Pressemitteilung | Hausärztinnen- und Hausärzteverband Nordrhein e.V.

Telemedizin: Nur Ergänzung für kurzfristige Patientenanliegen

(Köln) - Im Zuge der zwingend notwendigen Transformation des Gesundheitswesens gewinnen digitale Angebote immer mehr an Bedeutung. Sie können dazu beitragen, die Regelversorgung effizienter zu gestalten, Ressourcen zu schonen und Kosten zu sparen. Angesichts des bestehenden und sich in den nächsten Jahren verschärfenden Mangel an Hausärztinnen und Hausärzten müssen neue Versorgungswege und Behandlungsebenen aufgebaut werden. Telemedizinische Behandlungen können ein Teil davon sein, aber keinesfalls die bestehenden Versorgungsebenen ersetzen. „Eine patienten- und bindungsorientierte ärztliche Primärversorgung muss in der Hausarztpraxis verankert sein“, erklärt Elke Cremer, Vorsitzende des Hausärztinnen– und Hausärzteverbandes Nordrhein e.V..

Eine patientenorientierte und zukunftsausgerichtete Regelversorgung, die sich bereits seit mehreren Jahren erfolgreich etabliert hat, ist die Hausarztzentrierte Versorgung (HZV). Sie ermöglicht eine bessere Gesundheitsversorgung und gleichzeitig eine gerechtere und sinnvollere Allokation knapper Ressourcen. Nicht zuletzt reduziert sie die Kosten für die Solidargemeinschaft. „Telemedizinische Behandlungsmöglichkeiten können nur ergänzende Angebote sein, zum Beispiel bei kurzfristigen Patientenanliegen und leichteren Erkrankungen“, betont Elke Cremer.

Telemedizin gehört für die meisten Krankenkassen bereits jetzt zum Standardangebot. Allerdings stehen hinter diesen kassenseitigen Onlineangeboten oft Fremdinvestoren. Die Einbindung in das selbstverwaltete Gesundheitssystem und eine wohnortnah vorhandene Praxis ist nicht gegeben. Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband Nordrhein bewertet diese Entwicklung bei den digitalen Angeboten kritisch. “Finanzielle Ressourcen, die für die Versorgung der Patientinnen und Patienten gedacht sind, landen bei externen Investoren. Sie stehen nicht mehr zur Sicherstellung der eigentlichen ärztlichen Versorgungsstrukturen zur Verfügung.“ Bedenklich ist es zudem, wenn Telemedizin-Angebot und Online-Arzneimittelversand den gleichen Eigentümer haben. Die kommerziellen Anbieter werden von den meisten gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen unterstützt und beworben. „Dies ist ein massiver Eingriff in die freiberufliche Tätigkeit der Ärztinnen und Ärzte“, konstatiert die Vorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes Nordrhein. „Ärztinnen und Ärzte werden in Abhängigkeit von Fremdfirmen gebracht.“

Quelle und Kontaktadresse:
Hausärztinnen- und Hausärzteverband Nordrhein e.V., Monika Baaken, Pressesprecher(in), Edmund-Rumpler-Str. 2, 51149 Köln, Telefon: 02203 57562900, Fax: 02203 57562910

NEWS TEILEN: