Textilhandel fordert bessere Rahmenbedingungen
(Köln) - Der Umsatz des Handels mit Mode und Textilien hat sich 2024 weitgehend stabil entwickelt. Stationäre Bekleidungsgeschäfte, Warenhäuser, Lebensmitteldiscounter und Onlinehändler haben nach ersten BTE-Hochrechnungen im letzten Jahr Textilien im Wert von 67,5 Mrd. Euro umgesetzt. 2023 lag der Umsatz bei 67,52 Mrd. Euro.
„Zufrieden ist die Branche damit aber keineswegs“, konstatiert BTE-Präsident Mark Rauschen, geschäftsführender Gesellschafter des Osnabrücker Modehauses L&T Lengermann & Trieschmann. Den stagnierenden Umsätzen stehen nämlich seit 2019 hohe Kostensteigerungen gegenüber, was die Erträge stark unter Druck setzt und zum Teil auch zu Insolvenzen und Geschäftsaufgaben geführt hat. „In den letzten fünf Jahren sind die Kosten für unsere Unternehmen um rund 20 Prozent gestiegen.“
Besonders betroffen ist dabei der stationäre Textil- und Modefachhandel. Dieser Vertriebsweg hat in den Corona-Jahren 2020 und 2021 hohe Verluste eingefahren und trotz des anschließenden Umsatzaufschwungs auf 36 Mrd. Euro 2024 noch nicht wieder das Niveau von 2019 erreicht. „Dagegen hat der Onlinehandel in den letzten fünf Jahren seinen Umsatz nach BTE-Berechnungen auf 19,1 Mrd. Euro steigern und damit seinen Marktanteil von 21,4 Prozent auf 28,3 Prozent ausbauen können“, berichtet Mark Rauschen.
Auch für 2025 sind die Aussichten nicht rosig. Nach einer aktuellen BTE-Umfrage im Textil- und Modefachhandel rechnet nur ein Drittel der Teilnehmer in diesem Jahr mit einem nennenswerten Umsatzplus. Drei von zehn Befragten befürchten dagegen einen Umsatzrückgang von mindestens einem Prozent. „Angesichts der wohl weiter steigenden Kosten werden in diesem Jahr wohl noch mehr mittelständische Händler wirtschaftlich unter Druck geraten“, prognostiziert der BTE-Präsident.
Vor diesem Hintergrund fordert Rauschen von der Politik bessere Rahmenbedingungen vor allem für den stationären Textil- und Modehandel. Im Fokus steht dabei die hohe Bürokratiebelastung, die in der BTE-Umfrage den Spitzenplatz bei den aktuellen Problempunkten belegt. „Die Politiker versprechen uns hier seit Jahren einen Abbau, in der Realität nehmen Berichts-, Prüfungs- und Kontrollpflichten seitens Bund, Land und EU weiter zu.“ Die Unternehmen sind mittlerweile viele Stunden wöchentlich mit diversen Nachhaltigkeitsdokumentationen, Arbeitszeitstatistiken oder Sicherheitsvorgaben beschäftigt, die künftig wohl noch ausgebaut werden sollen. „Das kostet gerade mittelständischen Unternehmen Zeit und Geld, das sie dringend für ihr Kerngeschäft benötigen“, weiß Rauschen.
Nicht hinnehmbar sind die bürokratischen Vorgaben für deutsche Händler, wenn gleichzeitig millionenfach dubiose und oft Schadstoff-belastete Billigware unkontrolliert über asiatische Plattformen wie Shein und Temu nach Deutschland und die EU strömt. Der BTE begrüßt daher ausdrücklich die Pläne der EU, solche Direktimporte nicht weiter durch Zollfreiheit zu begünstigen und stattdessen stärker zu prüfen. „Die Maßnahmen müssen jetzt schnellstens beschlossen und umgesetzt werden – am besten noch in diesem Jahr“, fordert BTE-Präsident Rauschen. „Der Textil- und Modehandel braucht wieder mehr Freiraum für sein wirtschaftliches Handeln sowie faire Wettbewerbsbedingungen, damit er sich wieder stärker auf seine Produkte und Kunden konzentrieren kann. Das ist auch notwendig zum Erhalt attraktiver Innenstädte!“
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