Pressemitteilung | IG BCE - Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie - Bundesgeschäftsstelle

Tarifrunde 2002: IG BCE fordert 5,5 Prozent

(Hannover) - Der Hauptvorstand der IG BCE hat am 29. Januar 2002 die Forderungsempfehlung für die Tarifrunde 2002 beraten und einstimmig beschlossen. Das Papier im Wortlaut:

Die gesamtwirtschaftliche Lage war 2000 ausgesprochen gut. Diese Entwicklung dauerte bis ins Jahr 2001. Im Jahresverlauf kühlte die Konjunktur merklich ab. Die Folgen trafen insbesondere die stark exportorientierten Branchen in Deutschland. Die Terroranschläge in den USA haben die negativen Trends weiter verstärkt.

Die augenblickliche konjunkturelle Situation ist erheblich schwieriger als noch vor einem Jahr. Klarzustellen ist, dass die Ursachen nicht hausgemacht sind, das heißt es liegt kein Standort- oder Lohnkostenproblem vor. Zu Schwarzmalerei besteht kein Anlass. Für die zweite Hälfte dieses Jahres zeichnet sich eine deutliche Erholung ab, wichtige Parameter deuten auf einen Aufschwung hin.

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist absolut unbefriedigend. Zwar sind seit 1998 rund eine Million neue Arbeitsplätze entstanden, allerdings verstärkt im Dienstleistungsbereich. Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Dabei darf sich niemand aus der Verantwortung stehlen. Politik und Wirtschaft stehen in der Pflicht, insbesondere die Arbeitgeber sind gefordert und müssen ihre Zusagen einhalten, Beiträge für eine positive Beschäftigungspolitik zu leisten.

Die Tarifpolitik der IG BCE war in den vergangenen Jahren davon geprägt, dass neben Einkommensverbesserungen und qualitativen Elementen – wie Altersteilzeit und Altersvorsorge - Fragen der Beschäftigungssicherung und Schaffung von zusätzlichen Ausbildungsplätzen im Mittelpunkt standen. Dass diese Tarifpolitik erfolgreich war, zeigt die Entwicklung der Beschäftigten- und Ausbildungszahlen.

Wir gehen davon aus, dass die aus den Globalisierungs- und Umstrukturierungsprozessen resultierenden negativen Auswirkungen auf die Zahl der Arbeitsplätze weit gehend abgeschlossen sind.

Der Hauptvorstand sieht angesichts der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und vor dem Hintergrund der aktuellen und der Preisentwicklung im vergangenen Jahr die Notwendigkeit, mit Tariferhöhungen eine reale Einkommenserhöhung der Beschäftigten sicherzustellen und damit auch einen Beitrag zur Belebung der Binnenkonjunktur zu leisten.

Bei den Forderungsdiskussionen müssen vorrangig die jeweiligen Branchengegebenheiten berücksichtigt werden, das heißt die wirtschaftliche Entwicklung und das Ziel einer leistungsgerechten Entlohnung sind wichtige Elemente unserer Forderung.

Der IG-BCE-Hauptvorstand empfiehlt zur Tarifrunde Chemie 2002:

1. Die Tarifeinkommen und Ausbildungsvergütungen sollten um einen Prozentsatz erhöht werden, der eine reale Einkommensverbesserung sicherstellt. Der Hauptvorstand empfiehlt eine Forderung von 5,5 Prozent.

2. Die Laufzeit der Einkommenstarifverträge sollte 12 Monate betragen.

3. Die Verhandlungen zum BETV (ETV - Ost) sollten im Rahmen der Tarifrunde fortgesetzt werden, mit dem Ziel, insbesondere die Modernisierung der Entgeltgruppen und die Umwandlung der Entgeltgarantiesätze in direktes Tarifentgelt zu einem Abschluss zu bringen.

4. Die tarifliche Jahresleistung (13. Monatseinkommen) sollte so weiterentwickelt werden, dass bei Vorliegen positiver Unternehmensergebnisse die Beschäftigten am Unternehmenserfolg beteiligt werden.

5. In den neuen Bundesländern ist in einem klar definierten Zeitraum eine Angleichung der Tarifeinkommen an vergleichbare westdeutsche Tarifeinkommen anzustreben.

Diese Forderungsempfehlung soll - wie in den vergangenen Jahren - für unsere Mitglieder und Vertrauensleute Grundlage der Diskussion für die Tarifforderung 2002 sein.

Soweit im 1. Halbjahr weitere Tarifrunden anstehen, sollten die Beratungen in den Tarifkommissionen, je nach Branchensituation und tarifpolitischer Ausgangslage, auf der Basis der vorstehenden Empfehlung erfolgen.

Quelle und Kontaktadresse:
Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie Königsworther Platz 6 30167 Hannover Telefon: 0511/7631-0 Telefax: 0511/76 31-713

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