Tiefkühlwirtschaft auf dem Weg zur Klimaneutralität
(Berlin) - Klimaziele festlegen und Lösungsansätze für Emissionssenkungen in der Tiefkühlwirtschaft finden: Darum ging es beim zweiten Workshop der "Zukunftswerkstatt: Tiefkühlwirtschaft auf dem Weg zur Klimaneutralität", zu der das Deutsche Tiefkühlinstitut e. V. (dti) am 23. Februar 2023 rund 50 Teilnehmer:innen in die Dr. Oetker Welt nach Bielefeld eingeladen hatte. Ziel der Zukunftswerkstatt ist es, einheitliche Methoden für die Klimabilanzierung in der Tiefkühlwirtschaft zu entwickeln und in die Anwendung zu bringen. Darauf aufbauend wird das dti eine Branchenklimabilanz und ein Klimaziel für die Tiefkühlwirtschaft formulieren.
"Das Nachhaltigkeitspotenzial unserer Tiefkühlbranche ist sehr beeindruckend - gerade in unserem großen Jubiläumsjahr '100 Jahre Tiefkühlung' ist das das richtige Signal", sagt dti-Geschäftsführerin Sabine Eichner. "Für die großen Herausforderungen, die wir auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes auch in der Tiefkühlwirtschaft bewältigen müssen, brauchen wir mehr Tempo und neue Lösungen - und die können wir nur gemeinsam mit unseren Expert:innen entwickeln und umsetzen. Die vielen inspirierenden Konzepte, die in Bielefeld präsentiert wurden, erfüllen uns mit Stolz und Hoffnung."
Dr. Judith Güthoff, Senior Executive Manager Nachhaltigkeit & Environment, Social, Governance beim dti-Mitgliedsunternehmen Dr. August Oetker KG: "Nachhaltiges Handeln und Wirtschaften beschäftigt im Rahmen unserer Sustainability Charter nicht nur Dr. Oetker, sondern die gesamte Tiefkühlbranche. Wir möchten Vorreiter für Nachhaltigkeit sein. Dr. Oetker ist an den eigenen internationalen Standorten bereits seit 2022 klimaneutral. Bis 2030 wollen wir unseren CO₂-Fußabdruck in Summe um 35 Prozent reduzieren, um bis 2050 auch in allen indirekten Einflussbereichen klimaneutral zu werden."
Passive Tiefkühlung - Holz-Tiefkühlläger - Best Practice Irland - Innovative Verpackungen
Neue Lösungen für die Tiefkühlung auf der "letzten Meile" der Lieferkette präsentierte Moriz Lanzestorfer, temprify GmbH, die auf gewerbliche Kühl- und Tiefkühllösungen spezialisiert ist. Denn die derzeit übliche Trockeneiskühlung oder die aktive Kühlung über Lithium-Akku-Batterien ist teuer und wenig nachhaltig. Stattdessen bieten passive Kühltechniken wie Vakuumisolationspaneele für Thermoboxen die Möglichkeit, den CO₂ -Ausstoß erheblich zu reduzieren und dabei auch Kosten einzusparen.
Stefan Söhlemann, Swisslog, Anbieter von Automatisierungslösungen für Lagerhäuser und Verteilzentren, stellte die Erfahrungen beim Einsatz von nachwachsendem Holz für die Hochregallagerkonstruktion vor. Holz sei im Vergleich zum üblichen Stahl sogar klimapositiv und eigne sich auch für den Bau von Tiefkühllägern.
Den irischen Nachhaltigkeitsansatz "Origin green" stellte Gabriele Weiss Brummer von Bord Bia (Irish Food Board) vor, als halbstaatliche Handelsagentur Irlands Bindeglied zwischen Erzeugern und potenziellen Kunden: "Origin green" umfasst die gesamte Lieferkette, in der Landwirte und Lebensmittelunternehmen gemeinsam an ihren Nachhaltigkeitszielen arbeiten. Produzierende Unternehmen werden mit Leitfäden und Webinaren unterstützt. Durch die Vergleichbarkeit und Standardisierung der Daten ist es der irischen Regierung möglich, ein Nachhaltigkeitsreporting zu erstellen.
Nicole Wallner, Beratungsunternehmen Drees & Sommer, erläuterte, dass die aktuellen Ansätze zur De-Karbonisierung der Industrie aus ihrer Sicht nicht ausreichten. Das Ziel müsse eine Re-Karbonisierung sein, wesentliche Stellschrauben seien Energieeffizienzmaßnahmen und die Umstellung auf Regenerative Energien. In der regenerativen Industrialisierung werde CO₂ zum Wertstoff, gewirtschaftet werde nach dem Cradle to Cradle®-Designprinzip von Michael Braungart. Beispiele sind heute bereits im Bereich innovativer Papierverpackungen zu finden, auch für TK-Produkte.
"Echte Lösungen statt Greenwashing"
"Gemeinsam Handeln statt nur Reden - das ist das Motto für mehr Klimaschutz", sagt dti-Chefin Eichner. "Für eine zukunftsfähige, nachhaltige Tiefkühlbranche sind echte Lösungen statt Greenwashing gefragt. Unsere Unternehmen investieren schon lange mit Überzeugung in Umweltmanagementsysteme, Nachhaltigkeitszertifizierung, Energieeffizienz und Klimaschutz." Klimabilanzen wie die des Öko-Instituts Freiburg zeigen, dass Tiefkühlprodukte ökologisch mit denen anderer Angebotsformen von Lebensmitteln vergleichbar sind. Auf dem Gebiet der Lebensmittelverluste hat die Branche 2022 mit dem Leuchtturmprojekt "Check Food Waste" als erste überhaupt Daten vorgelegt. Sie belegen, dass die Branche bereits sehr ressourcenschonend arbeitet und über die gesamte Kette hinweg sehr geringe Verluste aufweist.
dti-Zukunftswerkstatt: Zeichen für Klimaschutz
Bis 2045 will Deutschland klimaneutral werden. Das dti hat 2022 den Startschuss für die "Zukunftswerkstatt: Tiefkühlwirtschaft auf dem Weg zur Klimaneutralität" gegeben. Mit dieser Initiative will das dti dazu beitragen, die Branche durch eine enge Kooperation entlang der TK-Wertschöpfungskette und im Austausch mit der Wissenschaft fit für die Klimaneutralität zu machen. Die Workshops unterstützen die dti-Mitglieder dabei, wissenschaftlich fundiert und durch kooperatives Arbeiten die Herausforderungen beim Klimaschutz anzupacken und ein Nachhaltigkeitsnetzwerk in der TK-Branche zu knüpfen. Die Teilnehmer:innen entwickeln methodische Ansätze für die Klimabilanzierung, Lösungsansätze für die Reduktion von Treibhausgasemissionen und Anforderungen für ein Klimalabel. Der erste Workshop der Zukunftswerkstatt fand im Juni 2022 in Berlin zu Klimabilanzierung statt.
Weitere Workshops mit Expert:innenwissen, Best Practice-Beispielen und innovativen Lösungen für die TK-Wirtschaft sind in Planung.
Partner der dti-Zukunftswerkstatt sind das Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung der Universität Witten/Herdecke (ZNU) und The Morph Company.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutsches Tiefkühlinstitut e.V. (dti)
Nina Kollas, Leiterin Kommunikation
Reinhardtstr. 46, 10117 Berlin
Telefon: (030) 28093620, Fax: (030) 280936220