Tarifrunde muss Beitrag zur Krisenbewältigung leisten
(Wiesbaden) - Gestern Abend hat die hessische Tarifkommission der Chemie-Arbeitgeber die Forderungsempfehlung des IGBCE-Hauptvorstandes diskutiert. Diese sieht neben einer Erhöhung der Entgelte in der Spanne von 6 bis 7 Prozent, tarifliche Vorteile für Gewerkschaftsmitglieder und eine Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrages (BETV) vor. Die endgültige Forderung wird die IGBCE am 10. April 2024 beschließen. Am 19. April 2024 beginnen dann die Tarifverhandlungen für die hessische Chemie- und Pharma-Industrie in Niedernhausen.
"Die wirtschaftliche Lage in vielen Betrieben ist äußerst angespannt. Die Produktion ist 2022 um 5 Prozent gesunken, 2023 um weitere 7 Prozent geschrumpft", erläutert HessenChemie-Hauptgeschäftsführer Dirk Meyer. Derzeit gäbe es leider keine Anzeichen für eine Erholung.
Trotz dieser schwierigen Lage haben die Chemie-Arbeitgeber zum 1. Januar 2024 bereits eine Erhöhung der Tarifentgelte um 3,25 Prozent umgesetzt. Zusätzlich erhielten die Beschäftigten im Januar ein tarifliches Inflationsgeld von 1.500 Euro, brutto für netto. Diese Maßnahmen setzen die zweite Stufe des Chemie-Tarifpakets vom Oktober 2022 um und führen bereits zu steigenden Reallöhnen im Jahr 2024. "Dies zeigt unser Bekenntnis zur fairen Entlohnung trotz schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen in vielen Betrieben", macht Kolja Hosch (Clariant Produkte Deutschland GmbH), Verhandlungsführer der hessischen Chemie-Arbeitgeber deutlich. Es gäbe demnach keinen Nachholbedarf in der Hochlohn-Branche Chemie. Hinzu käme, dass sich die Inflation in diesem Jahr deutlich abschwächen werde.
Hosch betont, "dass sich die Branche derzeit in einer doppelten Krise befindet und sowohl konjunkturelle als auch strukturelle Herausforderungen meistern muss". Angesichts dieser Tatsache sei es unumgänglich, den Fokus auf die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit zu legen. "Eine Forderung von 6 bis 7 Prozent passt nicht zur angespannten Lage." Gewerkschaft und Arbeitgeber müssten, wie bereits in zurückliegenden Krisen, gemeinsam Verantwortung übernehmen, um die Unternehmen durch ein schwieriges konjunkturelles Tal zu führen.
Die Arbeitgeber betonen, dass die heute praktizierte Sozialpartnerschaft in der Chemie die effizienteste und für beide Seiten vorteilhafteste Form des Umgangs zwischen den Tarifparteien ist. Die Stärkung der beiderseitigen Tarifbindung erfordert gemeinsame Anstrengungen der Sozialpartner mit attraktiven Tarifverträgen, modernen Sozialpartner-Vereinbarungen und dem Willen zur Veränderung. "Wir weisen aber darauf hin, dass eine Spaltung der Belegschaft durch Besserstellung von Gewerkschaftsmitgliedern für uns nicht in Frage kommt", so Hosch.
Die Arbeitgeber sind davon überzeugt, dass eine krisengerechte Tarifpolitik dazu beitragen wird, die enormen Herausforderungen zu meistern und die Zukunft der Chemiebranche nachhaltig zu gestalten.
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