Tiertransporter bei Hitze? Das können Sie tun
(Hamburg) - Deutschland erlebt einen sehr heißen Sommer und ein Ende ist nicht in Sicht. Immer wieder fragen Verbraucher:innen bei VIER PFOTEN an, was sie tun können, wenn Sie bei Hitze einen Lebendtiertransport im Stau entdecken: Die hohen Temperaturen sind für die in den LKW eingepferchten Rinder, Schweine, Geflügeltiere oder Schafe eine Qual. Durch die oftmals fehlende Belüftung oder mangelhafte Trinkmöglichkeiten, leiden sie enorm und kommen häufig sogar schon während des Transports zu Tode. VIER PFOTEN informiert Bürger:innen darüber, was sie bei beobachteten Missständen tun können.
Jährlich werden Millionen Tiere auf deutschen Straßen vom Mastbetrieb zum Schlachthof, in andere EU-Staaten oder auch in weit entfernte Länder außerhalb der Europäischen Union transportiert. Immer wieder sterben in den Transportern zahlreiche Tiere noch vor ihrer Ankunft am Bestimmungsort. Der Grund dafür sind neben Unfällen und Staus oft Überladung mit zu vielen oder mit verletzten Tieren - erschwerend kommt im Sommer die Hitze hinzu: So sorgen leere Tränken, lange Transportzeiten, schlechte Belüftung oder ausgeschaltete Klimaanlagen für massive Tierschutzprobleme.
Woran erkennt man leidende Tiere?
Durch leere Wassertanks, nicht funktionierende und für die Tiere nicht erreichbare oder ungeeignete Tränken sterben immer wieder zahlreiche Tiere qualvoll in Tiertransportern. Zeichen für Durst und Dehydrierung sind apathische oder an den Stangen des Transporters leckende Tiere. Schweine können nicht schwitzen und regulieren ihre Körpertemperatur in der Natur durch Wälzen und Suhlen, was auf Transporten unmöglich ist. Sie leiden dadurch schnell an Hitzestress, oftmals mit Todesfolge. Auch Geflügeltiere können nicht schwitzen. Bei Hitzestress 'hecheln' diese durch den geöffneten Schnabel. Sie spreizen normalerweise die Flügel, um Wärme abzugeben - wofür aber im engen Transporter kein Platz ist.
In welchen Situationen sollten Sie handeln?
Auch wenn Sie etwa durch Planen keine freie Sicht auf die Tiere in den Transportern haben, um etwaige Missstände zu erkennen, sollten Sie bei im Stau stehenden oder mit einer Panne liegengebliebenen Tiertransportern wachsam sein. Das gilt ebenso für verlassene Lebendtiertransporter auf Feldern oder dem Autobahnparkplatz. Überprüfen Sie in diesen Fällen möglichst immer, ob die Fahrerin oder der Fahrer nur kurz zur Pause gegangen ist oder ob das Fahrzeug dort schon länger geparkt ist. Denn stehende Fahrzeuge heizen sich schnell auf und die Tiere können an Atemnot oder Überhitzung sterben.
Polizei verständigen
Wenn Sie sehen, dass es den Tieren nicht gut geht, oder auch, wenn innerhalb von fünf Minuten niemand auftaucht, geben Sie das Nummernschild und den Fahrzeugstandort an die Polizei weiter. Sie können diese auch kontaktieren, wenn Sie zum Beispiel einen fahrenden, mit Tieren beladenen Transporter mit verletzten oder gar toten Tieren sehen, oder beobachten, dass Tiere erfolglos versuchen, an Tränken zu kommen. Sollte das Fahrzeug auf der Autobahn oder einer Autobahn-Raststätte gesichtet werden, ist es am besten, gleich die zuständige Autobahnpolizei anzurufen. Die Telefonnummer finden Sie unter dem Suchbegriff "Autobahnpolizei" mit der jeweiligen Ortsangabe im Internet.
Was können Sie darüber hinaus tun?
Beweise sichern: Sichern Sie nach Möglichkeit Beweise. Dazu zählen Fotos und Videos, die den Missstand dokumentieren - also Aufnahmen der hinteren Nummernschilder der LKW, der Tiere im Transporter oder der Tränken. Auch die eigene Bereitschaft, als Zeug:in aufzutreten, kann eine wichtige Ergänzung sein. Besteht der Wunsch, dass die Aussage vertraulich behandelt wird, weisen Sie die zuständige Sachbearbeiterin oder den Sachbearbeiter darauf hin, dass Sie anonym bleiben möchten.
Veterinäramt kontaktieren: Nachdem Sie die Polizei verständigt haben, können Sie die von Ihnen gesammelten Beweise zusätzlich an das zuständige Veterinäramt übergeben. Die Amtstierärzt:innen der Veterinär- und Lebensmittelaufsicht der jeweiligen Kreise sind unter anderem zuständig für Überprüfung und Genehmigungen von Tiertransporten und auch für Vor-Ort-Kontrollen auf der Straße aufgrund konkreter Hinweise. In Niedersachsen gibt es eine anonyme Meldestelle, die der Tiergesundheitsdienst LAVES anbietet. Dort können Sie anonym beobachtete Missstände angeben, denen dann nachgegangen werden muss.
Anzeige erstatten: Ihnen bleibt auch immer die Möglichkeit, Anzeige gegen das Transportunternehmen bei der zuständigen Polizeibehörde oder direkt bei der Staatsanwaltschaft zu erstatten. Zeigen Sie eine Tat an, lassen Sie sich ein Aktenzeichen geben, sodass Sie sich später nach dem Verlauf erkundigen können.
VIER PFOTEN kontaktieren: Nachdem Sie die Polizei kontaktiert haben, leiten Sie den Fall gerne auch an VIER PFOTEN weiter. Die globale Stiftung für Tierschutz sammelt gesichtete Missstände bei Tiertransporten, um zu belegen, dass strengere Gesetze und viel mehr Kontrollen notwendig sind. Da wir jedoch keinen unmittelbaren Missstand stoppen können, ist es deshalb besser, bei akuten Fällen direkt Hilfe vor Ort durch die Polizei einzuholen und gegebenenfalls das Veterinäramt zu informieren.
Forderungen VIER PFOTEN bei Lebendtiertransporten
Ein bundes- und EU-weites Verbot von Langstreckentransporten und Transporten lebender Tiere in Drittländer
Bundes- und EU-weit sollte gelten:
- Kein Transport von nicht abgesetzten Tieren, die noch auf Milchnahrung angewiesen sind
- Maximal 4 Stunden für alle Tiere innerhalb Deutschlands sowie generell für Geflügel und Kaninchen
- Maximal 8 Stunden für alle anderen Tierarten unabhängig vom Zielland
- Verbot des Transports lebender Tiere auf Schiffen
- Verbot des Transports bei zu erwartenden Außentemperaturen von über 25°C und unter 5°C
- Transport von Fleisch und Zuchtsamen statt lebender Tiere
- Reduktion der Tierbestände und Abkehr von der Exportorientierung
Quelle und Kontaktadresse:
VIER PFOTEN - Stiftung für Tierschutz
Oliver Windhorst, Pressesprecher
Schomburgstr. 120, 22767 Hamburg
Telefon: (040) 399249-0, Fax: (040) 399249-99