Pressemitteilung | Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW)

Tariflöhne: Maßhalten ist Trumpf

(Köln) - Nach dem Arbeitskampf in der Metall- und Elektro-Industrie setzen die Gewerkschaften auch in anderen Branchen die Arbeitgeber mit Streikandrohungen unter Druck, weil man glaubt, den Metallern nacheifern zu müssen. Vor allem in der krisengeschüttelten Bauwirtschaft schießen Lohnzuwächse à la M+E aber weit übers Ziel hinaus. Dort führt kein Weg an einer produktivitätsorientierten Lohnpolitik vorbei, um den Verlust weiterer Arbeitsplätze zu verhindern.

In welch schwerem Wetter sich die Bauwirtschaft schon seit längerem bewegt, zeigt ein Blick zurück:
Die Bruttowertschöpfung des Baugewerbes ging seit 1995 real um fast 16 Prozent auf 95,9 Milliarden Euro im Jahr 2001 zurück.

Der Strukturwandel in der Branche kostete Hunderttausende Arbeitsplätze. Beachtlich dazu beigetragen hat, dass schon die einfache Arbeit kräftig auf die Kosten-Seite schlägt. So beträgt der Mindestlohn im westdeutschen Baugewerbe 9,80 Euro die Stunde, in Ostdeutschland gibt es 8,63 Euro. Dafür arbeitet zumindest im westdeutschen Baugewerbe kaum noch jemand. In der Regel wird dort gleich höher eingestuft. Ein Bauwerker im Westen erhält beispielsweise schon 11,38 Euro Stundenlohn – und damit deutlich mehr als Facharbeiter in anderen Branchen (vgl. Seite 7). Dies macht nicht nur die Bauleistungen teuer, sondern hemmt auch die Beschäftigungschancen für einfache Bauarbeiter.

Der schrumpfenden Bauindustrie helfen könnte zudem, wenn die Bau-Tarifparteien an ihrer maßvollen Linie der letzten Jahre festhalten würden (Grafik):

Zwischen 1991 und 2001 legten die tariflichen Monatsverdienste in der westdeutschen Bauwirtschaft um knapp 29 (West) Prozent zu, in Ostdeutschland um 77 Prozent. Etwas stärker stiegen während des Jahrzehnts die westdeutschen Chemie-Löhne, wobei allerdings die Kollegen in Ostdeutschland ein kräftiges Plus verzeichnen konnten.

Im Westen preschten im vergangenen Jahrzehnt mit fast 38 Prozent die Monatsentgelte des Einzelhandels am stärksten voran – was angesichts der derzeitigen Konsumflaute kein Maßstab für künftige Tariflohnsteigerungen sein sollte. Im Osten schossen mit einem Plus von 155 Prozent seit 1991 die Metaller den Vogel ab.

Quelle und Kontaktadresse:
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) Gustav-Heinemann-Ufer 84-88 50968 Köln Telefon: 0221/49811 Telefax: 0221/4981592

NEWS TEILEN: