagogen in Thüringen zur Teilnahme angemeldet haben. Dies allein ist schon ein deutliches Zeichen dafür, dass dieses Thema den Pädagogen unter den Nägeln brennt, so Busch weiter.
Das Team um Prof. Uwe Schaarschmidt vom Institut für Psychologie der Universität Potsdam konnte bisher, gestützt auf Untersuchungen an nahezu 8000 Lehrerinnen und Lehrern aus 12 Bundesländern (Thüringen war bisher nicht dabei) und ebenso vielen Vertretern anderer Berufe, für die Lehrerschaft ein bedenkliches Ausmaß an Gesundheitsgefährdung feststellen.
Dabei spielt es kaum eine Rolle, in welchem Bundesland oder in welcher Schulform unterrichtet wird. Diese Ergebnisse sind damit sicher auch auf Thüringen übertragbar.
Konkret manifestiert sich die Gesundheitsgefährdung in zwei verschiedenen problematischen Mustern des Verhaltens und Erlebens gegenüber den schulischen Anforderungen: zum einen in der Tendenz zur Selbstüberforderung in Form exzessiver Verausgabung und Vernachlässigung von Erholung und Entspannung, zum anderen häufig auf der eben beschriebenen Tendenz aufbauend - in einem Muster von Resignation, chronischem Überforderungserleben und Verzweiflung, beschreibt Prof. Schaarschmidt die bisherigen Ergebnisse.
Beide problematischen Bilder finden wir wenn auch nicht immer voll ausgeprägt bei jeweils 30 Prozent der untersuchten Lehrerpopulation. Für 60 Prozent müssen also gesundheitliche Risiken veranschlagt werden. In diesem Ausmaß haben wir das in keiner der zum Vergleich herangezogenen Berufsgruppen festgestellt, so Schaarschmidt weiter.
In der jetzigen Arbeitsetappe ist beabsichtigt, auf der Grundlage der bisher erfolgten Zustandsanalyse Programme, Instrumentarien und Materialien für die Arbeit vor Ort zur Verfügung zu stellen, wie z.B. zur Unterstützung der Teamentwicklung an der Schule, zur Analyse und Gestaltung des Lehrerarbeitstages, zur Bestimmung des Veränderungsbedarfs in den konkreten schulischen Arbeitsbedingungen.
Quelle und Kontaktadresse:
Thüringer Lehrerverband im VBE (TLV)
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