Pressemitteilung | Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA)

Technischer Kongress dokumentiert hohe Entwicklungsdynamik bei Nutzfahrzeugen

(Frankfurt) - Umwelttechnik und Fahrzeugsicherheit waren die zentralen Themen auf dem zweitägigen Technischen Kongress, den der Verband der Automobilindustrie (VDA) auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) Nutzfahrzeuge in Frankfurt veranstaltete. Experten aus Europa, Japan und den USA trugen technische Neuheiten vor und diskutierten mit den rund 300 Teilnehmern des Kongresses, von denen jeder dritte aus dem Ausland kam, Visionen für die Zukunft leichter und schwerer Nutzfahrzeuge. Als Fazit stellte Dr. Klaus Schubert, Vorsitzender des Vorstandes der MAN Nutzfahrzeuge AG, fest, dass die Entwicklungsdynamik bei den Nutzfahrzeugen der Dynamik der Innovationen bei den Personenkraftwagen in nichts nachsteht.

Der Kongress wurde durch hochrangige Vertreter der internationalen Nutzfahrzeugindustrie eingeleitet. So stellten Dr. Marwitz/DaimlerChrysler, Masashi Shigemori/HINO und Dr. Rodica Baranescu/Navistar ihre Visionen zu den Themenschwerpunkten des Kongresses Umwelt und Energie sowie Fahrzeugsicherheit vor. Prof. Dr. Gottschalk, Präsident des VDA, betonte, dass der Schutz von Umwelt und Ressourcen sowie weitere Verbesserung der Fahrzeugsicherheitstechnik bei der Nutzfahrzeugindustrie ganz oben auf der Agenda stünden. Die Hersteller aus Europa, USA und Asien nähmen den selbstgestellten Auftrag des sicheren und umweltschonenden Nutzfahrzeugtransports sehr ernst.

Im Sessionsteil "Fahrzeugsicherheit" stand am ersten Kongresstag die Unfallvermeidung durch aktive Sicherheit im Vordergrund. Der Kongress spannte den Bogen von Fahrer und Fahrerarbeitsplatz über die direkte und indirekte Sicht bis hin zur Fahrdynamik. Am zweiten Tag des Technischen Kongresses war die Sicherheitssession der passiven Sicherheit gewidmet.

Besondere Akzente setzten Vorträge zu den Themen "Mensch-Maschine-Schnittstelle", "Informationsmanagement" und "Klimatisierung am Fahrerarbeitsplatz". Auch Schwingungs- und Dämpfungseigenschaften von Fahrwerk und Fahrerhaus wurden beleuchtet. Dabei wurde klar herausgearbeitet, dass diese Systeme zwar dem Komfort des Fahrers dienen, hiermit jedoch in erster Linie einen ganz wesentlichen Beitrag zur aktiven Sicherheit von Nutzfahrzeugen leisten. Das gleiche gilt für Klimaanlagen in Fahrerhäusern, die auch bei stillstehendem Antriebsmotor nicht nur einen "kühlen Kopf", sondern auch erholsame Ruhezeiten ermöglichen.

Weitere Systeme der Fahrerassistenz, wie elektronische Fahrdynamikregelsysteme für Nutzfahrzeug-Züge, also Zugwagen und Anhänger, wurden vorgestellt. Dabei ging es unter anderem um elektrische sowie elektronische Lenksysteme (steer-by-wire) für Nutzfahrzeuge, bei denen neben der besseren Manövrierbarkeit langer Fahrzeuge auch Eigenschaften mit Blick auf die Fahrerassistenz im Vordergrund stehen. Bei steer-by-wire-gelenkten Vorderachsen kommen die wichtigen Aspekte der Crash-Sicherheit und der Ergonomie am Fahrerarbeitsplatz hinzu. In Kombination etwa mit Fahrdynamikregelsystemen sind weitere innovative Ausbaustufen für die Fahrerassistenz in Planung. Auch ein System zur Verbesserung der Sicht des Fahrers durch einen neuartigen Rundumspiegel war Thema des VDA-Kongresses.

Der Sicherheitsgurt wird in Nutzfahrzeugen, insbesondere bei den schweren Fahrzeugklassen, noch viel zu selten genutzt; die Gurtanlegemoral muss als sehr schlecht bezeichnet werden. Dennoch werden heute in moderne Nutzfahrzeuge selbstverständlich Sicherheitsgurte eingebaut. Darüber hinaus werden Airbags angeboten. Mit Blick auf die Crashsicherheit berichtete der Kongress über innovative Konzepte zur Strukturentwicklung von Nutzfahrzeugführerhäusern. Auch die Crashsimulation per Computer mittels der Methode der Finiten-Elemente wurde ausführlich vorgestellt. Basierend auf Zahlen und Beobachtungen aus dem realen Unfallgeschehen wurde deutlich gemacht, dass insbesondere die Crash-Kompatibilität, also der Schutz des kleineren Unfallpartners, bei z. B. einem Lkw-Pkw-Unfall, ein hohes Potenzial zur Verringerung der Unfallschwere birgt. Der Kongress berichtete denn auch über innovative Unterfahrschutzeinrichtungen mit Crashboxen für den vorderen, seitlichen und hinteren Unterfahrschutz.
Der Sessionsteil "Reifen-Fahrbahn-Geräusche" zeigte auf, dass mit dem Bau von geräuscharmen Fahrbahnen die Geräuschemission Reifen/Fahrbahn um über 10 dB(A) gesenkt werden kann. Es wurde herausgearbeitet, dass ein auf die realen Bedingungen des Straßenverkehrs abgestimmtes repräsentatives Prüfverfahren erstellt werden muss. Auch die Potenziale des Reifens mit Blick auf die Geräuschemissionen wurden aufgezeigt. Aber auch die Zielkonflikte bei der Reifenentwicklung im Zusammenhang mit weiteren wichtigen Eigenschaften wurden dargestellt.

Im Sessionsteil "Umwelt und Energie" ging es vor allem um Abgaskonzepte und Strategien, um die europäischen Grenzwerte 2005 und 2008 zu realisieren. Für den Nutzfahrzeug-Dieselmotor stehen mit dem optimierten Harnstoff-SCR-Abgasnachbehandlungssystem oder DeNOx- und Partikelfilter-Systemen erfolgversprechende technische Lösungen zur Verfügung. Grundlage für weitere Entwicklungen sind neue Untersuchungen und Messmethoden etwa für Partikelgrößen. So konnte bei den Partikelemissionen nachgewiesen werden, dass moderne, fortschrittliche schwere Dieselmotoren gegenüber älteren Modellen zwar deutlich geringere Massen, aber keine höhere Anzahl von Feinpartikeln emittieren. Das gilt als wichtig für Luftqualität und Gesundheit.

Wichtige Voraussetzung, um die neuen Grenzwertstufen zu erreichen, ist die Verfügbarkeit schwefelfreier Dieselkraftstoffe. Erfahrungen mit der Produktion dieses Kraftstoffs, die in Schweden gemacht wurden, brachten zum Ausdruck, dass nicht nur die notwendige, ausgereifte Raffinierrationstechnologie zur Verfügung steht, um schwefelfreien Dieselkraftstoff zu produzieren, sondern dass auch Steueranreize die Einführung des verbesserten Kraftstoffs beschleunigen können.

Weitere Themenbereiche widmeten sich alternativen Energien. So wurden die Vorzüge des Erdgasantriebs dargestellt, der vor allem in urbanen Gebieten zu einer deutlichen Umweltentlastung beitragen könne. Vor allem für leichte Nutzfahrzeuge stellte der Erdgasantrieb eine zukunftsfähige Alternative dar. Bei günstigen Rahmenbedingungen, wozu auch eine leistungsfähige Tankstelleninfrastruktur gehört, könne die Zahl der mit Erdgas betriebenen Fahrzeuge in Deutschland von bisher 6.000 in den kommenden 15 Jahren auf 400.000 steigen, hieß es.

Brennstoffzellentechnologien bieten grundsätzlich neue Lösungen für eine Vielzahl technischer Anwendungsmöglichkeiten. Berichtet wurde unter anderem über ein europäisches Brennstoffzellen-Busprojekt und erste Praxistests im Stadt- und Regionalbetrieb. Unstrittig sei, dass diese Technik eine ganze Reihe von Vorzügen aufweist, wozu in erster Linie geringe Vibrationen und Geräusche des Fahrzeugs sowie lokale Emissionsfreiheit gehören. Eine besondere Faszination ergibt sich aus der Möglichkeit, Kraftstoffe aus erneuerbaren Energien zu verwenden. Nachteilig wirken sich die hohen Investitionskosten aus, die einer Massenproduktion vorausgehen. Trotzdem, so die Einschätzung auf dem Kongress, könnten Brennstoffzellen die automobilen Antriebe der Zukunft sein.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA) Westendstr. 61, 60325 Frankfurt Telefon: 069/975070 Telefax: 069/97507261

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