Tiergesundheit - essentiell für Tierschutz, Umweltschutz und Klimaschutz
(Bonn) - Die sachgerechte Umsetzung der überarbeiteten europäischen Tierarzneimittelgesetzgebung und das nationale Tierarzneimittelgesetz bleiben Fokusthemen der Verbandsarbeit. Der Kontrolle der antimikrobiellen Resistenz in Kombination mit verstärkter Förderung von Tiergesundheitsmanagement und Krankheitsvorbeuge kommt besonderer Stellenwert zu.
Der Krankheitsvorbeuge kommt eine besondere Bedeutung zu. "Der Verband hat in 2022 zusammen mit dem Bundesverband der praktizierenden Tierärzte und dem Bundesverband Rind und Schwein durch eine Initiative zur Impfmotivation im Kleintierbereich und die Plattform Gesundes Kalb | Gesunde Kuh Akzente gesetzt und deutlich gemacht, in welchem Rahmen Tierarzneimittel eingesetzt werden", berichtet Dr. Sabine Schüller, Geschäftsführerin des Bundesverbands für Tiergesundheit.
Die Umsetzung der am 28. Januar 2022 in Anwendung gekommenen europäischen Verordnung 2019/6 und des neuen Tierarzneimittelgesetzes - einschließlich der offenen Regelungen zu immunologischen Tierarzneimitteln - prägt weite Teile der Verbandsarbeit. Auch die Verordnung (EU) 2019/4 zu Arzneifuttermitteln fordert Aufmerksamkeit. Von politischer Seite wird in Deutschland die Kontrolle der antimikrobiellen Resistenz vorangetrieben; entsprechende Ansätze orientieren sich in weiten Teilen an Anwendungsbeschränkungen und einer pauschalen Minimierung. Der Bundesverband für Tiergesundheit stellt dagegen die gezielte, fachgerechte Anwendung von Antibiotika und die Verbesserung der Tiergesundheit durch die Förderung eines umfassenden Tiergesundheitsmanagements in den Vordergrund.
Aktuell verschafft die weltweit um sich greifende aviäre Influenza den Forderungen nach der verstärkten Einbindung der Impfung in die Tierseuchenbekämpfung erneut und nachdrücklich Gehör. Das Töten gesunder Tiere zur Kontrolle von Seuchenausbrüchen wird auch mit Blick auf den Beitrag der Tiergesundheit zu einer nachhaltigen Nahrungsmittelversorgung in Deutschland und der Welt immer weniger akzeptiert. "Neben der wesentlichen Rolle der Tierhaltung zur Nahrungsmittelversorgung dürfen wir aber auch das Segment der Kleintiere nicht vergessen. Dieses steht inzwischen für knapp zwei Drittel des Tierarzneimittelmarkts in Deutschland. Die Corona-Pandemie hat sehr deutlich vor Augen geführt, welche entscheidende Rolle den zwei- und vierbeinigen Freunden für viele Menschen zukommt", so Dr. Schüller.
Marktentwicklung
Der Markt für Tierarzneimittel ist 2022 gegenüber dem Vorjahr um 0,13 Prozent auf jetzt 902 Mio. Euro (Schätzung auf den Gesamtmarkt für Deutschland) gewachsen. Mit rund 62 Prozent steht das Kleintiersegment an erster Stelle; das Nutztiersegment ist auf nun 38 Prozent zurückgegangen. Der Bereich der Hobbytiere (Kleintiere und Pferde) zeigt sich insgesamt wesentlich dynamischer. Innovationen mit neuen Therapie- und Vorbeugemöglichkeiten treffen die Bedürfnisse von Tierärzten und Tierhaltern. Unsichere und restriktive Rahmenbedingungen erhöhen das Risiko, Produkte im Nutztiersektor erfolgreich zur Marktreife zu bringen und zur Verfügung zu halten.
Bei Impfstoffen spiegeln sich insbesondere der Abbau der Schweinebestände und die Geflügelpest wider. Zudem führte die Kostensteigerung auch bei Produktionsmitteln in der Landwirtschaft zu einer geringeren Bereitschaft, Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen. In der Konsequenz war hier ein Rückgang erkennbar (214,18 Mio. Euro, -6,5 Prozent). Dieser Effekt wurde nicht vollständig durch das Kleintiersegment kompensiert, in dem angesichts der abklingenden Corona-Pandemie 2022 kein weiteres Wachstum erkennbar war. In dem Segment der Antiparasitika zeigte sich ein - allerdings leichterer - Rückgang (161,40 Mio. Euro, -1,3 Prozent). Hier ist anzunehmen, dass sich neben einer geringeren Bevorratung während der Pandemie auch die gestiegenen Lebenshaltungskosten bei den Kleintierhaltern niedergeschlagen haben. Offen ist, inwieweit zudem verstärkt auf frei verkäufliche und günstigere Generika zurückgegriffen wurde. Schließlich zeigte sich auch im Bereich Antiinfektiva im Jahr 2022 ein deutlicher Rückgang (133,12 Mio. Euro, -6,7 Prozent). Dies erklärt sich aus dem strukturellen Rückgang bei Schweinebeständen und der Tierseuchensituation bei Schwein und Geflügel. Demgegenüber war im Segment der Spezialitäten erneut ein Wachstum erkennbar (393,32 Mio. Euro, +7,6 Prozent). Neue Behandlungsoptionen insbesondere in der Schmerztherapie sowie die Produkte zur Behandlung der Haut bei Kleintieren tragen dazu nachhaltig bei.
Trotz stagnierendem Markt und schwierigen Bedingungen im Nutztiergeschäft setzten sich die Tiergesundheitsunternehmen weiter für eine umfassende und regelmäßige Gesundheitsvorsorge und das Tierwohl ein.
BfT-Vorstand neu gewählt
Turnusgemäß wurde der BfT-Vorstand neu gewählt. Nach dem unerwarteten, plötzlichen Tod des langjährigen Vorsitzenden Herrn Jörg Hannemann Ende letzten Jahres hat Frau Diplom-Kauffrau Betina Prestel, Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH, den Vorstandsvorsitz im Verband übernommen. Der Vorstand setzt sich wie folgt zusammen:
Betina Prestel, Boehringer Ingelheim Vetmedica, Vorsitzende
Jan Nemec, MSD Tiergesundheit, Vizevorsitzender
Jens-Uwe Martsekis, CP-Pharma, Schatzmeister
Dr. Enno Gottschalk, aniMedica
Julia von Gablenz, Zoetis
Thomas Weers, Dechra
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband für Tiergesundheit e.V. (BfT)
Dr. Sabine Schüller, Geschäftsführerin
Koblenzer Str. 121-123, 53177 Bonn
Telefon: (0228) 318296, Fax: (0228) 318298