Tarifkonflikt im privaten Omnibusgewerbe Baden-Württembergs
(Böblingen) - Zweite Verhandlungsrunde: kein Einlenken Verdis bei Lohnforderungen - Busunternehmer wollen deutliche Tariferhöhungen für Schüler und Berufspendler abwenden - Streiks im ÖPNV befürchtet
Auch nach dem zweiten Verhandlungstag sieht sich der Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmer (WBO) weiter mit einer Forderung von 10 Prozent mehr Lohn konfrontiert. Verhandlungsführer Eberhard Geiger bezeichnete dies als "völlig unrealistisch", deutete aber grundsätzliche Verhandlungsbereitschaft an.
Die privaten Omnibusunternehmen in Baden-Württemberg stehen wirtschaftlich stark unter Druck; in den gestrigen Verhandlungen lehnten die Gewerkschaftsvertreter jedoch eine gesamtwirtschaftliche Betrachtung ab und hielten an einer Zielmarke deutlich über dem jüngsten Abschluss im öffentlichen Dienst fest.
Um für die Unternehmen Planungssicherheit in den kommenden Jahren zu gewährleisten, besteht der WBO insbesondere auf einer gemeinsamen Verhandlung von Lohn- und Manteltarifvertrag, welche beide von Verdi gekündigt worden sind.
Er befürchtet nun durch kurzfristig anberaumte Streikaktionen starke örtliche Beeinträchtigungen im ÖPNV. Die Leidtragenden wären wieder einmal Berufspendler und vor allem Schüler.
Da in Baden-Württemberg die mündlichen Prüfungen an allgemeinbildenden Gymnasien von Montag, 26. Mai bis Freitag, 6. Juni und die schriftlichen und mündlichen Prüfungen an Realschulen bis Mittwoch, 4. Juni stattfinden, werden Schüler und Eltern dringend darauf hingewiesen, sich vorsorglich über eventuelle Streiks und Ausfälle zu informieren und sich Gedanken um alternative Beförderungsmöglichkeiten zu machen.
Der WBO appelliert an die Gewerkschaftsseite, Streikaktionen 48 Stunden vorher mitzuteilen, damit die Busunternehmen die Fahrgäste frühzeitig informieren können.
Der Hintergrund:
Die überzogene Forderung nach 10 Prozent mehr Lohn sprengt das bestehende Finanzierungsgefüge im ÖPNV und verursacht landesweit rund 20 Millionen Euro zusätzliche Kosten. In der Folge drohen Nutzern des ÖPNV zusätzliche und empfindliche Preissteigerungen.
Busfahrer in Baden-Württemberg erhalten die höchsten Tariflöhne in ganz Deutschland und liegen mit über 15 Euro die Stunde fast beim Doppelten des Mindestlohnes von 8,50 Euro. Da die Lohnkosten im ÖPNV mit rund 50 Prozent zu Buche schlagen, müssen die Unternehmen eine Lohnerhöhung, um kostendeckend zu arbeiten, direkt an die Fahrgäste weitergeben.
Die Löhne im privaten Omnibusgewerbe haben sich seit über 20 Jahren auf gleichem Niveau bzw. sogar über dem der Preisentwicklung entwickelt. Der WBO-Tarif sichert den Angestellten stets eine angemessene Lohnsteigerung. Unter dem Vorzeichen drohenden Fahrermangels ist es im Interesse des WBO, den Busfahrern als Anreiz ein auskömmliches Einkommen zu sichern.
Der Bus ist im Flächenland Baden-Württemberg das meistgenutzte Beförderungsmittel. Auch hat Baden-Württemberg im bundesdeutschen Vergleich durch das Engagement der privaten Omnibusunternehmen die höchste Busdichte auf dem flachen Land. Dadurch wären zahlreiche Fahrgäste in Baden-Württembergs ÖPNV von den Streiks und den Preiserhöhungen spürbar betroffen.
Etlichen der traditionellen, teilweise bis zu 100 Jahre alten, familiengeführten Omnibusbetrieben in Baden-Württemberg droht mit den überzogenen Forderungen der Gewerkschaft das "Aus", was ca. 800 Busfahrern den Job kosten könnte.
Gleichzeitig bräche insbesondere auf dem flachen Land der ÖPNV zusammen. Die Leidtragenden wären hauptsächlich Schüler, Pendler und Rentner.
Quelle und Kontaktadresse:
WBO Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmer e.V.
Klaus Zimmermann, Pressesprecher
Dornierstr. 3, 71034 Böblingen
Telefon: (07031) 62301, Fax: (07031) 623116