Tarifabschluss in der Papierindustrie: Mehr Entgelt, mehr für Schicht und Einmalzahlungen für 40.000 Beschäftigte
(Hannover) - In der dritten Verhandlungsrunde haben sich IGBCE und Arbeitgeber (am 18. November 2022) in Sulzbach auf einen Tarifabschluss für die Papier erzeugende Industrie geeinigt, der die Entgelte der 40.000 Beschäftigten der Branche dauerhaft steigert, sie sofort von der hohen Inflation entlastet und Schichtarbeit attraktiver macht.
In zwei Stufen werden die Vergütungen dauerhaft um einen Festbetrag von insgesamt 200 Euro erhöht. Die Durchfahrzulage, die Schichtzulage für den vollkontinuierlichen Schichtbetrieb, steigt auf 7,5 Prozent. Außerdem erhalten die Beschäftigten das tarifliche Inflationsgeld in drei Einmalzahlungen, insgesamt 3000 Euro netto.
IGBCE-Verhandlungsführer Frieder Weißenborn: "Festbetrag gefordert, Festbetrag durchgesetzt! Wir haben in einer alles andere als normalen Zeit einen Abschluss erreicht, der sich sehen lassen kann und die Beschäftigten dauerhaft deutlich entlastet." Für das Kernklientel der Gewerkschaft, die Kolleginnen und Kollegen im besonders belastenden vollkontinuierlichen Schichtbetrieb sei die Erhöhung der Durchfahrzulage eine wichtige Wertschätzung und große Errungenschaft. Weißenborn: "15.000 IGBCE-Mitglieder im ganzen Land haben im Vorfeld der Verhandlung mit Aktionen im ganzen Land Druck gemacht und sind laut geworden. Ohne ihre Unterstützung hätten wir das nicht erreicht."
Die Einigung im Detail:
- Ab dem 1. Januar 2023 steigen die Vergütungen dauerhaft einheitlich um 150 Euro.
- Ab dem 1. April 2024 steigen die Vergütungen dauerhaft einheitlich um weitere 50 Euro.
- Die Durchfahrzulage wird ab dem 1. Januar 2024 auf 7,5 Prozent erhöht. Die Zulage erhalten Beschäftigte, die im vollkontinuierlichen Schichtbetrieb arbeiten. Sie lag bisher bei 5 Prozent.
- Beschäftigte erhalten das tarifliche Inflationsgeld in drei Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 3000 Euro netto. Teilzeitbeschäftigte erhalten die Zahlung anteilig. Die Zahlung ist steuer- und sozialversicherungsfrei.
- Bis zum 31. Dezember 2022 750 Euro netto für alle Arbeitnehmer*innen.
- Bis zum 31. März 2023 1250 Euro netto als zweite Einmalzahlung.
- Bis zum 31. März 2024 1000 Euro netto als dritte Einmalzahlung.
- Unternehmen können die Einmalzahlungen freiwillig auch zu einem früheren Zeitpunkt zahlen. In Ausnahmefällen können die beiden späteren Zahlungen aus tiefgreifenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten mittels Betriebsvereinbarung anders gestaltet werden.
- Auszubildende erhalten drei Einmalzahlungen in Höhe von 400 Euro. Ihre Vergütungen erhöhen sich zum 1. Januar 2023 um 75 Euro um zum 1. Januar 2024 um 50 Euro.
- Die Laufzeit des Tarifvertrags beträgt 24 Monate, bis zum 30. September 2024.
Die Branche der Papier erzeugenden Industrie ist breit gefächert: Rund 3000 verschiedene Papiersorten gibt es, unterteilt in vier Bereiche. Mehr als die Hälfte aller Papiere wird für Verpackungen produziert. Grafische Papiere machen mit Zeitungen und Zeitschriften rund ein Drittel aus. Hygienepapiere, also etwa Toilettenpapier und Küchenrolle, haben einen Anteil von sieben Prozent an der Gesamtproduktion. Zu technischen und Spezialpapieren (sechs Prozent an Papierproduktion) zählen zum Beispiel Papiere für Etiketten, Teebeutel oder Zigaretten. Zu den größten Betrieben der Branche gehören der Hersteller grafischer Papiere UPM, der Hygieneartikelproduzent Essity Operations und Schoeller Technocell.
Quelle und Kontaktadresse:
(IG BCE) Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie
Lars Ruzic, Pressesprecher
Königsworther Platz 6, 30167 Hannover
Telefon: (0511) 7631-0, Fax: (0511) 7631-713