Textilrecycling steht vor historischer Krise – Dringender Appell an Kommunen und Politik
(Bonn) - Die Alttextilbranche in Deutschland steht vor einer historischen Krise, die das gesamte System der Sammlung und Verwertung von Alttextilien und Altschuhen bedroht.
In einem Schreiben an die kommunalen Spitzenverbände und dem VKU warnt der bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. eindringlich: Ohne sofortige Maßnahmen droht ein irreparabler Zusammenbruch, der weitreichende Folgen für Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft haben wird.
Eine Branche in der Krise: Ursachen und Konsequenzen
Die bisher robuste Infrastruktur für Alttextilien gerät unter enormen Druck. Die Krise hat vielfältige Ursachen, deren fatale Gleichzeitigkeit die Situation verschärft:
• Qualitätsverlust durch Fast-Fashion: Die steigende Menge minderwertiger Textilien macht eine Wiederverwertung zunehmend schwierig.
• Verunreinigte Sammelware: Fremdstoffe und Abfallfraktionen erschweren die Verarbeitung und erhöhen die Kosten.
• Explodierende Kosten: Die Einführung neuer Mautgebühren für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen ab Juli 2024 belastet die ohnehin angespannte Kostensituation zusätzlich.
• Wegbrechende Absatzmärkte: Der Krieg in der Ukraine hat den osteuropäischen Markt nahezu lahmgelegt. Gleichzeitig blockieren Billigimporte aus China wichtige Absatzmärkte in Afrika.
• Finanzielle Ausfälle: Forderungsausfälle von über 30 Prozent und verlängerte Zahlungsziele auf bis zu 120 Tage führen zu Liquiditätsengpässen in der gesamten Branche.
Bereits jetzt haben einige große Marktakteure ihre Tätigkeiten eingestellt, und in vielen Regionen droht ein vollständiger Zusammenbruch der Sammlung.
Flächendeckende Getrenntsammlung in Gefahr
Die gesetzliche Verpflichtung, ab dem 1. Januar 2025 eine flächendeckende Getrenntsammlung von Textilien einzuführen, steht vor einer nahezu unlösbaren Herausforderung. „Wenn das bestehende System zusammenbricht, wird eine Wiederherstellung kaum möglich sein“, warnt Stefan Voigt, Vorsitzender des bvse-Fachverbands Textilrecycling. Die Folgen wären katastrophal: Tonnen von Alttextilien könnten nicht mehr verwertet werden, was erhebliche Belastungen für die Umwelt und die kommunale Entsorgungsinfrastruktur nach sich ziehen würde.
Appell an Kommunen und Stellplatzgeber: Gebührenfreiheit als Schlüssel
Der bvse richtet einen eindringlichen Appell an kommunale, gewerbliche und private Stellplatzgeber: Verzichten Sie auf die Erhebung von Gebühren für Altkleidercontainer und Sammelstellen! Nur durch diesen Verzicht können die Unternehmen der Branche ihre Arbeit fortsetzen und die Verwertung der Textilien sicherstellen.
„Wir benötigen die Unterstützung aller Beteiligten, um die Krise zu bewältigen“, betont Eric Rehbock, Hauptgeschäftsführer des bvse. „Die Zeit drängt. Jede Verzögerung verschärft die Situation und macht es schwieriger, einen irreparablen Schaden zu verhindern.“
Gemeinsames Handeln erforderlich
Die Krise der Textilrecyclingbranche ist nicht nur ein Problem der Unternehmen – sie betrifft uns alle. Die Sicherstellung der Sammlung und Verwertung von Alttextilien ist ein zentraler Baustein der Kreislaufwirtschaft und ein wichtiger Beitrag zum Ressourcenschutz. Umso dringlicher ist es, jetzt gemeinsam Verantwortung zu übernehmen.
Quelle und Kontaktadresse:
(bvse) Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V., Michaela Ziss, Pressereferent(in), Fränkische Str. 2, 53229 Bonn, Telefon: 0228 988490
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