Tatsachen zur psychotherapeutischen Versorgung / Lobbypolitik auf dem Rücken psychisch Kranker
(Berlin) - Auf den jetzt auf zeit-online* veröffentlichten Artikel des Psychiaters Dr. Manfred Lütz, kann nur mit Kopfschütteln reagiert werden, da er völlig an den Tatsachen vorbei geht, Vorurteile schürt und dem Behandlungsbedarf der Patienten überhaupt nicht entspricht. Dipl.-Psych. Gebhard Hentschel, stellvertretender Bundesvorsitzender der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung (DPtV) meint dazu: "Die immer wieder behaupteten, aber durch nichts bewiesenen Thesen werden auch durch Wiederholung nicht richtiger. Viele valide Studien bestätigen, dass Psychotherapie wirksam ist. Untersuchungen bestätigen auch, dass keine gesunden Menschen therapiert werden, sondern Patienten, die dringend behandelt werden müssen".
Lütz verkenne den Leidensdruck psychisch kranker Menschen völlig und bagatellisiere diese. Die Mär, Psychologische Psychotherapeuten behandelten nur "leichte" Erkrankungen und nur Psychiater seien zur Behandlung "wirklich" Kranker befähigt ist schlicht und einfach Unsinn, unterstrich Hentschel.
Die wissenschaftlichen Leitlinien empfehlen für viele psychische Erkrankungen den Einsatz von Psychotherapie. "Patienten entscheiden sich heute zusammen mit ihren Psychotherapeuten und Ärzten sehr viel häufiger für eine wirksame Psychotherapie statt für eine mit Nebenwirkungen behaftete und rein Symptom orientierte medikamentöse Behandlung", verdeutlichte Hentschel den tatsächlichen Alltag.
Der Vergleich von psychiatrischer Sprechstundenbehandlung mit einer ausgewiesenen Psychotherapie hinke gewaltig, sagte Hentschel. "Die Therapiestunde von 50 Minuten ist nicht mit der psychiatrischen Behandlung vergleichbar, in der innerhalb von wenigen Minuten Befunderstellung, Beratung und Medikamentenverschreibung erfolgen. Das sind völlig unterschiedliche Behandlungsansätze, und die weder sachlich noch inhaltlich verglichen werden können".
Hentschel ist verärgert über die immer wieder unternommenen Versuche aus den Reihen der Psychiater, die Qualifikation der Psychologischen Psychotherapeuten herabzusetzen. "Letztlich wird damit den Patienten geschadet. In der Realität ist es so, dass 80 Prozent der Psychotherapien im ambulanten Bereich von Psychologischen Psychotherapeuten oder Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten durchgeführt und erfolgreich und zielgerichtet zum Wohle der Betroffenen abgeschlossen werden".
* http://www.zeit.de/2014/13/psychisch-krank-therapie-umfrage
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